Windsurftrip nach Sardinien - Chris Hafer

Windsurftrip nach Sardinien

Frohe Ostern auf der italienischen Mittelmeerinsel

Der Kassenschlager des Jahres 2022 war „Top Gun Maverick“, inzwischen sogar auf Platz 12 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Nicht zuletzt wegen der wirklich gelungenen Aufnahmen und packenden Flugszenen, wenn Capt. Pete „Maverick“ Mitchell und die anderen Piloten in ihren F-18 Kampfjets durch einen engen Canyon mit zahllosen Wendungen auf ihr Ziel zurasen und der Zuschauer die G-Kräfte, mit denen die Piloten in ihre Sitze gepresst wurden, im Kinosessel miterleben konnte.

Zur Erläuterung; G-Kräfte werden Belastungen genannt, die aufgrund starker Änderung von Größe und/oder Richtung der Geschwindigkeit auf den menschlichen Körper, einen Gebrauchsgegenstand oder ein Fahrzeug einwirken.

Wer diese Flugsequenz einmal simulieren möchte – und zwar nicht am Simulator und ohne F-18 Kampfjet – dem empfehle ich den Streckenabschnitt auf der italienischen A7 und E 80 zwischen Pavia und La Spezia, via Genua. Meine F-18, pardon, mein T-6 VW Bus ächzt an allen Stellen, das Fahrwerk und Material sind an der Belastungsgrenze, gefühlte 7 G Beschleunigungskräfte pressen mich in den Sitz, die Abfolge von hart links, runter, dann lang rechts hoch beschleunigen, radikal abbremsen, etwa wegen ein paar Engstellen aufgrund von Baustellen (auf denen im übrigen seit Jahrzehnten nicht gearbeitet wird).

Dazwischen immer wieder ein kurzer Blindflug durch einen dunklen Tunnel, die schlechte Fahrbahn mit Schlaglöchern ersetzt Turbulenzen und Luftlöcher realitätsgetreu… viel näher kommt man vermutlich dem Originalgefühl der Piloten aus der Filmsequenz nicht. Vor allem, wenn man sich an den von den Italienern aufgestellten Geschwindigkeitslimits bzw. Empfehlungen orientiert, die sich eigentlich weit ausserhalb der physikalischen Grenzen und Möglichkeiten befinden... da hätte vermutlich auch Capt. Pete „Maverick“ Mitchell alle Hände voll zu tun gehabt.

Traumhafte Strände - zu Ostern auch noch weitestgehend menschenleer

Kein Flugzeugträger sondern eine brandneue und beeindruckend große Fähre wartete nach Mission Anreise in Livorno auf mich. Abgesehen von der neuen Fähre hat sich eigentlich seit meinen letzten Trips nach Sardinien nicht viel verändert.

Das erste Ichnusa, das sardische Bier, im Hafen schmeckt immer noch gut nach der langen Fahrt, und die Vorfreude ist auch wie jedesmal ziemlich hoch. Nach all den Jahren fühlt es sich allerdings wie eine Mischung aus Reise und nach Hause kommen an. Vieles ist vertraut und das Gefühl an einen Ort zu fahren, an dem man sich wohlfühlen und der trotzdem immer wieder etwas Neues offenbart, ist einfach schön.

Nur zwei Stunden nachdem ich in Olbia nach einer ruhigen Überfahrt von der Fähre gerollt bin, stecken meine Füsse bereits in den Fussschlaufen und mit dem Slalommaterial geniesse ich die Sonne und das – verglichen zu den heimischen Gefilden – warme Wasser in der der Bucht von Porto Liscia. Ein perfekter Einstieg und der optimale Ausgleich nach den langen Stunden hinterm Lenkrad am Vortag. Umso besser schmeckt dann die Pasta und der örtliche Rotwein zum Sonnenuntergang.

Der nächste Tag zeigte dann Sardinien und vor allem den Mistral von seiner weniger entspannten Seite. Schon zum typisch italienischen Frühstück, also einem Cappuccino mit ein paar Keksen zum Tunken war ein halbwegs geschützter Platz notwendig, damit die Kekse nicht bei über 35 Knoten Wind davon flogen. Die Bucht von Porto Pollo bot fliegendes Wasser, die ruppigen Böen versprachen wenig Spaß. Laut Windkarte sollte es im Westen weniger Wind haben, dafür könnte der die ganze Nacht schon wehende Mistral ein paar Wellen aufgebaut haben.

Typisch sardisch

1,5 Fahrstunden entlang der Nordküste waren in La Ciaccia bereits die örtlichen Wellenreiter dabei, ihre Boards zu wachsen, der Wind liess auf sich warten. Aber das Cafe direkt am Spot bietet sehr guten Cappuccino und Cornettos, auch wenn andere bereits um 10:00 sich einen Aperol Spritz schmecken ließen...

Typisch italienisch, also etwas unpünktlich, setzte dann auch der Wind für 5.3 ein. Auch wenn die Bedingungen in La Ciaccia deutlich besser sein können, Wellen in dieser Höhe im Mittelmeer, halbwegs geordnet durch eine Riffplatte, sind schon etwas Besonderes. Und auch nicht ganz ohne, wie einige andere Surfer leider feststellen mussten.

Von La Ciaccia lohnt sich die kurze Strecke nach Castelsardo. Die Burg, malerisch auf einem Felsen am Meer gelegen, um den sich der alte Ort schmiegt, bietet bereits bei der Anfahrt einen wirklich beeindruckenden Anblick. Noch beeindruckender ist allerdings, wenn man wie wir das Glück hat, am Beginn der Semana Santa, der heiligen Osterwoche, durch die engen Gassen der Altstadt zu schlendern und den Tönen und Gerüchen zu folgen.

Die Töne führten uns in eine der kleinen Kirchen. Dort lag bereits auf dem Altar, auf einem Silbertablett, der Schädel des örtlichen Heiligen, eines im Jahr 1200 in Marokko enthaupteten Franziskanermönches bereit, um am nächsten Tag andächtig an der Spitze einer jahrhundertalten Prozession durch den Ort getragen zu werden.

Genau wie wir verfolgte die versammelte Gemeinde aus alt und jung andächtig den traditionellen sardischen Hirtengesang von vier Männern, vermischt mit lateinischen Kirchtexten. Perfekt in der Querung des Hauptschiffs der Kirche positioniert, füllten die Stimmen der Männer die komplette Kirche aus.

Fischerei und Prozession

Der Geruch führte uns kurz danach ein paar Gassen weiter zu einer Gruppe älterer Einheimischer. Angesprochen woher es so gut duftete, wurden wir mit der typischen Herzlichkeit um die Ecke durch eine Holztür in einen Gewölbekeller geführt, der als improvisierte Großküche diente.

In Töpfen, die dem des Zaubertranks von Miraculix ähnelten, wurde Wildschweinragu für Pasta gekocht, für die Feier des Viertels am nächsten Tag nach der Prozession. Vielleicht lag es an meinem verzückten Gesichtsausdruck angesichts des Duftes, dass prompt eine Einladung ausgesprochen wurde...

Wirklich verlockend; aber noch verlockender war die Vorhersage für den Süden Sardiniens, kombiniert mit den Nachrichten, die mir Giggi schickte, der auf der Halbinsel Sant Antioco eine Surf-, Kite- und Wingstation betreibt und den ich von früheren Aufenthalten kannte: Chia wird gut...

Also mal wieder den Bus auf Kurven und Schlaglochtauglichkeit testen und die Insel durchqueren, von Nord nach Süd diesmal. Wie sich am nächsten Morgen zeigte, hatte Giggi als Local nicht zu viel versprochen. Chia bot logohohe und clean Wellen, dazu Wind fürs 4.7,er, allerdings von rechts und mit Regenschauern, aber irgendwas ist ja immer. Nur fünf andere Surfer waren auf dem Wasser, definitiv ein Vormittag der länger in Erinnerung bleiben wird.

Heizen auf Flachwasser

Abends zurück in Sant`Antioco war dann Sushi all you can eat mit Giggi und Freunden definitiv verdient. Geschätzt dürften wir zusammen einen mittelgroßen Wal verputzt haben, aber man soll ja auch die Teller leer essen, damit die Sonne wieder scheint. Tatsächlich schien die Sonne auch am nächsten Tag vom wolkenlosen Himmel und mangels Welle war die Bucht von Sa Barra der perfekte Platz für das Slalommaterial.

Glattes Wasser, konstanter Wind, warme Temperaturen und viel Platz in jede Richtung, viel entspannter und besser geht es kaum. So wenig Betrieb auf dem Wasser war, umso mehr Betrieb war allerdings zur Rushhour auf den schmalen Feldwegen der Halbinsel, kein Wunder wenn die Schafe alle pünktlich ihren Dienst auf den Weiden antreten müssen.

Ähnlich viel Betrieb herrschte dann an Karfreitag auch in Sant`Antioco selber. Der gesamte Ort war abends auf den Beinen, um die Madonna und was sonst noch an Reliquien aufzutreiben war, durch den Ort zu tragen, schon beeindruckend live zu erleben wie die Traditionen dort gepflegt werden.

Ganz wichtig für die Sarden ist auch der Familienzusammenhalt, und gerade zu Ostern kommt die ganze Familie zusammen. Alle bewaffnet mit riesigen Schokoladenostereiern und den traditionellen Panetones, den Osterkuchen in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Daniele, ebenfalls ein alter Freund, der inzwischen in Sa Roca Tunda, nahe am Wavespot Capo Manu, eine wirklich schöne Wohnung samt Garten in unmittelbarer Strandnähe vermietet, hatte mich über das Osterwochenende eingeladen.

Die Wohnung hatte er erst nach Ostern zur Vermietung freigegeben, denn die Ostertage selber verbrachte er lieber im Kreis seiner Familie. Inklusive der 88-jährigen Tante Maria, die mir beim gemeinsamen Essen klar den Grund für ihre Fitness und gute Laune verriet: das gute sardische Essen, am besten mit selbst hergestelltem Olivenöl und natürlich Rotwein, um am besten noch einen (oder auch zwei) eisgekühlte Gläser Myrto, dem traditionellen, aus Beeren hergestellten Likör. Natürlich auch selbst gemacht, versteht sich doch wohl...

Sommerfeeling zu Ostern

Das Mittagessen im Garten zog sich so entsprechend in die Nachmittagsstunden, nur irgendwann kamen dann die ungeladenen Gäste: die Stechmücken. Eigentlich nicht verwunderlich bei der Vielzahl der Wasserflächen im Westen der Insel, den Stagnos, in denen die rosa Flamingos dekorativ herumstehen, eine früher übrigens Malaria-verseuchte Region.

Der relativ warme und feuchte Winter auf Sardinien hatte dazu beigetragen, dass bei Einbruch der Dämmerung ein Aufenthalt im Freien aufgrund der Wolken von Stechmücken nicht gerade entspannt war.

Es war an der Zeit weiterzufahren, auch weil ich nach mehreren opulenten Osteressen nicht mehr in der Lage war weitere Nahrung aufzunehmen. Meine Boards sollten in den kommenden Tagen schließlich nicht komplett auf Tauchstation gehen.

Zurück im Norden bot dann die Bucht von Porto Liscia nachmittags verlässlich Wind für Slalommaterial, meist nach einer Runde mit dem Rad durch das Hinterland oder entlang der Küste. Vom Rad aus war noch wesentlich deutlicher zu erkennen, wieviel Müll nahezu überall in den Straßengräben oder am Straßenrand liegt. Wie die Sarden mir erzählt haben weniger ein Problem des Tourismus, vielmehr ein hausgemachtes.

Spätestens, wenn man versucht, den angesammelten Müll einiger Tage ordnungsgemäß zu entsorgen, fällt auf, dass Mülltonnen auf der Insel ein rares Gut sind. Es gibt auch keine Müllabfuhr, vielmehr hat jeder Ort Container, in denen der getrennte Müll gegen Gebühr entsorgt werden kann. Soweit zur Theorie... denn wie die Praxis zeigt wird viel Müll weder getrennt, geschweige denn ordnungsgemäß entsorgt.

Und wenn selbst an den Strandpromenaden die normalen Mülleimer abmontiert werden landet auch viel Müll, und eben auch Plastikmüll, in der Natur. Der findet sich dann irgendwann in zunehmenden Maße fein zerkleinert im Sand am Strand wieder... leider.

Slalom Battle mit Vincent Langer

Als sich gegen Ende meines Aufenthaltes die Vorhersage in den einstelligen Knotenbereich verschlechterte und dazu noch auf südliche Richtung schwenkte, kam eine WhatsApp von einem Semi-Local, Vincent Langer, der sich aus Budoni meldete und meinte, die 7-8 kn Vorhersage sein doch super für die nächsten Tage! Es dürfte mittlerweile ca. 20 Jahre her sein, das wir, damals noch als DWC-Teamkollegen, die Bucht mit Kursrenn- und Slalommaterial vermessen haben...

Und Vincent, auch regelmässiger Gast auf Sardinien, sollte Recht behalten. Die angesagten 7-8 kn reichten für das 7.8er Slalomsegel, und nicht nur auf den Drohnenaufnahmen wirkten die Wasserfarben und der weiße Sandstrand karibisch.

Sardinien hat zu 100% Wind geliefert, und das bei wirklich angenehmen Temperaturen. Was aber noch viel wichtiger ist als die Windstatistik oder die Anzahl der Tage in der Welle: die innere Zufriedenheit die ich spüre, als ich bei einem letzten Ichnusa auf die funkelnden Lichter von Olbia schaue, während die Fähre abends ablegt, Richtung Livorno. Das Gefühl, bei Freunden gewesen zu sein, wunderschöne Natur und Landschaften genossen zu haben.

Sunset

Infos Sardinien

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen

Beste Reisezeit zum Windsurfen sind Frühjahr und Herbst. Im Sommer wird es ziemlich heiß und vor allem auch voll, insbesondere wenn in Italien Ferien sind. Auch im Winter kann man gute Bedingungen finden, es ist dann leer und verglichen mit deutschen Temperaturen immer noch angenehm. Im Winter empfiehlt sich ein 5/3er Anzug, im Frühjahr/Herbst ein 4/3er oder Kurzarmanzug. Schuhe sind empfehlenswert, da zumindest an den meisten Wavespots Seeigel und/oder scharfe Felsen auf ungeschützte Füße lauern.

Für Wellen braucht es einige Zeit ausreichend Mistral, gerade im Frühjahr ist dafür die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Aufgrund von Thermik kann es auch bei relativ schlechter Vorhersage oft mehr Wind geben als angesagt.


Anreise

Es gibt zwei Alternativen, Fähre oder Flugzeug. Vorteil der Fähre mit eignem PKW ist die Mobilität auf der Insel und der problemlose Materialtransport. Wählt man eine Nachtfähre, etwas ab Livorno, Genua oder La Spezia, verliert man keine Zeit bei der Anreise und kommt entspannt am nächsten Morgen auf der Insel an, etwa in Olbia.

Fährgesellschaften:
www.mobylines.de
www.tirrenia.it
www.grimaldi-lines.com


Mit dem Flugzeug besteht die Möglichkeit von verschiedenen deutschen Flughäfen, etwa Düsseldorf, München, Frankfurt nach Olbia oder Cagliari, z.B. mit: www.condor.com oder www.eurowings.com

Wavebedingungen

Wohnen & Campen

Wildes Campen ist generell verboten. Es gibt eine Reihe von Campingplätzen, welche davon die Corona-Krise, bei der es in Italien anders als in Deutschland keine staatlichen Beihilfen gab, überlebt haben und wieder öffnen, muss sich noch zeigen. Zudem sind viele Campingplätze in der Vor- und Nachsaison geschlossen. Es gibt auch an den Spots eine ganze Reihe von Unterkünften für jeden Geldbeutel.

Spots

Sardinien bietet für jeden Geschmack etwas, von spiegelglatten Freestyle und Slalomrevieren bis hin zu Hardcore Wavespots. Neben Porto Pollo im Norden lohnt es sich definitiv die Insel zu erkunden, einfach mal eine Bucht weiter zu fahren und sich überraschen zu lassen. Nachfolgend ein paar Tipps.


Südküste

Sa Barra: Große Lagune zwischen dem sardischen Festland und der Insel Sant´Antioco. In Lee verhindert der Damm zwischen Sant´Antioco und dem Festland ein Abtreiben, und auch viele stehtiefe Bereiche sorgen für Sicherheit. Ein wenig auf Fischerleinen achten, ansonsten gibt es keinerlei Hindernisse und viel Platz für alle Könnensstufen, um unter Laborbedingungen an dem nächsten Manöver zu üben.

Kostenpflichtiger Zugang zur Surfstation von Giggi Maddedu ist aufgrund der engen Wege nicht für übergroße Wohnmobile möglich. Alle anderen finden neben der Möglichkeit Material zu mieten sanitäre Anlagen und eine Bar sowie eine sehr entspannte Atmosphäre http://www.sabarra.it).

Beste Windrichtung ist Nordwest, dann hat man aufgrund der lokalen Thermik und Lage deutlich mehr Wind als vorhergesagt wird. Auch Südost, also Scirocco ist perfekt sideshore und sorgt der Statistik nach für 250 Surftage im Jahr.

Calasetta: Im Westen von Calasetta führt ein schmaler Weg über eine Hügelkuppe. Von dort hat man den Wagespot vor sich im Blick. Die Welle bricht bei Wind von rechts über ein flaches und teilweise scharfes Felsenriff. Die Wellen sollten mindestens 1-1,5 m hoch sein, damit man sie abreiten kann. Relativ ungefährlich, da man bei einem Sturz nach Lee in tieferes Wasser treibt. Da aber Ein- und Ausstieg über Felsen erfolgen, ist Calasetta nicht unbedingt ein Einsteigerspot. Beste Windrichtung ist Nordwest. Es sollte vorher einige Tage lang starken Wind aus dieser Richtung gehabt haben, damit die Welle sich aufbauen kann. Begrenzte Parkmöglichkeiten, keine sanitären Anlagen.

Spiaggia Grande: Einsteigerspot südwestlich vom Wavespot. Große sandige Bucht, in der nur wenig Welle anzutreffen ist. Hier ist auch die zweite Surfschule von Gigi. Genau wie in Calasetta ist der Wind immer etwas schwächer als in Sa Barra. Bis auf Südwind, der hier ablandig weht, funktionieren alle Windrichtungen.

Punta Trettu: in Luv von der Lagune und auf dem Festland gegenüber von Sa Barra. Hier gehen die Kiter an der Kitestation ins Wasser, aber auch Windsurfen ist möglich. Allerdings ist das Wasser relativ flach, man sollte auf seine Finne aufpassen und auch respektieren, dass dieser Spot eigentlich für die Kiter reserviert ist. Windrichtung ist wie in Sa Barra am besten Nordwest, Ostwind ist ablandig und wegen der Berge im Hinterland sehr böig. Einzig die Industriekulisse in Luv stört das Bild.

Sardinien bietet erstklassige Wavespots

Chia: einer der besten Wavespots in Italien. Nicht ohne Grund wird hier regelmäßig die Italienische Wavemeisterschaft ausgerichtet. Bei Scirroco kommt der Wind von links, aber auch mit Wind von rechts kann es sehr gute Wavebedingungen haben. Weiter Sandstrand mit Shorebreak und zum Teil Windabdeckung durch die Dünen; sehr schönes Ambiente und traumhafte Wasserfarben. Beste Windrichtung ist SW-W, Parkplatz, keine sanitären Anlagen.

Porto Pino: Im Südwesten der Insel gelegen, kann es dort bei Mistral Wellen mit Sideoffshore-Wind geben, wenn sonst noch alles flach ist. Schöne einsame Bucht mit weitem Sandstrand, die Anfahrt ist etwas trickreich.

Cagliari, Poetto: der Stadtstrand, mit 7 km feinem Sand, ausreichend Infrastruktur und der sardischen Hauptstadt als Kulisse. Bei Mistral meist ablandiger Wind mit dann perfekten Slalombedingungen. Bei fast jeder Windrichtung fahrbar; wir empfehlen als Basis den Surfclub von Mauro Cove im östlichen Teil der Bucht. Dort gibt es eine perfekte Infrastruktur, Materiallagerung möglich, meist Sideshore-Bedingungen. Vorsicht: Flaches Riff direkt vor dem Einstieg!

Geremeas / Villasimius: im Osten von Cagliari bietet fast jede Bucht Möglichkeiten zum Surfen; meist mit gemäßigter Dünung für Slalompiloten bei Mistral, der dann side- bis sideonshore weht. Im Sommer gibt es oft Thermik aus West bis Südwest.

Porto Guincho: Traumhafte Wasserfarben und eine Lagune bilden die perfekte Kulisse für Slalom- und Speedbedingungen bei ablandigem Westwind ganz am östlichen Zipfel der Insel.

Costa Rei: die Ostküste bietet weitläufige Sandstrände mit meist sehr entspannten Bedingungen, um erste Wave-Erfahrungen zu machen, oder entspannt beim Freeriden die schöne mediterrane Kulisse zu geniessen.

Slalom-Training aufg Sardinien

Westküste

Capo Mannu: Wavespot im Westen der Insel, nach einer längeren Mistral-Periode kann es geniale Bedingungen mit Wind von rechts haben (NW). Aber: Steile Felsküste, Windabdeckung im Uferbereich, sehr trickreicher Einstieg und hohe Wellen begrenzen diesen Spot für Experts only! Der Spot Mini Capo nebenan ist ein Geheimtipp für Wellenreiter, also respektiert die zahlreichen Locals! Anfahrt zur Landspitze nur über holperige Piste, keine sanitären Anlagen.

Putzu Idu: Bucht mit traumhaften Wasserfarben und langem Sandstrand neben Capo Mannu; Slalom- und auch Wavespot mit kleiner Welle wenn es am Capo Mannu groß wird. Funktioniert bei fast jeder Windrichtung, Vorsicht wegen vieler Fischerleinen im Wasser! Parken und sanitäre Anlagen am Strand möglich, dort gibt es auch seit einiger Zeit eine Surfschule, Shops und Bars.

Funtana Meiga: nahe der punisch/römischen Ausgrabungsstätte von Tharros am Südzipfel gelegen. Funktioniert ebenfalls bei starkem Mistral. (NW) Die Wellen brechen über ein flaches Felsenriff; der Einstieg ist ebenfalls etwas eng und trickreich. Dafür eignen sich die Wellen ohne Windabdeckung sehr gut zum Springen. Das letzte Stück der Anfahrt ist auf Feldwege, also bei Regen nur bedingt empfehlenswert, keine sanitären Anlagen.

Torre Grande: Am Nordende des Golfes von Oristano breiter Sandstrand mit geschützten Bedingungen. Oft weht aufgrund von Thermik mehr Wind als an den anderen Spots. In der Mitte der Bucht liegt eine Fisch & Muschelfarm im Wasser, ansonsten keine Hindernisse. Hier hat auch Matteo Spanu (Instagram), der beste Surfer der Region, sein Windsurf- und Wing-Center, wo er auch Schulungen anbietet.

Capo Pecora & Umgebung: Wer sich hierhin verirrt, der findet garantiert leere Strände! Dazu eine wilde Kulisse, mit steilen Felsküsten, weiten Sandstränden und verlassenen Bergbauruinen. Entlang dieser Küste und der Costa Verde finden sich jede Menge Strände, die je nach Windrichtung für positive Überraschungen und Wellen sorgen können. Wir haben einige der Spots abgefahren und können es für Entdecker nur empfehlen!

Schön war's - 2025 gerne wieder

Ostküste

Murta Maria: eine kleine Bucht südlich von Olbia. Oft ist hier bei südlichen Winden wesentlich mehr Wind als die Vorhersage verspricht. Die geschützte Bucht bietet neben traumhafter Kulisse dann auch glattes Wasser für Freestyle oder Frederiken.

Budoni: traumhafter Sandstrand mit karibischen Wasserfarben. Sind 5-7 kn aus Süd angesagt, lohnt sich die Fahrt an die Ostküste. Thermisch und durch die Berge im Hinterland verstärkt, reicht der Wind dann oft schon für eine perfekte Slalom-Session oder entspanntes Freeriden. Bei Wind aus nördlichen Richtungen kann die Bucht im nördlichen Bereich gute Wave-Bedingungen bieten, wenn der Windswell durch eine Riffplatte geordnet wird und dann gute Sideshore-Bedingungen bietet.


An dieser Stelle noch einmal die Bitte: Hinterlasst die Strände so, wie ihr sie euch wünscht und sorgt mit eurem Verhalten dafür, dass Surfer/Windsurfer noch lange gern gesehene Gäste an den Spots sind, mille grazie!!

17.05.2024 © DAILY DOSE  |  Text: Chris Hafer  |  Fotos/Grafiken: Chris Hafer