Windsurfen in den schwedischen Schären
Tourensurfen im Schärenlabyrinth ist spannend und bietet einige Herausforderungen
Inseln, überall Inseln. Manchmal liegen sie so dicht beieinander, dass sie nur durch wenige Meter breite Channels getrennt sind. Dann öffnet sich überraschend eine flache Lagune. Einige Inseln weiter ändert sich die Wasserlandschaft radikal. Schaumkronen überall, der Wind nimmt abrupt zu. Swell schlüpft über das offene Meer in das Labyrinth und wird von den vielen Riffen zurückgeworfen.
Das sind die schwedischen Schären. Ultra-lokaler Wind von null bis zuviel, Untiefen überall und über allem schwebt eine herausfordernde Navigation. Wie jedes gute Labyrinth, täuschen die Schären bekanntes vor, wo in Wirklichkeit Neuland ist. Der Blick zurück kann schlagartig offenbaren, dass man visuell jeden Anhaltspunkt für die eigene Position verloren hat.
Sieht so ein guter Windsurfspot aus?
Im herkömmlichen Sinn sicher nicht, denn Shortboards sind für eine Entdeckungstour vollkommen ungeeignet. Brutale Winddreher in den Channels und Flaute in Lee von Inseln sind mit kurzen Boards nicht machbar. Am besten ist ein großvolumiges Board mit Schwert, damit auch ohne Gleitfahrt Höhe gewonnen werden kann.
Dazu gehört ein Segel, das im Zweifel eine Nummer zu klein ist. Es gibt garantiert Channels, wo sich der eigentlich zahmen Wind zwischen zwei Inseln durchpresst und kleinräumig einen Hexenkessel produziert. Wenn dieser Bereich auf dem Weg nach Hause bezwungen werden muss, kann ein zu großes Segel unangenehm werden.
Die Frage, warum eine Tour durch die Schären, in der man sich schnell 20 Kilometern und mehr vom Ausgangspunkt entfernt, reizvoll ist, kann schnell beantwortet werden. Neben der faszinierenden Landschaft gibt es eine spannende, sehr abwechslungsreiche Tierwelt zu beobachten. Nach einigen hundert Metern scheint die Zivilisation weit zurückzuliegen. Windsurfen in den Schären ist eine Kombination aus Entdeckungstour und Wandersurfen bei gleichzeitig hohen fahrtechnischen Herausforderungen.
Schärengebiete gibt es in Schweden nicht nur an der West- und Ostküste, sondern auch im Inland, beispielsweise auf dem See Vänern rund um Skaven. "Den" Spot gibt es nicht. Allein der Stockholmer Schärengarten besteht aus über 24.000 Inseln...
Je nach Gebiet gibt es aber Bereiche, in denen es sehr viele Boote unterwegs sind. Das kann auf dem Wasser durchaus für Stress sorgen. Diese Regionen kann man über die Satellitenbilder von Online-Karten identifizieren. Die teils riesigen Yachthäfen sind leicht zu erkennen.
- Sicherheit: Auch bei zahmen Bedingungen sollte man Schärengebiete nicht unterschätzen. Denkanstoß: Durch die vielen Inseln ist man schon nach wenigen hundert Metern visuell von Personen am Ausgangspunkt separiert.
- Orientierung in Winddrehern: Ich habe in den Schären lokale Winddreher von 180 Grad erlebt. Die Windrichtung darf man in diesen Gebieten nur mit Vorsicht als Navigationshilfe nutzen. Theorien wie "Ich bin die ganze Zeit Höhe gelaufen, wenn ich zurück zum Ausgangspunkt will, muss ich auf raumen Kurs fahren", kann bei den vielen Winddrehern in eine vollkommen falsche Richtung führen.
- Karten: Bei unbekannten Revieren ist ein Smartphone mit Offline-Karten oder eine Smartwatch mit gutem GPS-Trace-Back unverzichtbar. Man verirrt sich dort viel schneller, als man denkt. Ist mir selbst in diesem Sommer passiert, weil ich auf das Smartphone verzichtet hatte und dachte, ich sei nach dem Kartenstudium an Land auf der sicheren Seite.
- Notfall-Kommunikation: Normalerweise reicht ein Smartphone aus, mehr Sicherheit bietet ein Satelliten-Messenger, der auch ohne Mobilfunknetz funktioniert (Link: www.dailydose.de/news-garmin-inreach-mini-2-20240506.htm).
- Schuhe: Wer ungeplant anlanden muss, wird höchstwahrscheinlich über Riffe oder Felsen klettern müssen. Der direkte Weg nach Hause kann in den Schären auch über Land führen. Und wer will schwimmen, wenn man auch laufen kann?
- Auftriebshilfe: Das Board ist die ultimative Auftriebshilfe. Wer es verliert, muss lange schwimmen. Eine Auftriebshilfe kann lebensrettend sein (Link: www.dailydose.de/story-lebensretter-pfd-restube-decathlon-teil1-20211020.htm).
05.09.2024 © DAILY DOSE | Text: Christian Tillmanns | Fotos/Grafiken: Anke Zieseniss, Christian Tillmanns