Windsurfen in der Jammerbucht

Jammerbucht - Teil 1

Ein Roadtrip zu den Spots im westlichen Teil zwischen Bulbjerg und Slettestrand. Teil 1 der Reise führt vom Bulbjerg bis zum Klim Strand.

"Ein lauter Knall - Glas splittert und gebrochenes Plastik fliegt durch die Luft. Ich bringe den Wagen..." Moment mal, mit den gleichen Worten fängt ein Reisebericht zu Cornwall aus dem Jahr 2017 an...

Und in der Tat - die Dinge scheinen sich zu wiederholen. Nur dass es drei Jahre später ein dänischer SUV war, der beim Überholen einer Rennradfahrerin unser Fahrzeug an den rechten Straßenrand drängte - und trotzdem knallten die Spiegel gegeneinander. Rechts ran, die Radlerin auf der anderen Seite schien alles unbeschadet überstanden zu haben... nur der SUV-Fahrer machte sich aus dem Staub. U-Turn und hinterher?

Surfen in der Jammerbucht

Wir haben uns erstmal um die Radfahrerin gekümmert. Stine, eine junge Dänin, war fassungslos, hatte zwar nichts abbekommen, sich das Kennzeichen aber ebenfalls nicht gemerkt. Wir tauschten Adressen aus, sammelten das Plastik von der Straße und fuhren dann einige Kilometer zurück, um den Unfallgegner vielleicht auf einem Parkplatz bei der Begutachtung seines Schadens zu erwischen. Fehlanzeige - kann man nur hoffen, dass es für ihn teuer wird... unser neuer Außenspiegel (elektrisch verstellbar und beheizt), erhöht die Urlaubskosten um gerade mal 52,90 EUR.

Dieser Vorfall sollte nicht die einzige Ähnlichkeit mit der drei Jahre zurückliegenden Reise nach Cornwall bleiben. Aber starten wir von Anfang an.

Die Aussicht vom Bulbjerg

Bulbjerg war am Vortag die erste Station unserer dreitägigen Tour. Nordwestwind war angesagt und mitten in den Sommerferien wollten wir ein anderes Ziel ansteuern, um das in dieser Zeit übervolle Hanstholm zu meiden.

Frische Nordseeluft ohne die Geschmacksnote 'Inspiratione Fischmehl Lungo' wehte uns auf dem 47 Meter hohen Bulbjerg um die Ohren. Ein beeindruckender Aussichtspunkt, den ich zuletzt in Jahr 2009 besucht hatte. Eine Windsurftour in diese Region war seitdem immer wieder angedacht, aber letztendlich führte mich die Macht der Gewohnheit regelmäßig zu den Stränden bei Klitmøller und Hanstholm.

Windsurfen vor dem Bulbjerg

Beim Blick hinunter in die Bucht waren nur zwei Windsurfsegel und zwei Kites zu erspähen. Und der Blick reicht weit. Fürs 4.6er sollte der Wind aus WNW locker reichen und auch Wellen waren reichlich vorhanden. Zwar nicht so geordnet, wie man es in Lee der beliebten Molenspots erwarten kann, aber trotzdem kraftvoll brechend.

Surfen vor dem Bulbjerg

Direkt vor dem Bulbjerg liegt ein Felsbrocken und eine langgezogene Sandbank im Wasser. Beim imposanten Felsplateau handelt es sich um die Reste des Skarreklit, einer Felsnadel, die bis Ende des letzten Jahrhunderts noch in beachtlicher Höhe aus dem Wasser ragte, inzwischen aber zusammengebrochen ist.

Dahinter läuft eine knackige Kante, zwar etwas close-out brechend, dafür mit Druck. Diese erste Session des Trips war besonders wegen des Bulbjergs beeindruckend, denn nach jeder Halse weiter draußen blickt man vom Wasser aus auf die steil aufragenden Klippen.

Der Bulbjerg bietet eine imposante Kulisse für Wassersportler

Inzwischen ganz alleine auf dem Wasser hatte ich die gesamte Szenerie im Licht der Abendsonne für mich. Wellen liefen sowohl in der langgezogenen Bucht in Luv, als auch am langen Strand in Lee bis Thorupstrand. Aber das wollte ich mir an den kommenden Tagen noch genauer anschauen.

Es war bereits kurz vor acht und wir mussten uns um einen Schlafplatz kümmern. Ein kleiner Campingplatz liegt direkt am Beginn der Strandzufahrt zum Bulbjerg. Die Rezeption war allerdings nicht besetzt und wegen des etwas unaufgeräumten Eindrucks hinter den Glasscheiben zogen wir weiter nach Osten, wo wir bei der Anfahrt einen großen Campingplatz passiert hatten.

Die Rezeption des Jammerbugt Camping war besetzt und wir hätten dort für 100 Kronen (gilt für 2 Personen im Bus) auf dem AutoCamper Parkplatz vor dem Gelände übernachten können, zogen aber einen richtigen Stellplatz vor. Inklusive Dusche und Strom rund dreimal teurer, aber das Urlaubsfeeling sollte nicht zu kurz kommen.

Windsurfen vor Thorupstrand

Am nächsten Tag ging es weiter zum Thorupstrand. Hunderte andere schienen die gleiche Idee gehabt zu haben und wir mussten uns in eine kleine Blechlawine einreihen. Grund war das Fischlokal am Strand - ähnlich wie Nørre Vorupør ist der Ort mit seiner auf dem Strand liegenden Fischereiflotte ein beliebtes Ausflugsziel.

Auch an diesem Dienstag wehte es kräftig aus Nordwest und ein Ausflug aufs Wasser vor den Fischerbooten wäre möglich gewesen, aber wir wollten noch viele andere Strände der Region entdecken.

Fischkutter am Thorupstrand

Zum Beispiel Klim Strand, rund drei Kilometer weiter östlich gelegen. Dort befindet sich das große Areal des Klim Strand Camping, dessen Stellplätze bis in die Dünen reichen. Wir haben uns den öffentlichen Strandzugang angeschaut, dessen Zufahrt links vom Campingplatz beginnt.

Gefahrt am Klim Strand - nicht ideal zum Surfen

Windsurfen ist dort aber nicht zu empfehlen, da vier massive Betonblöcke halbversunken im Wasser liegen, auf denen noch verrostete Poller stehen. Vermutlich alte Bootsanleger aus den Zeiten des Atlantikwalls - auch Bunkerreste sieht man an vielen Stränden der Region aus dem Sand ragen.

Auf dem Weg zu weiteren Strandzugängen zwischen Klim und Kollerup wurden wir dann um unseren Außenspiegel erleichtert. Weil nur die große Glasfläche zerborsten war, der Konvexspiegel noch intakt und die Einzelteile sich mit Duct Tape wieder grob zusammenflicken ließen, war die Weiterfahrt möglich.

Hier geht es weiter mit dem zweiten Teil der Reise in die Jammerbucht.

10.08.2020 © DAILY DOSE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall, Vivian Wehr

Klim Strand und Kollerup Strand