
Formentera
Reisebericht
Ich habe auf Formentera im Sommer 1985 Windsurfen gelernt. Die Surfschule bestand im Wesentlichen aus einem Klapptisch, zwei Klappstühlen, einem Sonnenschirm, dem Hund Leo, sowie Bärbel und Carlos. Carlos hieß eigentlich Karl, kam aus Deutschland und war gelernter Elektriker.
Auf Formentera saß Carlos auf seinem Stühlchen unter dem Schirm und gab den auf dem Wasser umherdriftenden Schülerinnen und Schülern seine Kommandos per Megafon. Naturgemäß arbeitet ein Megafon nicht sehr zielgerichtet und vor allem laut. Wenn Carlos rief "Christian, Kiste rein", war auch der komplette Strand bis in die dritte Dünenreihe über meine Haltung informiert.

Seit dem erfolgreich absolvierten Windsurfkurs sind fast 40 Jahre vergangen. Grund genug, die Insel wieder einmal zu besuchen. Diesmal allerdings mit einem Windsurfer LT im Gepäck, aber auch kleineres Besteck war dabei. Wieder einmal war es aber der Windsurfer, der in den manchmal launischen Winden munter mit mir auf Entdeckungsreise ging. Das war, auch wegen der Andacht an einen im vergangenen Jahrtausend absolvierten Surfkurs, irgendwie passend.
Formentera hat sich immer dem Massentourismus entgegengestellt. Das hat die Insel vor dem Schicksal anderer Mittelmeerregionen bewahrt, in denen man heute vor allem Beton bewundern kann. Das aus gutem Grund verknappte Angebot führte allerdings dazu, dass die Insel der Hippies sich zu einer Insel der Reichen verändert hat. Entsprechend hat sich der Preisdruck in den Sommermonaten auf ein teilweise absurdes Niveau erhöht.

Die gut betuchten Ferienhausbesitzer, Pauschaltouristen und jede Menge Tagesbesucher aus Ibiza kommen jedoch fast ausschließlich im Sommer. Die unfassbar große Anzahl der ankernden Yachten macht Wassersport dann an einigen Spots der Insel schwierig. Im Winter, Frühjahr und Herbst ist Formentera allerdings so, wie es immer war, entspannt, erschwinglich und wunderschön. Nur eben mit 14 bis 18 Grad nicht ganz so warm.

Formentera bekommt in der Nebensaison viel Tiefdruckwind ab, im Sommer kriechen meist laue Lüftchen übers Wasser. Der Wind kann allerdings äußerst launisch sein. Er unvermittelt auftreten, schnell sehr stark werden, schnell drehen und auch schnell wieder weg sein. Die Insel wird auch von starken Nordwinden erwischt, die von Frankreich aus über das Mittelmeer peitschen.

Die kleine Insel ist vor allem für diejenigen ein lohnendes Ziel, die nach dem Motto "das Auge surft mit” über die Weltmeere schippern. Insbesondere die nach Norden ausgerichtete, flache und schmale Landzunge, an die sich die Insel Espalmador anschließt, gehört zu Recht zu den schönsten Stränden weltweit.

Wer Formentera mit seinem Fahrzeug besuchen möchte, muss das wirklich wollen. Die Anreise ist weit und benötigt viel Zeit. Fähren erreichen die Nachbarinsel Ibiza in der Nebensaison von Barcelona und Denia. Von Ibiza aus geht es dann mit einer kleineren Fähre weiter nach Formentera. Vor allem auf dem Rückweg sollte man das Wetter genau im Auge behalten. Die Meerenge zwischen Ibiza und Formentera ist flach und tückisch. Hier bauen sich des Öfteren auch für die Fähren unbezwingbare Wellen auf. Wer hier die Anschlüsse eng strickt, kann besonders bei einzeln gebuchten Tickets, die nicht flexibel sind, ins Schwitzen kommen.

Campen ist auf Formentera verboten. Die Straßen sind teilweise extrem schmal und in der Hauptsaison ist die Anzahl an Fahrzeugen auf der Insel limitiert. Externe Fahrzeuge müssen zwischen Juni und September vorab ihre Fahrerlaubnis auf der Insel buchen. Mit diesem Schritt will die Insel das Verkehrschaos in den Sommermonaten mindern. Achtung: Campingfahrzeuge bekommen keine(!) Genehmigung zum Befahren der Insel.
Link: formentera.eco/de
Unterkünfte findet man auf Formentera in der Nebensaison gut über Ferienhausportale. Hier sollte man die Preise akribisch vergleichen. Vielfach werden Mondpreise gefordert. Gerade in der Nebensaison gibt es aber viele günstige Angebote.
23.05.2025 © DAILY DOSE | Text: Christian Tillmanns | Fotos/Grafiken: Christian Tillmanns