Henry Kolberg in Weißenhaus

BIG DAY WEISSENHAUS

30. November 2021

Wellen auf der Ostsee wie an einem Nordseespot - diese Tage sind selten. Am vergangenen Dienstag rollte das Sturmtief Christian aus nordwestlicher Richtung heran und versprach genau diese Bedingungen.

Am frühen Vormittag ist das Viereinhalber bei Sideshorewind noch gut fahrbar. Die Sonne scheint, aber die Temperaturen liegen im einstelligen Bereich. Der Kopf schmerzt beim ersten Sturz, als das Wasser unter die schützende Haube schießt. Wellenritt - Waschgang - und was für einer. Der kraftvolle Druck der Brandung ist zu spüren. Anders als an Sommertagen. Mehr Adrenalin im Blut.

Dicke Wellen an der Ostsee

Der Wind nimmt zu, es wird Zeit zum Umriggen. Aber schon beim Tragen des Viernullers ist zu spüren, dass diese Wahl zu optimistisch war. Die Ostsee kocht bereits und auch die meisten anderen haben den Teich verlassen, um auf kleineres Material zu wechseln.

Massive Weißwasserwalzen in Weißenhaus

Kurz danach huschen Segel bis runter zum 3,3er übers Wasser. Der Wind weht jetzt nordwestlich, und damit schrägauflandig. Teilweise verschwinden die Segel komplett hinter der hereinrollenden Brandung.

Viele nicht gestandene Moves werden mit Schwimmeinlagen bestraft, denn Festhalten ist in diesen Wellen nicht immer möglich. In Weißenhaus türmt sich die Brandung kurz vor dem Brechen oft durch das vom Strand zurückfließende Wasser auf - Shorebreak im Gegenstrom - Kawumm.

Fette Jumps und coole Wellenritte

Mit meinem 3,6er bin ich am Limit, komplett angenagelt in Bottom Turns, auch das Halsen draußen wird zur Herausforderung. Da nach mehr als zwei Stunden auf dem Wasser auch die Kälte in die geschlossenen Handschuhe kriecht, wechsle ich vom Gabelbaum zur Kamera und stelle das Stativ im Windschatten des Badehäuschens auf. Die Action dieses Tages muss einfach eingefangen werden.

Windsurfen im Licht der tiefstehenden Sonne

Auch ein Wingsurfer huscht übers Wasser, schafft nach mehreren Anläufen den Weg durch die Brandung und fliegt mit 2,5er Mini-Wing zwischen den Wellen. Weit in Luv sitzen wie immer viele Wellenreiter im Wasser, die Steilküste spendiert dort zumindest etwas Windschatten.

Leon Jamaer in Weißenhaus

In meinem Windschatten wird es inzwischen selbst mit Snowboardklatmotten ziemlich frisch und auch das Licht nimmt rasant ab. Die tiefstehende Sonne hat sich schon längst hinter die Hügel des Hinterlandes verkrochen - ISO-Wert hochregeln im 10-Minuten-Takt. Genug Shots im Kasten, ab nach Hause mit Heizung auf Anschlag.

03.12.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall