Kastenwagen selber ausbauen
Teil 2: Industrieprofile
Aus dem Maschinenbau und der Prototypenfertigung sind die cleveren Alu-Profile nicht mehr wegzudenken. Auch für den individuellen Ausbau eines Kastenwagens sind sie sehr gut geeignet.
Die Grundlage des Systems bilden gezogene Aluminiumprofile mit Nuten, für die es nahezu endlos viele Zubehörkomponenten und Verbindungsmöglichkeiten gibt. Die Profile sind als Meterware und auch fertig zugeschnitten zu bekommen. Die Profile sind sehr belastbar und einfach demontierbar.
Insgesamt kann mit dieser Bauweise im Vergleich zu den im Campingbereich üblichen 2 cm dicken Sperrholzlatten erheblich Gewicht gespart werden. Der Kraftstoffverbrauch und die Fahrleistungen werden dadurch positiv beeinflusst. Wir haben diese Ausbauvariante an einem Ford Transit Custom ausprobiert.
Wir haben die Konstruktion komplett über das Online-System der Firma item, einem Pionier dieser Industrieprofile, geplant und dann aus dem Online-Tool heraus unsere Konstruktion als Bausatz mit Anleitung bestellt. (Wir sind bei der Testbestellung nicht als Journalisten aufgetreten und haben normal bezahlt.)
Der Vorteil bei der Bausatz-Bestellung ist, dass nichts gesägt oder gebohrt werden muss und dass alle Teile vorhanden sind. Alle Bohrlöcher und Profil-Längen stimmen auf den Millimeter. Zum Aufbau genügen Imbusschlüssel und Schraubendreher. Der Nachteil ist ein erhöhter Preis gegenüber der Bestellung von Meterware anderer Hersteller zum Beispiel auf ebay.
Um über den Online-Konfigurator zum Erfolg zu gelangen, muss Zeit investiert werden. Die verschiedenen Verbindungsmöglichkeiten zwischen den Alu-Profilen müssen verstanden werden. Das Online-Tool wendet automatisch passende Verbindungen an und ist auch schlau genug nicht passende Verbindungen zu verweigern. Danach findet durch den Hersteller aber keine weitere Plausibilätsprüfung statt. Was im Bezug auf die Nutzung falsch gemessen und dann falsch gestaltet wird, wird auch 'falsch' geliefert.
Ein weiterer Vorteil des Online-Tools ist, dass die Konstruktionen als CAD-Daten exportierbar sind und dann zum Beispiel in dem in der letzten Folge behandelte Tool Tinkercad verwendet werden können.
Die Leichtbaumöglichkeiten mit diesem System sind frappierend. Mit dünnen Profilen (2x2 cm Kantenlänge) erreichten wir beispielsweise beim Küchenmodul ein Grundgewicht von unter 5 kg(!). Das Gestell aus Aluminiumprofilen haben wir über Nutensteine und passende Schrauben mit sehr leichtgewichtigem, nur 0,6 cm dickem Pappelsperrholz beplankt. Trotzdem ist die Konstruktion so stabil, dass wir sie locker als Trittstufe nutzen können, um das Dach zu erreichen.
In unserem Beispiel sollte das Material aufs Dach, um möglichst wenig Feuchtigkeit in den relativ kleinen Innenraum des Ford Transit Custom einzutragen. Gleichzeitig sollte der Schlafplatz zwei Erwachsenen mit ca. 1,7 m x 2 m Grundfläche ausreichend Platz bieten. Außerdem sollte der Innenraum es erlauben, bei Regenwetter gemütlich im Van zu sitzen.
So entstand auf einer Innenfläche von 2,45 m x 1,70 m ein Grundriss mit zwei Bänken, die über ein ausziehbares Lattenrost zu einem Doppelbett verbunden werden können. Zwischen die Beine der Bänke wurden Holzkisten auf Parkettrutschern geschoben. Ein Portapotti für Notfälle, sowie eine hochwertige Kompressor-Kühlbox sind ebenfalls an Bord. Der komplette Innenausbau kann innerhalb weniger Minuten ausgebaut werden.
Um den Ausbau reversibel zu befestigen und damit bei der Nutzung des Wagens flexibel zu bleiben, können entweder die vorhandenen Schienen der Fahrzeuge genutzt werden, oder 'Airline-Profile' eingebaut werden.
Industrieprofile werden mittlerweile von vielen Herstellern angeboten. Eine Internet-Suche nach "item Profil" oder
"Industrieprofil" bringt schnell Erfolg. Die Website von item findet ihr hier:
www.item24.de
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Bild rechts unten: Das schwarz eloxierte 2x2 cm Profil am Küchenmodul trägt einen Teil des Lattenrosten, wenn das Bett komplett genutzt wird. (Eine der beiden Bänke ist aufgrund der Schiebetür kürzer.) Es kann mmit sehr wenig Material gearbeitet werden kann, um relativ hohe Lasten zu tragen.
Links:
Teil 1 der Serie (Planung)
Teil 3 der Serie (Elektrik)
14.02.2020 © DAILY DOSE | Text: Christian Tillmanns | Fotos/Grafiken: Christian Tillmanns