Watershots mit Kamera-Floß
Bring deiner Kamera das Schwimmen bei
Diese Low Budget Lösung zum Bau einer schwimmenden Kamera ermöglicht Actionshots aus dem Wasser heraus, ohne dass sich dafür einer eurer Surfbuddies ins Wasser legen muss. Ihr seid alleine am Spot und wollt trotzdem gute Actionshots? Hier könnt ihr lesen, wie das funktioniert:
Eine Schwimmnudel bildet die Basis für die Kamera-Boje, die wir seit vergangenem Herbst schon häufiger erfolgreich eingesetzt haben. Auf dieser schwimmenden Plattform wird eine Actioncam montiert, z.B. eine GoPro Hero 10 Black, die Videos in 5.3K aufnehmen kann und die über eine ausgezeichnete Bildstabilisierung verfügt. Aus dem Video lassen sich später Einzelbilder in relativ guter Auflösung (5312x2988 Pixel) speichern.
So eine Schwimmnudel in auffälliger Farbgebung gibt es beispielsweise für 2,99 Euro bei Decathlon. Und auch die weiteren Teile, die für den Bau der Boje benötigt werden, kosten nur wenige Taler: Kabelbinder, Duct Tape (Tipp: Neonfarben wegen Sichtbarkeit auf dem Wasser), eine dünne Leine, eine halbe PET-Flasche und ein Stein als Gegengewicht. Das teuerste ist die Actioncam selbst, die Gelenkelemente der Halterung gehören da meist schon zum Lieferumfang.
Bastel-Schnellanleitung
Schwimmnudel zum Hufeisen biegen und die beiden Enden mit einem Kabelbinder aneinander zurren. Zusätzlich mit Gewebeklebeband sichern und an der Unterseite direkt einen flachen Stein als Gegengewicht zur Kamera fest tapen. Vorne an der Rundung wird dann auf der Oberseite eine GoPro-Helmhalterung mit zwei Kabelbindern festgezurrt und ebenfalls mit Duct Tape gesichert. Um die Nudel herum wird noch eine Schlinge geknotet, die direkt an der Kamera befestigt wird (das sichert die Actioncam, falls die Kunststoffhalterung mal brechen sollte). Jetzt fehlt nur noch der Treibanker, gefertigt aus dem Oberteil samt Flaschenhals einer halbierten PET-Flasche, verbunden mit der Schwimmnudel über eine 1,5 Meter lange Leine.
Bedienungsanleitung
Treibankerleine um die Nudel aufwickeln, Schwimmnudel über den Kopf ziehen und dann ein paar Schläge raus surfen. Draußen den Treibanker abwickeln, Kamera starten und ins Wasser setzen. Durch den Treibanker richtet sich das Kamera-Floß relativ gut nach Lee aus. Jetzt kann man immer in Lee an der Kamera vorbei seine Bahnen auf dem Wasser ziehen... bis die Karte voll, das Akku leer oder das Floß zu nah ans Ufer getrieben ist.
In der Tat hat die beim Transport um den Hals getragene pinke Wurst schon viele fragende Blicke ausgelöst, aber nach kurzer Erläuterung war das Konzept immer schnell vermittelt.
Wie schon geschrieben ist das Ding erst seit Herbst im Einsatz und die Aufnahmen deshalb bei eher ungünstigem Wetterbedingungen entstanden. Mit Sonne, blauem Himmel und auf klarem Wasser könnten die Shots genial aussehen.
Wie praktikabel ist das Filmen mit der schwimmenden Kamera?
Bei ruhigem Wasser funktioniert das Filmen sehr gut - ideal beim Wingen, Foilen oder Windsurfen bei leichtem Wind. Man kann einen Move dann gut timen und genau vor der Kamera ansetzen.
Je unruhiger das Wasser mit zunehmendem Wind wird, desto mehr schaukelt die Kamera. Eine Cam mit guter Bildstabilisierung (insbesondere 360-Grad-Cams) können da viel ausbügeln, aber schon steile Kabbelwellen bei 5-6 Windstärken lassen die Boje stark schlingern. Es ist dann bei der Anfahrt nur schwer erkennbar, in welche Richtung sich die Plattform bewegen wird (diese dreht sich bei Wellengang um bis zu 45 Grad nach rechts oder links).
Umgekippt ist das Floß allerdings auch an Tagen mit 6-7 Beaufort auf einem See noch nicht, aber der Einsatz an einem Brandungsspot scheidet logischerweise aus.
Nicht unterschätzen darf man die Gefahr des Verlustes
Es ist erstaunlich, wie leicht man die kleine Boje aus der Entfernung aus den Augen verliert: Nach dem Vorbeisurfen etwas Höhe gezogen, dann noch die Halse und schon fährt man wieder auf die Kamera zu... wenn man sie entdeckt.
Die Kamera treibt kontinuierlich mit dem Wind nach Lee. Falls am Revier Strömung herrscht, dann zusätzlich in Strömungsrichtung. Eine grelle Neonfarbgebung hilft beim Wiederentdecken ungemein. Auch kurze Schläge helfen, um die Kamera schnell wieder im Blick zu haben.
Mit einplanen sollte man auch unangenehme Überraschungen
Bei einem Defekt am Surfmaterial oder plötzlich nachlassendem Wind kann man die Kamera verlieren, denn wenn man nicht mehr hinterher kommt, dann treibt die Kamera schnell ab. Bei auflandigem Wind kann man dann Glück mit dem Wiederfinden haben, bei Sideshore-Bedingungen am Meer oder großen Wasserflächen bis zum nächsten Ufer sollte man sich dann eher auf den Verlust einstellen (oder auf einen ehrlichen Finder hoffen).
Deshalb auf Nummer sicher gehen: Kontaktadresse auf der Boje notieren oder direkt einen Apple AirTag wasserdicht verpackt an der Boje befestigen. Zweiteres erleichtert das Wiederfinden an einem See, wenn man das gesamte Ufer abwandern oder mit einem SUP entlang paddeln kann.
Soweit unsere Inspiration zum Nachbau. Eure Bilder könnt ihr jederzeit bei uns im Fotobereich hochladen und dort dann auch über Modifikationen am schwimmenden Kamera-Floß diskutieren.
12.01.2024 © DAILY DOSE | Text: Jürgen Schall | Fotos/Grafiken: Jürgen Schall