Korsika

KORSIKA

Frühjahr 2019 - mit dem Bus nach Korsika. Ein Reisebericht von Chris Hafer

Man soll ja eigentlich nicht darauf hoffen, dass es beim zweiten Mal genauso gut wird, wie es beim ersten Mal war. Vor allem, wenn das erste Mal eine extrem positive Überraschung war. Oft ist man dann enttäuscht. Das gilt für vieles im Leben, auch für Reiseziele...

Im Frühjahr 2018 war ich erstmals auf Korsika, im Norden der Insel, und war überwältigt. Sowohl von den Surfbedingungen, als auch von der Schönheit der Insel, dem Kontrast zwischen schneebedeckten Bergen und traumhaften Stränden.

Der Empfang durch die Surfer rund um Calvin und Ile Rousse war extrem herzlich. Und so konnte ich die Insel, die Leute und ihre Eigenarten aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen. So blieben viele schöne Erinnerungen an die viel zu kurze Zeit auf Korsika.

Korsika

Bei uns nahm der Winter wieder kein Ende. Was blieb also anderes als in Richtung Süden zu ziehen. Ab in die Sonne, bei uns wurde das ja irgendwie nix mit Frühling. Also Korsika, zweiter Versuch. Immerhin hatte ich bislang ja nur den Norden erkundet, und im Süden sollte es ja auch ganz schön sein...

Der Bus war schnell vollgeladen und auf ging es in Richtung Mittelmeer. Nach einer Nacht auf der Fähre begrüßte uns die Sonne auf der Insel. Angeblich riecht man schon weit vor der Küste nicht nur all die Aromen, die die Maccia, die vielen Büsche und Kräuter der Insel, verströmt, sondern auch den berühmt berüchtigten korsischen Käse.

Die Surfer, die mich letztes Jahr so zuverlässig mit ihrem Insiderwissen immer in die richtige Bucht gelotst hatten, versorgten uns auch bei der Ankunft mit Infos und Einladungen. Definitiv für mich mit das wertvollste und schönste am Windsurfen und Reisen, man findet leicht Gleichgesinnte überall auf der Welt, aus denen oft Freunde werden. Und bekommt so einen ganz anderen Zugang zu Land und Leuten.

Korsika

Das Wissen um die lokalen Gegebenheiten ist aufgrund der durch Berge wild zerklüfteten Küste enorm wichtig und macht oft den Unterschied zwischen einem perfekten Surftag und Frust über schlechte Bedingungen aus. Während es an einem Tag in ile Rousse mt 50kn aus Nord wehte, fächelten in Calvi schlappe 10kn aus Süd über das Wasser. Luftlinie liegen ca. 20 km zwischen beiden Buchten... zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein lautet also die Devise.

Wir wollten aber nach ein paar Tagen im Norden weiter in den Süden, quer durch das gebirgige Inselinnere mit seinen traumhaften Bergen... zumindest wenn man sie sieht. Denn im Nebel sieht auch der Col de Batavia, einer der schönsten Pässe Korsikas, nicht anders aus als die Kieler Förde im Winternebel... grau und trüb.

Korsika

Schlechte Sicht, hinzu kommen eine nahezu unendlichen Anzahl von Kurven auf den engen Bergstraßen. Dazu gibt es, quasi als nächstes Level, noch natürliche Hindernisse auf der Fahrbahn, wahlweise Erdrutsche, Kühe oder ganze Ziegenherden. Angesichts der nicht gerade einfachen Streckenverhältnisse stellte sich uns zwischendurch die Frage, ob die die Korsen angesichts der vorhandenen Trainingsbedingungen nicht über herausragende Rennfahrer und Rallyetalente verfügen müssten.

Aber offensichtlich ist die natürliche Auslese selektiv, wie wir etwa kurz vor dem Ort Corte mitten im Gebirge sehen mussten. Einer der Wagen, der uns zuvor noch forsch und ohne Sicht überholt hatte, lag auf dem Dach am Straßenrand, während die Rettungskräfte versuchten zu retten, was zu retten war.

Entsprechend vorsichtig ging es für uns weiter in Richtung Süden, via Porto Vecchio nach Bonifatio. Dort wurden wir erstmal erschlagen von den Schlangen der Touristen, die im Hafen auf eine Fahrt mit einem der zahlreichen Ausflugsboote entlang der Küste und in die Grotten der Steilküste warteten.

Korsika

Voll war auch die Altstadt, die hoch oben und inzwischen leicht absturzgefährdet auf den weissen Klippen thront, zumindest tagsüber. Abends waren die Scharen von Tagestouristen wieder verschwunden, und die mehr als leicht maroden Gebäude entfalten ihren Charme, ebenso wie der Naturhafen in der engen Bucht mit seiner Vielzahl von Restaurants.

Sardinien ist nah und in Sichtweite, nicht nur von Bonifatio aus, sondern auch von Piantarella, einem ganz besonderen Spot in der Nähe. Wasserfarben, die verdächtig nach Photoshop oder irgendwelchen Instagramfiltern aussehen, aber real sind. Dazwischen unzählige Inselchen und Inseln, glattes Wasser mit einem großen feinsandigen Stehbereich... es wirkt wie Karibik und immer wieder schaut man beim Surfen ungläubig auf das Wasser unter sich.

Auch die Bucht daneben, Sant´Amanza, taugt durchaus als Kulisse für Photoshoots und auch dort war mehr als ausreichend Platz auf dem Wasser.

Korsika

Dank der Tipps von Cristelle Baud, der Besitzerin der Surfstation in Piantarello, erwischte ich noch ein paar Wellen an der Ostseite der Insel, bevor mich die Surfer aus dem Norden mit der Aussicht auf einen guten Tag an ihrem Lieblingsspot köderten. Und wenn einer der Surfer von Beruf Leuchtturmwärter ist, dann schenkt man seinen Infos noch ein Stück mehr Vertrauen.

Das es sich wirklich um Insider Infos handelte, wurde spätestens am nächsten Morgen nach einer nächtlichen Fahrt über die Insel klar, als wir lediglich zu dritt die Wellen teilten. Wellen, die man definitiv nicht am Mittelmeer erwarten würde, wenn auch der Aus- und Einstieg mit Schwimmeinlage aufgrund der Windabdeckung durch das Ufer und Felsen inklusive Seeigel den Spot vielleicht nicht unbedingt für jedermann empfehlenswert machen.

Umso schöner, wenn man dann nur mit Freunden auf dem Wasser ist, sich jeder über die Wellen des anderen freut und man sich immer wieder sagt, komm... eine Welle noch... eine Welle noch... und noch eine...

Korsika

Ein Surftag wie dieser ist einer der Gründe, der uns immer wieder antreibt, uns auf den Weg zu machen. Umso mehr wenn er dann so perfekt endet wie dieser Tag, erst mit einem Bier am Strand und dann einem gemeinsamen Essen mit viel Lachen und Musik.

Der Wind wurde dann zwar weniger, dafür gab es dann aber genug Sonne, um auch die Berge nochmal im Sonnenschein zu sehen und zu bestaunen. Denn langweilig wird einem auf dem Gebirge im Meer, wie Korsika auch genannt wird, definitiv nicht.

Und so kamen zu den vielen positiven Erinnerungen aus dem Vorjahr viele neu schöne Momente und Bilder hinzu...macht Euch auf den Weg und schaut einfach was hinter der nächsten Kurve, der nächsten Ecke, der nächsten Bucht ist. Viel Spaß beim Suchen!

Korsika

Reiseinfos zu Korsika

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen
Beste Reisezeit sind Frühjahr und Herbst ist die beste Reisezeit. Vielleicht noch etwas kühler, aber dafür noch leer während im Sommer der Wind eher schwach und die Insel voller Touristen ist. Zudem weht im Frühjahr oft Mistral, der auch für die Wellen sorgt. Ein 5/3 Anzug für die kühleren Tage kann nicht schaden, auch Schuhe an vielen Spots wegen Seeigeln und Felsen.


Anreise
Man hat grundsätzlich die Wahl zwischen Fähre und Flugzeug. Fähren fahren sowohl aus Frankreich wie etwa Nizza, Toulon oder Marseille als auch von Italien via Livorno, Savona, Genua oder La Spezia:
www.corsicalinea.com
www.corsica-ferries.it
www.mobylines.fr

Per Flugzeug: Lufthansa, Eurowings und andere fliegen nach Bastia.


Wohnen & Campen
Wildes Campen ist generell verboten und auch mit hohen Bußgeldern belegt. Viele Campingplätze sind allerdings im Frühjahr noch geschlossen.


Surfschulen / Surfshops
Es empfiehlt sich alles Wichtige mitzunehmen, denn im Norden Korsikas gibt es keinen Surfshop. Die finden sich im Süden der Insel:
www.tam-tam.fr
alizesurf.fr


Alternativprogramm
Korsika bietet mit seinen wilden Bergen, die teilweise direkt an der Küste beginnen, den perfekten Spielplatz für diejenigen, die ein Mountainbike dabei haben.

Wanderwege führen teilweise komplett über die Insel, wie etwa der Mare a Mare Nord. Dazu gibt es unzählige kurze Wege und Möglichkeiten mit atemberaubenden Aussichten.

Angesichts des kristallklaren Wassers ist auch Tauchen definitiv eine Option an Flautentagen, etwa in Calviwo auch Wracks als Tauchziele von den dortigen Tauchschulen angeboten werden.

06.09.2019 © DAILY DOSE  |  Text: Chris Hafer  |  Fotos/Grafiken: Chris Hafer, Vera Hafer

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