Weltreise inklusive Windsurfen, Wellenreiten und SUP

Weltreise

Tim Verhoeven und Kathrin Wolf reisten einmal um die Welt. Bei der sechs Monate dauernden Traumreise ging es zwar vor allem um Sightseeing, aber auch der Boardsport kam nicht zu kurz.

Es ist Winter in Deutschland, mit allem was in Norddeutschland dazu gehört: Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und Nieselregen. Und wie jeden Morgen ist es stock finster, als ich im Auto sitze und zur Arbeit fahre. Die letzten guten Surftage in erträglichen Temperaturen sind lange her und wie so oft in letzter Zeit bemerke ich, wie sich meine Gedanken in die Sonne träumen. Je kürzer die Tage werden, desto größer wird bei mir der Wunsch einfach aus diesem Alltag auszubrechen und, zumindest für eine Zeit, diesen Alltag hinter mir zu lassen. Doch der Alltag hat mich gefangen und zunächst scheint kein Entkommen möglich.

Australien

Schritt Nr. 1 - Lösungen finden
Eines vorweg: ich bin Lehrer und ich mag meinen Job, aber eine längere Auszeit zum Surfen ist doch immer wieder eine geile Sache. Klar, Lehrer haben lange Sommerferien und wir arbeiten eh nur halbtags. Diese Vorurteile kenne ich. Klar ist aber auch, viele Windsurfspots funktionieren erst im europäischen Winter richtig gut und da hat man als Lehrer eben nicht mehr so viel frei.

Da meine Freundin von meiner Idee, eine mehrmonatige Reise anzutreten, sofort total angetan war, stand für uns fest, dass wir diese Reise gemeinsam planen und verwirklichen wollen. Nachdem also der Entschluss feststand, für eine gewisse Zeit den Alltag hinter uns zu lassen, musste zunächst eine Lösung gefunden werden, wie man diese Auszeit genehmigt kriegt.

Im Studium war es deutlich einfacher eine längere Reise anzutreten. Man erschien einfach für eine Weile nicht in den Vorlesungen und keine Sau hat es interessiert. Aber als Lehrer kann man seine Kurse leider nicht einfach ausfallen lassen. Als Beamter bietet sich mit dem sogenannten "Sabbatjahr" die Möglichkeit für ein Jahr aus dem Dienst freigestellt zu werden und so die Welt zu bereisen. Der Haken dabei ist, dass man auch wirklich ein Jahr nicht arbeitet und man so natürlich auch dementsprechend viel Geld braucht. Zwar bekommt man während des Sabbatjahrs ein wenig Geld, jedoch muss man im Vorhinein auf dieses Geld verzichten.

Für uns war es nicht nur schwer vorstellbar, so lange nicht zu arbeiten, auch hatten wir gar nicht die finanziellen Möglichkeiten, um ein ganzes Jahr zu finanzieren. Von einem Freund bekam ich den Tipp einfach selber im Vorhinein Geld zu sparen und dann für einen von mir gewählten Zeitraum unbezahlten Urlaub zu beantragen. So weit so gut.

Kanada

Schritt Nr. 2 - Konfrontation
Nun mussten wir nur noch unsere Chefs von dieser Idee überzeugen. Vor diesem Schritt hatten wir die größte Angst. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war diese Angst völlig unbegründet. Mein Chef hatte großes Verständnis für meinen Wunsch noch einmal, bevor man vielleicht eine Familie gründet, die Welt zu bereisen. Auch der Chef meiner Freundin zeigte großes Verständnis für unsere Pläne und wollte uns diese Reise nicht verwehren. So konnten wir mit der Erlaubnis unserer Chefs und nach Rücksprache mit der Bezirksregierung eine 6 monatige Weltreise planen.

Neuseeland

Schritt Nr. 3 - Planung
Doch wie plant man eine Weltreise? Man nimmt sich einen Globus und sucht sich die Länder aus, die man schon immer einmal bereise wollte. Fertig! Ganz so einfach war es leider nicht. Neben Hawaii und Kapstadt stand auch Neuseeland auf unser "Traumreiseland-Liste". Da Hawaii und Neuseeland nicht direkt angeflogen werden, ergab sich für uns folgende Reiseroute: Kanada - Hawaii - Neuseeland - Australien - Südafrika.

Um möglichst günstige Flüge zu bekommen, buchten wir die einzelnen Flüge weit im Voraus, in der Regel immer dann, wenn der Flugplan für den jeweiligen Zeitraum buchbar war. Für alle Flüge zusammen haben wir so pro Person nur 2750 Euro gezahlt. Da ich kein Surfmaterial mitnehmen wollte (lediglich einen 5/3er Neoprenanzug und ein Trapez für jeden fand Platz in unserem Gepäck), konnten wir unabhängig von den Sperrgepäckbestimmungen den billigsten Flug buchen. Vor Ort war es in der Regel kein Problem gute Wellenreiter, SUPs und auch Windsurfmaterial zu bezahlbaren Konditionen zu leihen. Für die letzten 6 Wochen unserer Reise in Kapstadt hatte ich das Glück, dass ein Freund mir mein eigenes Surfmaterial mit nach Kapstadt brachte.

Da wir die laufenden Kosten während unsere Reise gering halten wollten, vermieteten wir für die Zeit der Reise unsere Wohnung und meldeten unsere Autos ab. Darüber hinaus buchten wir unsere Mietwagen und die meisten Unterkünfte bereits weit im Voraus. Infolgedessen waren wir zwar nicht mehr so flexibel, ersparten uns aber auch viel Stress vor Ort und hatten genau im Blick, wie viel Geld wir noch für jeden Monat zur Verfügung hatten.

Südafrika

Schritt Nr. 4 - Verwirklichung
Anfang August begann unsere große Reise mit dem Flug nach Toronto. Hier tauchten wir in die Atmosphäre der kanadischen Großstadt ein. Über das Internet hatte ich den Kontakt zu einem Surfclub am fußläufig erreichbaren Lake Ontario hergestellt. Leider hatten wir während unserer Zeit in Toronto keinen Wind, so dass ich nicht in den Genuss einer Surfsession auf dem Lake Ontario, der durch das Wasser der Niagarafälle gespeist wird, gekommen bin.

Von Toronto ging es nach ein paar Tagen für uns weiter nach Vancouver, von wo aus wir mit der Fähre nach Vancouver Island übersetzen. Nachdem wir auf der Fährfahrt schon Schwertwale sehen konnte, hofften wir auf weitere prägende Naturerlebnisse. Leider oder auch zum Glück blieben uns Kontakte mit Bären und Wölfen, die zu tausenden auf Vancouver Island wohnen, verwehrt. In dem kleinen Hippie-Dorf Tofino fanden wir dann auch unser Surferglück und konnten zwei tolle Wellenreit Sessions in Kopfhohen Wellen verbringen. Nach insgesamt 3 Wochen in Kanada flogen wir von Vancouver aus nach Maui, Hawaii.

Bereits von Deutschland aus hatte ich mir Surfmaterial von Robby Swift und der Goya-Factory für die Zeit auf Maui organisiert. Ausgestattet mit Prototypensegeln und 2018er Waveboard stand meiner Erstbesurfung von Ho'okipa nichts mehr im Wege. Auf Maui verbrachten wir die Tage beim Windsurfen, Wellenreiten und SUPen. Nach 2 Wochen, in denen ich täglich auf dem Wasser war, flogen wir weiter nach Oahu. Während es auf Maui täglich für das 4,7er Segel blies, gab es auf Oahu leider keinen Wind. Dafür konnten wir aber fast täglich am Waikiki Beach Wellenreiten. Viel zu schnell ging die Zeit auf Hawaii zu Ende und so hieß es nach insgesamt 3 Wochen Abschied nehmen vom Surfer-Paradies.

Hawaii

Mit einem kurzen Umsteigestopp auf Fidschi flogen wir von Oahu nach Auckland. Hier hatten wir für knapp 7 Wochen einen Camper gemietet, mit dem wir das weitläufige Land bereisen wollten. Nachdem wir die letzten Wochen auf Maui und Oahu in 30 Grad warmer Luft und Wasser verbracht hatten, kamen uns die 15 Grad und der Regen, der uns in Auckland empfing, besonders kalt und feucht vor. Dick eingepackt machten wir uns vom Flughafen aus mit unserem kleinen, quietschgrünen Camper auf Richtung Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt der Nordinsel Neuseelands, von dem aus wir uns dann in den nächsten 3 Wochen bis ganz in den Süden der Nordinsel durcharbeiteten. Landschaftlich war Neuseeland für uns eine ganz besondere Erfahrung. Leider hatten wir vor allem die ersten Wochen auf der Nordinsel kaltes, verregnetes Wetter.

Neuseeland ist sehr dünn besiedelt, das bemerkt man besonders, wenn man nach einer Möglichkeit sucht, um irgendeine Form von Surfmaterial zu mieten. Nur an einzelnen besonders bekannten Surfspots konnte man mal einen Wellenreiter leihen. Zum Windsurfen ist besonders die Gegend um den Mount Taranaki interessant. Hier hat der Shaper von Carbon Art seine Werkstatt und organisiert für einen bei längerem Aufenthalt aus seinem Freundeskreis gegen kleines Geld Surfmaterial und verleiht auch gerne eines seiner Windsurfboards. Wir waren jedoch nur für kurze Zeit vor Ort und erwischten leider eine windlose Periode.

Die Südinsel hat uns, im Vergleich zur Nordinsel, auf Grund der größeren Abwechslung der Natur noch besser gefallen. Auch hatten wir hier mehr Glück mit dem Wetter, was jedoch nicht heißt, dass es die ganze Zeit warm und sonnig war. Unserem Eindruck nach ist Neuseeland an sich ein Land, in dem es viel und häufig regnet und vor allem nachts sehr kalt wird.

Zum Windsurfen bieten sich auf der Südinsel die Strände um Christchurch an. Der Shop Groundswell Sports in Christchurch verleiht neben zahlreichen Wave-SUPs auch aktuelles Windsurfmaterial zu akzeptablen Preisen.

Hawaii

Von Neuseeland aus flogen wir nach Brisbane, Australien. Nachdem es in Neuseeland doch recht kühl und oft verregnet war, empfing uns in Australien warmes sonniges Wetter. Dieses nutzten wir, um die Stadt Brisbane und ihre Umgebung kennenzulernen. In der Stadt Surfers Paradise, südlich von Brisbane, konnten wir dann das erste Mal Wellenreiten. Surfers Paradise ist mittlerweile allerdings weniger als Surfer-Mekka, sondern mehr als zweites Las Vegas bekannt. Geschockt vom Sauf- und Casinotourismus, zogen wir schnell weiter Richtung Süden nach Byron Bay.

Um von der einen Destination zur nächsten zu kommen, nutzten wir in Australien das große Netzwerk an Fernreisebussen. Der bekannteste Anbieter ist Greyhound. Wer allerdings ein wenig die Preise vergleicht, findet deutlich billigere Anbieter. Unsere Unterkünfte während der Zeit in Australien buchten wir alle immer einige Tage vorher über Airbnb. Dadurch waren wir flexibel und konnten zu günstigen Preisen übernachten.

Hawaii

Vom kleinen Surfer-Ort Byron Bay ging es für uns weiter nach Sydney, wo wir zunächst in der Innenstadt in einem Hostel unterkamen. Nachdem wir uns 3 Tage die Innenstadt rund um die bekannte Sydney Oper angeguckt hatten, verbrachten wir noch jeweils 4 Tage zum Wellenreiten und SUPen an den Stadtstränden Manly-Beach und Bondi-Beach. Nach 3 Woche in Australien, in denen wir die Strecke von Brisbane bis Sydney bereist hatten, stiegen wir in Sydney wieder ins Flugzeug, um mit einem kurzen Zwischenstopp in Singapur das letzte Ziel unserer langen Reise anzusteuern.

Südafrika

Quasi Zeitgleich kamen mit meiner Freundin und mir auch Freunde von uns in Kapstadt an, die mein Surfmaterial aus Deutschland im Gepäck hatten. So konnte ich die letzten 6 Wochen unserer Reise viel Zeit auf dem Windsurfbrett verbringen. Das schöne an Kapstadt ist, dass hier viele deutsche Surfer den europäischen Winter verbringen. Besonders für meine Freundin und mich war es schön, nach einer sehr langen Zeit wieder bekannte Gesichter zu sehen. Waren wir zuvor monatelang nur zu zweit unterwegs oder hatten uns für kleinere Ausflüge mit Leuten, die man auf der Reise kennengelernt hatte, zusammengetan, so war es umso schöner wieder Freunde um sich zu haben. Da wir auf unserer Reise zuvor gut mit unserem Reisebudget gehaushaltet hatten und der Wechselkurs für uns Europäer sehr gut war, konnten wir es uns in Kapstadt noch mal richtig gut gehen lassen. So vergingen die letzten Tagen unser Weltreise mit morgendlichem Wellenreiten und SUPen, ausgiebigen Frühstücken in der Sonne, Windsurfen, Kaffeetrinken in einem netten Kaffee am Meer, wieder Windsurfen und abends grillen oder Essen gehen mit Freunden.

Südafrika

Schritt Nr. 5 - wieder in den Alltag finden
Viel zu schnell endete für uns eine wundervolle Reise, die jeden Cent wert war. Nach so einer langen Zeit freuten wir uns aber auch wieder auf zu Hause, die Familien, die Freunde und auch ein wenig auf die Arbeit und den geregelten Tagesablauf.

Als dann aber das erste Mal der Wecker wieder früh klingelte und ich im dunkeln zur Arbeit fahren musste, kam schnell wieder der Wunsch auf, einfach aus diesem Alltag auszubrechen und, zumindest für eine Zeit, diesen Alltag hinter mir zu lassen...

24.04.2018 © DAILY DOSE  |  Text: Tim Verhoeven  |  Fotos/Grafiken: Kathrin Wolf, Tim Verhoeven

Südafrika