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Teneriffa
Palmones - Das hässliche Entlein in Andalusien
Am Donnerstag Morgen ist es dann endlich soweit. Kaum habe ich die Augen ganz offen, höre ich bereits das Klappern der Eingangstür im Erdgeschoss. Ein Geräusch, das mir aus meinem letzten Besuch in Tarifa sehr vertraut ist: Der starke Levante ist da. Ein Blick auf mein Handy reicht aus, um mir bewusst zu machen, dass der Wind viel zu stark ist, um direkt in Tarifa aufs Wasser zu gehen. Windfinder spricht von 28 bis 45 Knoten und der aktuelle Messwert klettert bereits jetzt auf über 36 Knoten, Tendenz steigend. Nach kurzer Diskussion kann ich meine Mitreisenden davon überzeugen, dass wir in Palmones einen schöneren Tag haben werden und der Levante in Tarifa unfahrbar ist.

Palmones ist ein kleines Dorf in der Bucht von Gibraltar. Es könnte ganz ansehnlich sein, wenn es nicht zwischen zwei Industriestädten liegen würde, die mit Fabriken und Verladehäfen das Bild trüben. Aber wir sind zum Windsurfen hier und das geht bei starkem Levante bestens. Denn ist der Levante in Tarifa viel zu stark, hat es in Palmones zehn bis fünfzehn Konten weniger. Der Spot ist bei Levante, welcher hier Side-Onshore kommt, extrem vielseitig. Über die Sandbänke in der Bucht laufen kleine Wellen, welche selten einen Meter erreichen. Hinter den Sandbänken findet man Monsterchop zum springen und in der Flussmündung des "Rio Palmones" bildet sich bei Flut eine kleine Lagune zum Freestylen. Mit meinem 4,8er gut angepowert, habe ich den bis hierhin besten Tag meiner Reise. Das wir wieder keinen perfekten Levante Tag am EFPT Spot "Balneario" in Tarifa hatten, ist schnell vergessen und auch, dass die Sonne sich kaum zeigte, fällt erst später beim angucken der Fotos auf.

So schnell wie der Levante in Tarifa ankam, ist er auch wieder verschwunden und der Poniente ist zurück. Angefixt von dem sehr guten Levante Tag und einem Spotguide-Gerücht, dass in Palmones nicht nur der Levante abgeschwächt, sondern auch der Poniente über die Berge verstärkt werden soll, behalten wir für dort die Vorhersage genauestens im Auge und sollen reichlich belohnt werden. Bereits zwei Tage später meldet der Superforcast bis zu 17 Knoten in Palmones, während wir in Tarifa bei kalten 13°C nicht mehr als 13 Knoten in den Spitzen messen können. Wir entscheiden uns aufzubrechen und werden bereits hinter den Bergen von einer strahlenden Sonne begrüßt, denn auch die Wolken bleiben augenscheinlich auf der Seite der Berge hängen, von der der Wind weht.

In der Bucht finden wir ablandigen Gleitwind mit bis zu 20 Knoten und plattem Wasser vor. Eine Stunde vor und nach Hochwasser ist auch der Wasserstand in der Lagune hoch genug zum Tricksen. Die nächsten zwei Tage genießen wir Traumbedingungen für die 5,2er und 4,8er Segel. Vom entspannten Freeride bis zum Freesytle-Training unter Laborbedingungen, holen wir alles nach was uns der Poniente in Tarifa verwehrt hat. Das hässliche Entlein Palmones entwickelt sich zum prachtvollen Schwan und zeigt sich von seiner allerbesten Seite.
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