Windsurfen auf Sardinien

Windsurfen auf Sardinien

Chris Hafer war wieder einmal zum Windsurfen auf Sardinien und kam begeistert von seiner Tour über die Insel zurück.

„Glory days“ von Bruce Springsteen klingt zufällig aus den Lautsprechern, als mein Bus von der Fähre rollt….genau genommen von der Fähre Livorno - Olbia.

Bruce Springsteen singt über die glorreichen vergangenen Tage, über Leute, die sich wehmütig und voller Nostalgie in einer Bar daran erinnern, wie sportlich, erfolgreich und attraktiv sie früher waren, wie verheissungsvoll die Zukunft schien. Und wie langweilig und eintönig ihr Leben inzwischen ist, so dass sie Zuflucht in einer Bar suchen und sich an die Vergangenheit erinnern, um so aus dem Alltag zu flüchten, getreu dem Motto: Früher war alles besser…

Erinnerungen an Sardinien habe ich auch jede Menge. An früher, als es noch keine Vorhersage per Windguru oder Windfinder gab. Noch keine Spotguides, sondern nur eine zerknitterte und tausendfach gefaltete Karte mit möglichst großem Masstab, um alle noch so kleinen Wege zu den Stränden zu finden.

Windsurfen auf Sardinien

Vor 25 Jahren besuchte ich die Insel zum ersten Mal, da es einen Bekannten beruflich für ein Jahr dorthin verschlagen hatte. Selber Surfer, erkannte er schnell das Potential der Insel und lockte mich auf die Insel mit ihrer großen Bandbreite an Surfbedingungen. Damals wurde meine Neugier geweckt, neue Windsurfspots und Länder zu entdecken. Erst mit dem Finger auf der Landkarte, dann in der Realität. Auch immer noch einmal um die nächste Ecke zu schauen, hinter die nächste Landzunge, einen Blick in die nächste Bucht zu werfend dann überrascht zu werden was man vielleicht findet…

Jetzt bin ich also wieder auf der Insel, und auch wenn ich zum x-ten Mal hier bin und viel von der Insel gesehen habe, findet sich immer wieder etwas Neues. Im Laufe der Jahre habe ich auch Freunde dort gefunden, mit denen es immer wieder schön ist, egal ob man zusammen surft oder einfach nur Zeit verbringt.

Viel hat sich nicht verändert in den letzten 25 Jahren. Die Schafe sehen immer noch so belämmert aus wie früher, auch die Strassen sind immer noch in so schlechtem Zustand wie damals. Das Gute an fehlender Veränderung ist hier zumindest, dass auch die Strände, anders als in vielen anderen Ecken der Welt, nicht mit großen Hotelburgen und Resorts zugebaut wurden und der ursprüngliche Charme der Insel so erhalten geblieben ist. Und so ist auf Sardinien ankommen für mich inzwischen ein bisschen wie nach Hause kommen…

Windsurfen auf Sardinien

Erster Anlaufpunkt nach der Ankunft mit der Fähre in Olbia ist diesmal die Ostküste. Budoni mit seinem weissen Strand, traumhaften Wasserfarben und schönen Pinienwäldern an der Küste ist kein schlechte Wahl für den ersten Tag am und auf dem Wasser.

Eigentlich ist Budoni ein Freeridespot. Wir finden überraschenderweise ziemlich gute Wellen vor. Nur zwei Kiter sind noch draussen, so ist viel Platz auf dem Wasser. Ok, genau genommen sind es Bombenbedingungen, entsprechend lang werden die ersten 2 Tage auf dem Wasser in der Welle…man kennt es ja, von wegen eine Welle noch… bis der Tag mit einem Ichnusa, dem lokalen sardischen Bier, entspannt bei Sonnenuntergang ausklingt.

Da sowohl Windguru, Windfinder und meine sardischen Kontakte danach erstmal Flaute melden, heisst es: Alternativprogramm. Über die Berge geht es nach Porto di Cala Gonone, am Golfo di Orosei an der Ostküste. Von dort aus mit einem Motorboot als Wassertaxi Richtung Süden an der Steilküste mit vielen Grotten vorbei zur Cala Sisine, wo uns Wildschweine am ansonsten einsamen Strand als Empfangskomitee begrüßen…

Windsurfen auf Sardinien

Über Stock und Stein, genau genommen sogar jede Menge Steine und steile Anstiege, geht es dann am Meer entlang zurück in Richtung Cala Gonone, auf alten Bergpfaden mit traumhaften Ausblicken auf das Meer und die Bergwelt der Ostküste. Definitiv ein ganztägiges sportliches Alternativprogramm, wenn man sich nicht, in einer der Buchten mit malerischen Namen wie Cala Luna, von einem Boot abholen lässt.

Dann folgen wir dem Wind….erst an die Westküste, dann ganz hoch in den Norden, einfach dahin wo es gut aussieht ohne festen Plan. Einsame Buchten, traumhafte Landschaft, wenig Leute auf dem Wasser, perfektes Wetter und fast jeden Tag genug Wind um aufs Wasser zu kommen. Dazu noch das italienische Lebensgefühl, guter Wein und gutes Essen…die Zeit vergeht wie im Flug.

Als ich nach 2 Wochen auf die Fähre zurück aufs Festland fahre, erinnere ich mich an den Springsteen Song bei meiner Ankunft. Glory days….ja, die hatte ich auf Sardinien. Immer wieder. Und habe sie immer noch…

Windsurfen auf Sardinien

Infos Sardinien
Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen
Beste Reisezeit zum Windsurfen sind Frühjahr und Herbst. Im Sommer wird es ziemlich heiss und vor allem auch voll, insbesondere wenn in Italien Ferien sind. Auch im Winter kann man auch gute Bedingungen finden, es ist dann leer und verglichen mit deutschen Temperaturen immer noch angenehm. Im Winter empfiehlt sich ein 5/3 Anzug, im Frühjahr / Herbst ein 4/3 oder Kurzarmanzug. Schuhe sind empfehlenswert, da zumindest an den meisten Wavespots Seeigel und/oder scharfe Felsen auf ungeschützte Füße lauern.

Für Wellen braucht es einige Zeit ausreichend Mistral, gerade im Frühjahr ist dafür die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Aufgrund von Thermik kann es auch bei relativ schlechter Vorhersage oft mehr Wind geben als angesagt.

Windsurfen auf Sardinien

Anreise
Es gibt zwei Alternativen, Fähre oder Flugzeug. – Vorteil der Fähre mit eignem PKW ist die Mobilität auf der Insel und der problemlose Materialtransport. Wählt man eine Nachtfähre, etwas ab Livorno, Genua oder La Spezia verliert man keine Zeit bei der Anreise und kommt entspannt am nächsten Morgen auf der Insel, etwa in Olbia an.

Fährgesellschaften:
www.mobylines.de
www.tirrenia.it/porti/napoli
ww.grimaldi-lines.com/it/destinazioni/traghetti-per-la-sardegna/

Mit dem Flugzeug besteht die Möglichkeit von verschiedenen deutschen Flughäfen zu erreichen, etwa Düsseldorf, München, Frankfurt nach Olbia oder Cagliari.
www.condor.com www.eurowings.com

Windsurfen auf Sardinien

Wohnen & Campen
Wildes Campen ist generell verboten. Es gibt eine Reihe von Campingplätzen, welche allerdings die Corona-Krise, bei der es in Italien anders als in Deutschland keine staatlichen Beihilfen gab, überlebt hat und wieder öffnet, muss sich noch zeigen. Zudem sind viele Campingplätze in der Vor- und Nachsaison geschlossen. Es gibt auch an den Spots eine ganze Reihe von Unterkünften für jeden Geldbeutel.

Windsurfen auf Sardinien

Spots
Sardinien bietet für jeden Geschmack etwas, von spiegelglatten Freestyle und Slalomrevieren bis hin zu Hardcore Wavespots. Neben Porto Pollo im Norden lohnt es sich definitiv, die Insel zu erkunden, einfach mal eine Bucht weiter zu fahren und sich überraschen zu lassen.

28.07.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Chris Hafer  |  Fotos/Grafiken: Chris Hafer