Infrarot-Paneele und Keramikheizlüfter für Wohnmobile

Besser als Gas und Diesel? Günstige alternative Heizmethoden im Campervan.

Eins Vorweg: Es gibt keine universelle Heizung für Campervans und Bullis, die alle glücklich macht. Die einen wollen ihr mobiles Heim genauso komfortabel und behaglich haben wie ihre Wohnung. Die anderen hatten vorher überhaupt keine Heizmöglichkeit im Bulli und freuen sich über jedes zusätzliche Grad an Temperatur.

Typischerweise werden in Wohnmobilen und Campervans Gas- oder Diesel-Luftheizungen genutzt. Je nach Einbauszenario kostet so eine Lösung inklusive Montage ab 1800 Euro aufwärts. Das Arbeitsprinzip ist in beiden Fällen gleich. Die Heizung pustet über ein Gebläse warme Luft in den Innenraum. Dafür wird Brennstoff für die Wärmeerzeugung und Strom für das Gebläse, die Steuerelektrik (und die Dieselpumpe) benötigt. Im Fall der Dieselheizung sorgt der Betrieb oft für eine Geruchsbelästigung außerhalb des Fahrzeuges. Der Stromverbrauch ist ebenfalls nicht unerheblich und wirklich geräuscharm sind diese Standheizungen nicht. Zudem sind vor allem Dieselheizungen nicht wartungsfrei. Für alle diejenigen, die ein Fahrzeug leasen, scheidet ein Einbau einer solchen Heizung aufgrund der notwendigen Modifikationen am Fahrzeug aus. Auf der anderen Seite ist für diejenigen, die möglichst autark sein möchten und Stell- sowie Campingplätze meiden, Gas oder Diesel als Heizmittel fast alternativlos.

Im Folgenden stellen wir günstige Alternativen vor für diejenigen vor, die Stell- oder Campingplätze mit Stromversorgung nutzen. Für diesen Bericht haben wir sowohl den Heizlüfter als auch Infrarotpaneele zu normalen Endkundenpreisen gekauft. Wir haben uns für die vorgestellten Geräte aufgrund der geringen Wattzahl entschieden. Beim Heizlüfter war für uns außerdem wichtig, dass der Ventilator nicht zu klein ist, dafür aber mit geringer Drehzahl betrieben werden kann, um das Betriebsgeräusch zu minimieren.

Infrarotpaneele – lautlose Wärmeerzeugung ab 100 Euro
Infrarotpaneele funktionieren absolut lautlos und geben Infrarotstrahlung ab, die feste Gegenstände erwärmt. Die Luft im Van wird also nur indirekt über die erwärmten Gegenstände erhitzt. Das mag zunächst wenig verlockend klingen, der Wohlfühlfaktor dieser Heizmethode ist aber enorm. Wer schon einmal an einem kalten Tag in den Alpen in der Sonne gesessen hat oder die Strahlungswärme von Kaminöfen erlebt hat, kennt das Prinzip. Die Oberfläche der Infrarotheizung wird maximal etwa 90 Grad heiß.

Im Testbetrieb hat schon ein 30 cm x 30 cm kleines 100 Watt Paneel in einem kleinen, ansonsten unbeheizten Kastenwagen, bei etwa sechs Grad Außentemperatur dafür gesorgt, dass Kissen und Polster nach etwa 15 Minuten Betrieb deutlich weniger klamm und spürbar wärmer waren. Im Gesicht waren die wärmenden Strahlen ebenfalls spürbar. Der Aufenthalt wurde im Vergleich zum ungeheizten Auto erheblich angenehmer.

Ein 360 Watt Paneel sorgte im Test für entsprechend mehr Wärme. Im kleinen Kastenwagen wurde diese Wattzahl aufgrund der kurzen Entfernung zwischen der Testperson und dem Paneel schon als zu viel empfunden. Mehrere kleine 100 Watt Paneele, die verteilt angebracht werden, scheinen in so beengten Platzverhältnissen die bessere Wahl zu sein. Als Faustregel wird von den Herstellern zu 100 Watt pro Quadratmeter Grundfläche geraten. Die hier vorgestellten Campingpaneele können über spezielle Kabel miteinander verbunden werden, so dass nur eine Steckdose zum Betrieb mehrerer Paneele notwendig ist.

Die Preise für solche Paneele sind vergleichsweise gering. Ein spezielles Campingpaneel (100 Watt) gibt es für unter 100 Euro. Wer sich auf Stellplätzen mit Landstrom versorgen kann, kann mit den Paneelen erfreulich günstig für eine behaglichere Stimmung sorgen.

Wichtig: Die Infrarotpaneele sind nicht geeignet, um in kürzester Zeit einen Van maximal aufzuheizen. Das können nur Standheizungen oder Heizlüfter. Der lautlose Betrieb und die angenehme Strahlungswärme sind die Hauptvorteile der Infrarotpaneele.

Link: www.camper-heizung.de

Keramikheizlüfter – Eco Modus sorgt für weniger Verbrauch
Vom Schiffsausrüster AWN haben wir für 64,99 Euro einen modernen strombetriebenen Keramikheizlüfter gekauft, der ausdrücklich für eine Langzeitnutzung geeignet ist und der über diverse Sicherheitsfeatures verfügt. Das Gerät schaltet sich beispielsweise ab, wenn es umkippt.

Durch die Keramik-Technologie ist das Gerät effizienter als herkömmliche Heizlüfter. Der Wärmespender von AWN hat außerdem einen ECO-Modus, der die Leistung auf 440 Watt drosselt. Genau dieser Modus, der sich auch mit reduzierter Lüfterdrehzahl recht leise betreiben lässt, ist für die manchmal wenig leistungsstarken Landstromanschlüsse von Stellplätzen besonders interessant. Das Gerät erhitzt die Luft wie eine Standheizung und bringt kleinere Kastenwagen schnell auf Wohlfühltemperatur. Momentan gibt es bei AWN den Heizlüfter reduziert für 49,99 Euro.

Link: www.awn.de/products/ocean-tec-keramikheizer-thermal-plus

Fazit: Wer sein Fahrzeug mit Landstrom versorgen kann, hat mit einer Kombination aus Infrarotpaneelen und dem vorgestellten Heizlüfter eine sehr preisgünstige Heizmöglichkeit. Wer dann noch eine temperaturgesteuerte Schaltsteckdose für etwa 20 Euro vorschaltet, kann mit den Geräten bequem eine voreingestellte Temperatur halten. Wer Nachts den Heizlüfter ausgeschaltet lässt und nur auf Infrarot setzt, profitiert außerdem vom lautlosen Betrieb. Im Vergleich zu den Anschaffungskosten einer Gas- oder Dieselheizung ist der Einstiegspreis konkurrenzlos.

Aber was ist mit den laufenden Kosten? Wer auf dem Stellplatz Landstrom für 70 Cent pro KW/h zieht, zahlt im Fall des hier vorgestellten Heizlüfters (Eco Modus) und 100 Watt Paneel etwa 38 Cent pro Stunde. Gerade für eine sporadische Wochenend- und Urlaubsnutzung ist die rein elektrische Heizung bei kleinen Fahrzeugen in Einbeziehung aller Kosten erheblich günstiger und einfacher, als der Einsatz von Diesel oder Gas.

02.02.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Christian Tillmanns, Kevin Schmid / unsplash.com