Kurt Denk windsurft

Portrait: Kurt Denk

Der erfolgreiche Geschäftsmann Kurt Denk (Ironman) zum Windsurfen: 'Eigentlich ist Windsurfen die Wurzel zu fast allem gewesen, was ich heute bin.' Ein Portrait

Kurt Denk hat viel erreicht. Vom Angestellten wandelte er sich erfolgreichen zum Geschäftsmann. Er gründete ein Reiseunternehmen und brachte den Ironman nach Deutschland und Europa. Energie und mentale Stabilität findet er aber in einer Sportart, die Außenstehende überraschen könnte: „Eigentlich ist Windsurfen die Wurzel zu fast allem gewesen, was ich heute bin“, sagt der 66-Jährige.

Woher nur hat der Mann diese Energie? Als Maschinenführer bei den Zeitungsdruckern der Frankfurter Rundschau arbeitet Kurt Denk nachts, von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens. Volle Konzentration ist angesagt. Fehler hätten kostspielige Folgen. Nachdem er um sechs den Heimweg angetreten hat, nimmt er gegen neun schon wieder die ersten Kundenanrufe in anderer Mission entgegen: Die Menschen rufen ihn seit 1986 an, weil sie das Paradies sehen wollen. Es sind meist Surfer, für die Kurt Reisen nach Hawaii organisiert.

Mit dem zunächst kleinen Reiseunternehmen will er eigentlich nur seine eigene Reisen nach Hawaii finanzieren. Auch er will in Hawaii möglichst viel über die Wellen gleiten. Mit dem Windsurfen hat er schon in Zeiten der Holzgabelbäume begonnen und es hat ihn bis heute nicht losgelassen. Durch die Doppelbelastung schläft er vier Jahre lang nur wenig. Das Telefon steht neben seinem Bett.

„Du kannst mit Windsurfen, wenn du reisen machst, arm werden, aber nicht reich“, erzählt er. „Meine Kunden waren ja mehr oder weniger Menschen wie ich, die kostengünstig nach Hawaii wollten. Das war zum Leben zu wenig aber zum Sterben zu viel, aber es hat Spaß gemacht. Ich bin danach auf die Golfspieler gekommen und mit denen habe ich richtig Geld verdient; die haben quasi das Windsurfbusiness mit subventioniert.“

Kurt Denk

Der aus Leidenschaft zum Windsurfen entstandene Hawaii Holiday Service entwickelt sich gut. 1993 kündigt Kurt Denk seinen gut bezahlten Druckerjob bei der FAZ und wagt die komplette Selbstständigkeit. Ein neues Haus mit großem Büro wird gebaut und das Programm seiner Firma wird um Sportreisen zum Honolulu-Marathon und später zum Ironman erweitert. Seine Art, die Reisekunden zu betreuen, fällt dem Präsidenten der Ironman-Organisation auf und Denk wird von Lew Friedland zum Gespräch gebeten.

Der Ironman-Boss sucht einen neuen Veranstalter in Deutschland und Kurt Denk kann sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Laissez Faire ist nichts für ihn. Er ist ein Macher. Und er bekommt die Lizenz den Ironman zu veranstalten. Zu diesem Zeitpunkt hat der windsurfende Drucker mit Reiseagentur noch nie eine Sportveranstaltung organisiert.

Er schafft es, den Ironman in die Großstadt zu holen, nach Frankfurt. Insider hatten eher zu einem Event auf dem Land geraten und sind skeptisch. Doch Denks Plan geht auf. Zehntausende Zuschauer säumen die akribisch ausgetüftelte Strecke. Und wieder wird es ein Job, der ihn um den Schlaf bringt. 10 Jahre arbeitet er sieben Tage in der Woche, 16 Stunden am Tag. Es geht um viel Geld. Sponsoren müssen aus dem Nichts akquiriert werden. Die Politik will überzeugt werde. Mit dem Ironman skaliert Denk sein Wirken auf ein extrem hohes Level. Den Ausgleich bringt der Sport.

Kurt Denk

„Der Sport war die Fluchttüre um abzuschalten. Das kannst du beim Windsurfen fantastisch. Praktisch mit jedem Meter den du voraus fährst, machst du eine Tür hinter dir zu und das gelingt bei ganz wenigen Sportarten. Ich hab's mal mit Golf probiert und bin sehr weit gekommen, bis auf Handicap neun runter. Aber ich habe dann gemerkt, wenn du beim Windsurfen einen Supertag hast, dann bist du am Strand und hast Strahleaugen. Wenn du beim Golf eine gute Runde gespielt hast, sagst du ‚da hätte ich besser spielen müssen‘. Und das ist der Unterschied. Deswegen habe ich Golf sein gelassen und mich nur noch aufs Windsurfen und Skifahren konzentriert. Und ich bleibe dabei. Es ist wie Meditation, wenn du auf dem Wasser bist.“

Diese Kraft des Natursports stand ihm auch bei, wenn er sich mit hohen Politikern auseinandersetzen musste. „Da habe ich immer gedacht ‚Burschen, ihr seid nie in die Welle rein gefahren, ihr seid nie mit Gas übers Wasser geheizt.‘ Das hilft dir, da hast du so eine Rückzugsbasis, wo du unglaublich viel innere Ruhe findest.

Kurt Denk

In den folgenden Jahren gelang es Denk den Ironman weiter auszubauen. Um 2007 sorgt die Veranstaltung alleine in Frankfurt für über 16.000 Übernachtungen. Ab 2010 zieht der Hype weiter an. Und dann wird er gefragt, ob er seine Firma an die Dachorganisation des Ironman verkaufen wolle. Zu dem Zeitpunkt ist er 60 und möchte gerne mehr Zeit mit seinem damals 11-jährigen Sohn verbringen. Aber andererseits läuft es auch wirklich gut. Kann ein Macher loslassen? Er befindet sich in einem Zwiespalt. Kurt Denk entscheidet sich fürs loslassen. Auch das ist ein großer Schritt. Er verkauft, ist finanziell gut aufgestellt und läuft zwei Jahre später voll gegen die Wand. Er wird krank. Die Diagnose lautet Krebs. „Als ich wirklich todkrank war und dem Tod jeden Tag ins Auge geschaut habe, war mein Ziel mein Surfbrett. Ich will auf mein Surfbrett. Das ist jetzt genau drei Jahre her, damals war ich in der Chemo- und Strahlentherapie. Am 17. Juli 2012 hab ich meinen Arzt gefragt ‚Geht das, dass ich im September wieder aufs Brett komme? Dann habe ich drei Monate, um mich zu regenerieren.‘ Wenn das dein Ziel ist, sagte mein Professor, dann mache es. Für mich war das ein Ziel und ich habe Rotz und Wasser geheult, als ich am 17. September 2012 zum ersten Mal wieder auf dem Wasser war. Das sind Gefühle, die vergisst du nie und das habe ich dem Windsurfen zu verdanken.“ Auf seinem Board steht er in diesen Tagen auch wieder und Kurt Denk genießt das Windsurfen auch nach weit über 30 Jahren: „Ich kann’s nur jedem raten, der es bisher noch nicht macht.“

30.06.2015 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Privat