
Hy-Core und HRT
Neue Technologien von Gunsails für den Boardbau
Thilo von Osterhausen ist bei Gunsails für R&D zuständig. Der Sohn des Firmengründers Eberhard von Osterhausen hat für die Gunsails-Marke »Kanoa« interessante Technologien entwickelt, die auch außerhalb der Surfindustrie Anwendung finden könnten.
Worum geht es bei der Honey Root Technology (HRT) und Hy-Core (Hybrides Sandwich-Material aus recyceltem PET)?
Ein typisches Surfboard bestand früher aus einem simplen Aufbau. Ein Schaumkern wurde geformt und mit Glasfasergewebe belegt. Dann wurde das Gewebe mit einem Harz getränkt, was die einzelnen Komponenten miteinander verklebte.
Um bessere mechanische Eigenschaften wie eine erhöhte Punktstabilität, eine höhere Steifigkeit oder eine bessere Haltbarkeit zu erreichen, wurde der Aufbau im Lauf der Zeit komplexer. Unter anderem kommen oft Platten aus PVC-Schaum zum Einsatz. Diese komplexen Gefüge aus vielen verschiedenen Materialien sind schwer zu recyceln.
Bei der von Gunsails entwickelten Technologie wird eine dreidimensionale Wabenstruktur verwendet, die eins mit dem Decklaminat ist und gleichzeitig einige Millimeter Tiefe mit dem Schaumkern ragt. Der typische mehrlagige Sandwich-Aufbau entfällt. Dadurch wird die Oberfläche der Verbindung vom Schaumkern und dem Laminat vergrößert und somit Delaminationen vermieden. Zusätzlich soll die Wabenstruktur die mechanische Performance des Materialverbundes erhöhen und die Langlebigkeit und gleichbleibende Flex Eigenschaften gewährleisten.

Der Laminataufbau besteht aus semi-synthetische Fasern wie zum Beispiel Viskose oder Cellulose, gepaart mit Hanffasern. Semi-synthetisch bedeutet hier, dass die Fasern zwar natürliche Ursprünge haben, aber in einem geschlossenen Prozess chemisch verändert wurden, um gleichbleibende mechanische Eigenschaften zu gewährleisten. Der geschlossenporige Schaumkern zieht kein Wasser und besteht zu 70% aus recycelten Styroporverpackungen und zu 30% aus biobasiertem Lignin. Lignin ist ein Holzbestandteil, welcher bei der Papierproduktion als Abfallprodukt anfällt.
Die Wabenstruktur besteht in der Variante Hy-Core aus recyceltem PET, in einer anderen Variante (HRT) aus semi-synthetische Fasern wie zum Beispiel Viskose oder Cellulose. Semi-synthetisch bedeutet hier, dass die Fasern zwar natürliche Ursprünge haben, aber in einem geschlossenen Prozess chemisch verändert wurden, um eine gleichbleibende mechanische Qualität zu gewährleisten.

Rechts: Für die Technologie wurde Gunsails und Thilo von Osterhausen der JEC-Award verliehen. Mit dem Preis werden die weltweit innovativsten Verbundwerkstoffprojekte ausgezeichnet.
Wo liegt der Vorteil der Gunsails-Technologien?
Die Lieferkette für alle Materialien ist fast ausschließlich europäisch und die Materialauswahl ist so nachhaltig wie möglich. Zusätzlich sollen die Produkte durch ein recyclingfähiges Epoxidharz und 100-prozentige Wiederverwendbarkeit bereit für den Materialkreislauf sein. Technisch sollen die Produkte gezielt flexen können, sind aber nach momentanem Stand nicht so steif wie zum Beispiel Boards in Sandwichbauweise oder hohem Carbonanateil. Die Druckfestigkeit und die Resistenz gegen Schläge sind ebenfalls erhöht. Mit einem Kautschuk-Additiv im Harz und dem Anteil an Naturfasern sollen Vibrationen absorbiert werden.
Die Boards werden im Vakuuminfusionsverfahren hergestellt. Das ist ein Herstellungsverfahren, welches auch im Windrad-oder Schiffsbau anwendung findet. Der Harzanteil wird durch dieses verfahren gleichbleibend niedrig gehalten.
Gunsails möchte die Technologie mit Wellenreitboards der Marke Kanoa noch in 2025 auf den Markt bringen. Ein Starttermin für Windsurf-oder Wingboards liegt noch nicht vor. Gleichzeitig findet die patentierte Technologie in anderen Branchen Interesse.
Aufbauend auf diese Errungenschaft, hat Gunsails das neue hybride Sandwichmaterial Hy-Core entwickelt. Dieses Material besteht zu 100 % aus recyceltem PET und beinhaltet die Prinzipien und Vorteile von HRT. Durch die Markteinführung von Hy-Core wird das dreidimensionale Wabenlaminat der Faserverbundindustrie zugänglich gemacht.
Das Know-How von Gunsails wird man so möglicherweise in Zukunft auch in der Automobilindustrie, im Schiffbau oder anderen Industrieanwendungen finden.
20.04.2025 © DAILY DOSE | Text: Christian Tillmanns | Fotos/Grafiken: Gunsails