Lina Erpenstein

Lina Erpenstein

Lina Erpenstein ist 2017 richtig durchgestartet und belegte den vierten Platz in der PWA Wave Wertung. Im Interview erzählt die 21-jährige Studentin wie sie zum Windsurfen kam und wie sie trainiert.

Wie und wann bist Du zum Windsurfen gekommen? Was war die Motivation Windsurfen zu lernen?
Ich surfe etwa seit ich 13 bin. Davor habe ich schon meine ersten Versuche gemacht, aber habe nie so ganz den Spaß daran gefunden. Mein Vater ist Windsurfer und so haben wir fast alle Schulferien and windigen Stränden verbracht. Als ich es dann zum ersten Mal ins Gleiten geschafft habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Ab diesem Zeitpunkt hat man mich dann in den Ferien von morgens bis abends nur noch auf dem Wasser gefunden. Die Verbundenheit zum Meer hat mich einfach total fasziniert.

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Hat dich die Welle schon von Anfang an fasziniert? Wie hast du den Einstieg ins Springen / Waveriding gefunden? Es hat ja nicht jeder ein Waverevier direkt vor der Haustür.
Nein das stimmt! Wir haben als Familie immer viel Zeit in Tarifa verbracht und meine Schwester und ich haben schon ganz früh mit dem Bodyboarden angefangen. So hatten wir beide schon immer eine Verbindung zu Wellen. Als ich dann beim Windsurfen gut genug war zum ersten Mal eine Welle abzureiten, hat sich mir eine völlig neue Welt eröffnet. Den Spaß des Windsurfens mit der Kraft der Wellen zu verbinden brachte ganz neue Möglichkeiten mit sich. Ich erinnere mich auch noch ganz genau an meinen ersten Sprung über eine Welle - ein Wahnsinnsgefühl!
Trainierst du gezielt für Events, oder versuchst Du einfach immer dein Level zu verbessern?
Grundsätzlich surfe ich immer zum Spaß, aber ich habe einfach großen Spaß daran besser zu werden. Ich trainiere dabei nicht gezielt irgendwelche Techniken für Wettkämpfe sondern bastle immer an den Manövern auf die ich gerade Lust habe und die die Bedingungen gerade zulassen.

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Du hast im letzten Jahr sehr erfolgreich an PWA World Cups teilgenommen. Wie kam es zum Einstieg in die PWA Tour?
Da ich zu Hause nicht gerade an einem Windsurfspot wohne, kannte ich auch außer ein paar Wenigen keine richtigen Windsurfer. Erst recht keine anderen Mädels. Ich hatte Lust Gleichgesinnte kennenzulernen und so wollte ich dann zum ersten Mal beim DWC Wave auf Sylt starten. Leider ließ uns da der Wind im Stich. Sailloft Hamburg, mein Sponsor, der mich damals tatkräftig unterstützte, ermutigte mich dann, auch mal beim PWA auf Sylt teilzunehmen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn alleine wäre ich den Schritt wohl nicht gegangen. Bei diesem Wettkampf lernte ich dann schnell viele Leute kennen und merkte auch, dass mir der Wettkampf großen Spaß machte. Nach dem Abi war dann klar, dass ich die Wettkämpfe weiter verfolgen wollte und so kam es dann durch viel viel Wasserzeit und Geduld zu den Ergebnissen in den letzten zwei Jahren.

In anderen Sportarten sind Top Sportler komplett gesponsert. Wie läuft das beim Frauenwindsurfen? Ein Luxusapartment am Spot ist sicher nicht drin oder?
Nein, leider nicht. Wir haben ja leider im gesamten Sport das Problem des Budgetmangels. Kaum jemand kann davon leben, bei den Frauen noch weniger als bei den Männern. Es ist super schwierig einen Sponsor zu finden und gerade wenn man sich ausschließlich aufs Windsurfen fokussiert, kaum möglich einen Standard zu erreichen, der all das Training und die Reisen finanziert. Als Frau hat man es da noch schwerer, da viele Marken ihren Fokus ausschließlich auf das Männerwindsurfen legen. Das ist super schade, denn das Frauenwindsurfen hat in den letzten Jahren stark an Qualität gewonnen und verdient deutlich mehr Förderung und Unterstützung. Da ich aber im letzten Oktober angefangen habe zu studieren und nicht mehr nur windsurfe, bin ich sehr froh mit Severne einen Sponsor gefunden zu haben, der mich tatkräftig in meinen Plänen unterstützt und auch meine gleichzeitige Ausbildung respektiert. Welche Bedingungen magst Du am meisten? Hammerwind, wie auf den Kanaren? Grundsätzlich mag ich eigentlich alle Bedingungen. Besonders die Abwechslung gefällt mir, denn jeder Tag ist anders and man muss sich immer neu darauf einstellen. Tatsächlich habe ich aber wirklich viel Spaß auf den Kanaren, starker Wind liegt mir, vermutlich auch da ich dort schon so viel Zeit verbracht habe. Nach einiger Zeit reicht das dann aber auch wieder, da freut man sich dann richtig wenn das Segel größer als 3 Quadratmeter ist.

Lina Erpenstein

Was ist das Ziel, das Du im Windsurfen erreichen möchtest?
Mein größtes Ziel ist es langfristig eine gute Waage zwischen Ausbildung/Beruf und dem Windsurfen zu finden. Das Windsurfen ist mein größter Ausgleich, bei dem ich alles andere ausblenden kann und genau im Augenblick leben kann und das möchte ich nie verlieren.

Wie wichtig ist die Psyche bei Wettbewerben? Trainierst Du das, falls nötig?
Ich habe diesen Faktor bisher immer unterschätzt, doch letztes Jahr auf Gran Canaria, bei meiner ersten Podiumsplatzierung habe ich gemerkt, dass auch die Psyche einen großen Teil ausmacht. Die Bedingungen waren während der gesamten Woche am Limit, ich hatte einen dritten Platz zu verteidigen und es war nie vorauszusagen wann wir starten würden. Da war ich die ganze Woche auf Spannung und konnte erst mit ein paar Entspannungsübungen abschalten.

Konzentrierst Du dich voll aufs Windsurfen, oder bastelst Du parallel an einer anderen beruflichen Karriere?
Ich habe im Oktober 2017 angefangen in Kiel zu studieren, da ich langfristig nicht ausschließlich windsurfen möchte. Kiel ist dafür super, da ich jetzt meinen Alltag mit dem surfen verbinden kann, wie ich es bisher nicht kannte. Nach einem Unitag noch aufs Wasser zu kommen und abends trotzdem wieder ins eigene Zuhause zu kommen ist einfach schön.

06.02.2018 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Frithjof Blaasch / bulgenslag.de, PWA / John Carter

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