Hawaii & der böse Hai - Medientheater

Hawaii & der böse Hai

Medientheater

Auf Maui starb eine deutsche Touristin, die am 14. August nur etwa 45 Meter vom Ufer entfernt von einem Hai angegriffen wurde. Das Medienecho ist gigantisch und vielfach wird eine stark vereinfachte Botschaft postuliert.

Oft wird vergessen, dass Schwimmen oder Surfen in Gewässern, in denen Tigerhai & Co. vorkommen, einem Ausflug in die Serengeti gleicht. Während allerdings in Afrika die meisten Touristen mit Tropenhütchen und Kamera ausgestattet samt Wildhüter auf einem Landrover sitzen, geht es im Strandurlaub ohne Begleitschutz direkt ins Habitat der vielzahnigen Raubtiere, um etwa Wasserschildkröten, die beliebte Nahrungsquelle des Tigerhais, zu Gesicht zu bekommen.

Trotz dieser Vorgehensweise sind so schwere Verletzungen extrem selten. Haiangriffe mit Todesfolge sind auf Hawaii (bei Zählung ab 1980) 1991, 1992, 2004 und nun 2013 aufgetreten.

Die Anzahl der Angriffe pro Jahr variiert auf Hawaii stark.
Jahre mit ein bis drei Angriffen (2008, 2009) stehen Jahren mit sieben und mehr Angriffen gegenüber (2002, 2007).
Der oft angeführte Zusammenhang zwischen der Anzahl der Menschen im Wasser und der Anzahl der Angriffe hinkt. Von Oktober bis Dezember wirft die Statistik besonders häufige Angriffe aus, allerdings sinkt in diesem Zeitraum die Zahl der Surfer und Schwimmer laut einer zehnjährigen Zählung. Die Angriffslust in diesen Monaten ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Hawaiianische Ureinwohner mieden in diesem Zeitraum das Meer.

In den letzten zwei Monaten gab es auf Hawaii tatsächlich fünf Angriffe, aber erst die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Zahl tatsächlich so dramatisch steigt wie oft angeführt. Auch 2012 gab es in einem Zeitraum von zwei Monaten ebenfalls fünf Angriffe. Niemand ist dabei gestorben und die Medien ließen das Thema links liegen.

Eine deutliche Sprache spricht die Statistik allerdings, wenn es um die Urheber der meisten schweren Verletzungen geht. Fast immer sind Tigerhaie auf Hawaii die Angreifer. Deshalb scheint auch die Studie, die auf Hawaii zum Verständnis der Tigerhai-Wanderungen angekurbelt wurde, grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung. Denn nur wer die Natur um sich herum versteht, kann die Gefahren die sie birgt, einschätzen und ihnen aus dem Weg gehen. Auch Veränderungen im Verhalten der Haie können erst signifikant belegt werden, wenn das Verhalten der Tiere erforscht und statistisch erfasst ist. Alles andere ist Spekulation.

Festzuhalten bleibt: Das Risiko von einem Hai angegriffen zu werden ist immer noch extrem gering. Das grundlegende Problem scheint eher psychologischer Natur zu sein. Während zum Beispiel im Straßenverkehr Unfälle mit schweren Folgen so häufig sind, dass sie normal erscheinen und akzeptiert sind, sind Unfälle mit wilden Tieren bei unserer naturfernen Lebensweise mittlerweile so selten, dass es ein extrem großes Echo erzeugt.

23.08.2013 © DAILY DOSE