Antwort, 20.07.2020 15:51 von MarTra
Hallo Nina,
ich habe genauso angefangen wie du. Altes Material und Heimatregion Bayern. Die Tipps der anderen sind gut und richtig. Die Surf Gemeinschaft in Bayern ist auch sehr sehr nett und immer hilfsbereit. Hab also keine Scheu auf Sie zuzugehen.
Was du dir überlegen kannst, ist dir schrittweise ein wenig moderneres Material anzuschaffen. Altes Material erfüllt mit einem vernünftigen Trimm seinen Zweck und man kann damit einiges lernen. Wenn du dir beispielsweise modernere Segel mit einem Skinny-Mast kaufst sind die in der Regel ein wenig leichter, Druckpunkstabiler und einfacher zu fahren als deine derzeitigen Segel.
Aufgrund des reduzierten Gewichtes und des leichteren Handlings könntest du entweder ein klein wenig größere Segel fahren oder die gleichen Segelgrößen bei mehr Wind nutzen. Ich habe in Norbayern gesurft und wir hatten sehr sehr selten mal Wind über 15kn. Ich weiß nicht wie die Bedingungen bei dir so vor Ort sind, aber durch so eine Anpassung könntest du dein Windfenster ein wenig vergrößern und dadurch mehr Zeit auf dem Wasser bekommen.
Die Druckpunktstabilität hilft dir beim Erlernen des Gleitens mit dem Trapez. Das ist mit älterem Material alles machbar aber ab einem bestimmten Punkt, wen du viel Geschwindigkeit aufnimmst, wird die ganze Geschichte sehr unruhig. Ich vergleiche das Gefühl immer ganz gerne mit einem alten oder neuen VW Golf, der mit 130 kmh über die Autobahn brettert. Ein 20 Jahre alter Golf fängt bei der Geschwindigkeit irgendwann mal mit scheppern und wackeln an, während man mit einem neuen Golf relativ ruhig dahin fährt. Hast du das "Scheppern und Wackeln" nicht, kannst du dich besser auf deine Fahrtechnik konzentrieren.
Es kann auch sein, dass du dir beim Beachstart wegen den alten Segeln recht schwer tust. Ich habe Beachstart, Wasserstart, sicher Trapez fahren, sicher Gleiten und mit einer Fußschlaufe fahren alles mit 20 Jahre altem sauber getrimmten und gut abgestimmten Material gelernt. Als ich dann auf 5 jahre altes Material umgestiegen bin, hat es sich die ersten paar Tage so angefühlt, als ob ich selbst gar nicht mehr fahren muss. Also als ob irgendwo in den Segeln ein Autopilot eingebaut ist, der für mich fährt und mir das meiste abnimmt. Mittlerweile ärgere ich mich darüber, dass ich mir nicht viel früher moderneres Material gekauft habe. Ich hätte viel schneller Fortschritte machen und mir viel Frust ersparen können.
Die Fanatic Viper mit den 220 Litern müsste bei deinem Fahrkönnen und Gewicht mittlerweile auf den Seen viel zu groß sein. Ich bin am Anfang eine alte Viper mit rund 160 Litern gefahren, habe ein ähnliches Gewicht wie du und das war mehr als ausreichend. Beim dem BIC Techno weiß ich nicht ob es ein Schwert hat. Falls ja, müsste es von der Größe her zu dir passen. Falls nein ist es für die Windbedingungen an deinem Revier, dein Fahrkönnen und die Segelgrößen die du fährst ungeeignet. Du treibst ab und kommst nicht zurück. Egal was du machst. Auch hier tust du dir wahrscheinlich leichter und hast mehr Spaß auf dem Wasser wenn du vorerst auf ein moderneres Freeride-Brett mit Schwert in der Größe von 140-160l umsteigst.
Material kaufen, verkaufen und auf sein Fahrkönnen abstimmen ist eine Wissenschaft für sich. Man muss viel wissen, selbst ausprobieren und nachfragen um etwas geignetes zu finden. Je früher man sich mit dem Thema befasst, desto besser, da ohne geeignetes Material der Sport leider nicht ausübbar ist. Das Thema wird dich dein komplettes Surferleben begleiten und auch in diesem Bereich gibt es super viel zu lernen. Schrecke also nicht davor zurück wenn dir irgendjemand was von Finnengrößen, Biegekurven oder Boardshapes erzählt. Das ist am Anfang total viel und hört sich super kompliziert an, aber letztendlich bekommt man die Begriffe relativ schnell drauf. Also keine Angst vor Materialkunde. Wenn du die ganzen Bretter die du hast nicht mehr möchtest, stell Sie einfach bei E-Bay Kleinanzeigen rein und kauf dir vom Erlös etwas schönes neues davon. Nette Leute und andere Surfer lernt man darüber auch kennen.
Auf dem Wasser könntest du anfangen weitere Leichtwindmanöver (Lightriding) zu üben. Also deine Halse verbessern und dabei im Bewegungsablauf schneller werden. Oder: Backwind fahren, den Bewegungsablauf einer Duck Jibe oder einer Helitack üben. Das macht mega viel Spaß, geht schon bei 9kn mit kleinen Segeln und sieht wenn man es irgendwann kann super cool aus. Zusätzlich trainierst und automatisiertst du darüber deine Brett- und Riggkontrolle, was dir dann später beim Surfen mit mehr Wind und dem Erlernen von Gleitmanövern ebenfalls helfen wird. Für das Lightriding macht es Sinn ein modernes Shortboard mit Schwert zu haben. Ich bin momentan am überlegen, ob ich mir für den Spaß mit dem Lightriding ein aufblasbares WindSup anschaffe. Ob das etwas bringt, wird sich zeigen/muss ich ausprobieren. Deshalb möchte ich es momentan auch nicht wirklich empfehlen, aber vielleicht wäre das mit dem WindSUP auch eine Variante über die du nachdenken möchtest.
Grüße
MarTra