Antwort, 02.12.2003 12:52 von Gast
Hi Ronny!
Mit dem Titan 273 als Leichtwindbrett kannst du sicherlich nichts falsch machen und er kommt auch locker mit nem 10.3 klar.
Ich würde nie sagen 'das Segel ist für dich überdimensioniert', da ich dich nicht kenne und ich fühle mich selber ja auch bei 78 Kg mit 10.5+ sehr wohl. Die Segel sind heute eben viel einfacher zu handlen als früher sonst würde ich ja nicht so für sie schwärmen :)
Denk aber daran, dass du die enstprechenden Finnen brauchst, um auf die unterschiedlichen Bedingungen eingestellt zu sein.
Mit dem Segel und bei deinem Gewicht, sollte da etwa ne 60+ cm Finne drin stecken. Sonst kassierst du wegen des langen Achterlieks gut angepowert beim Höhelaufen lästige Spinouts. Schickst du deine Freundin damit auf die Reise, ist die Finne aber bei kleinerem Segel eher hinderlich (Brett läßt sich nur sehr schwer halsen, anlanden, etc.). Auch darüber sollte man sich Gedanken machen. Und eine ramponierte Finne (vor allem bei Deep Tuttle) ist teuer und selbst kleine Katschen verderben die Performance.
Zurück zum Lightning. Die Trimkräfte am Unterliek sind ziemlich hoch, ähnlich wie beim Retro. Du solltest dir wirklich gute Tampen besorgen. Ich hab das eingänglich nicht gemacht und mir sind inzwischen alle alten Tampen durchgerissen :)
Bei der Gabel solltest du drauf achten, dass sie nicht ganz ausgezogen ist, wenn du das Segel fährst. Ca 15 cm Verstellbereich sollten schon noch im Rohr sein, sonst passiert es leicht, dass man sie überbeansprucht. Auf mein 9.4 fahr ich eine NP X5 260 und wenn ich kräftig pumpe merke ich schon deutlich, wie sie sich versetzt - Alu ist bei großen Segeln also nicht so ideal. Ich werde sie demnächst durch eine Carbongabel ersetzen. Im Fall des 10.3ers würde ich dir wirklich zu ner Carbongabel raten. Das hat mehrere Gründe. Eine zu weiche Alugabel würde zu sehr nachgeben und (mal davon abgesehen, dass sie wahrscheinlich bei häufiger Beanspruchung sehr leiden würde, wenn nicht sogar brechen würde) der Performanceverlust beim Angleiten/-pumpen wäre so hoch, dass du dir dann doch wieder das 9.4 mit einer kürzeren Gabel zulegen könntest - bei gleicher Angleitleistung. Eine Gabel die beim Pumpen zu sehr nachgiebt, bringt wenig bis keine Vorteile beim Angleiten (trotz größerem Segel), sie kann die Gleitschwelle sogar nach oben verschieben, da das Brett beim Pumpen unruhig wird und nicht mehr plan liegt, aber nicht genügend Segeldruck erzeugt wird, um die Gleitschwelle wirksam zu passieren. Das gleiche gilt hier auch für den Mast. 70-75% Carbon sind über 10m² eher eine Notlösung, da der Mast sich nicht schnell genug zurückstellt und das Segel Vortrieb verliert. Beim Pumpen wie bei Böen würdest du also gehörig Performance verlieren.
Den einzigen Vorteil den das 10.3 bei zu 'lascher' Hardware dem 9.4 gegenüber hätte, wäre die bessere Durchgleitleistung in Windlöchern.
Ich sage das, weil einige Bekannte da gespart haben und sich später schwarz ärgerten. Sie haben sich dann doch noch das teure Material gekauft -> wenn man mehr Gleitzeit haben möchte, darf man keine Kompromisse eingehen. Sonst gibt man ne Menge Geld aus und es bleibt doch fast alles beim alten.
Das GTX bin ich einmal gefahren, allerdings nicht das ganz aktuelle. Fazit: hab mir trotzdem das Tushi gekauft und bin sehr glücklich damit. Wie gesagt, ich kenne außer dem Retro (2002) kein anderes Segel (so viele brandaktuelle Segel kenn ich auch nicht), das in der Größe im Freeridebereich so locker zu handlen ist wie das Lightning (das gilt gerade für die großen Größen bei kräftigem Wind).
Nur denk daran, das ist sicherlich eine Frage des Geschmacks und der individuellen Fahrtechnik. Jemand anderes würde vielleicht ein anderes Segel vorziehen. Und ich kann auch nur den Lightnings von 9.4 abwärts diese beschriebenen Eigenschaften bescheinigen.
Bei den Tüchern über 10m² fand ich das 10.5 Retro genial. Es ist allerdings anfänglich schwieriger zu Trimmen und wenn man sich keine Trimmeinrichtung für die Gabel zulegt, verschenkt man auch wahnsinnig viel an Einsatzbereich und Leistung (die dann trotzdem immer noch bombig ist).
Ich kann mich mit den Trimmeinrichtungen für das Achterliek bis heute nicht anfreunden, deshalb fahr ich auch immer noch ne Nummer kleiner. Aber ich liebäugel immer noch mit 10m²+, mein C145 hat mich allerdings bislang davon abgehalten. Mit dem Retro in 10.5 wollte er sich overpowered nicht so Recht vertragen, trotz 59/52er Flosse.
(ich weiß, die ist auch überdimensioniert für den Carve :p)
Was den Einsatzbereich angeht, so kann ich vom 9.4 locker auf das 8.0/7.5 wechseln. Beim 10.3 sollte das mit 8.5/8.0 auch gehen.
Vielleicht haben Segel wie das V8 noch etwas mehr Bumms unten heraus. Das sehe ich aber nicht als gesichert an und ist bei Pumpunterstützung auch zu vernachlässigen. Dafür macht das Lightning in einem riesigen Bereich Spass und bleibt erstaunlich neutral und leicht - Eine heftige Böe fällt ein, du machst ein bischen auf und alles ist im grünen Bereich.
Anfangs habe ich mich gar nicht getraut das Segel wirklich 'auszureizen', da ich schlechteres Benehmen von meinen alten Segeln gewöhnt bin. In Böen in denen ich früher schon den Schweiß auf der Stirn hatte, kann man noch locker den Dampf ein bischen rauslassen und ohne viel Gezerre und Druckpunkt-wanderungen geht es weiter. Du kennst diese Böen; du hängst in den Fußschlaufen, das Segel aufs Deck gezogen und dein Brett ist hinten irgendwie zu kurz und dann siehst du diese schwarze Wand auf dich zudonnern - genau die Böen meine ich :)
Fass allerdings auch mal das Retro ins Auge. Es hat mehr Bauch und fährt sich etwas weniger direkt, dafür hat man aber immer etwas mehr Zug im Segel. Und die 2002 Segel waren wie die Tushis auch, unglaublich eigenstabil, was bei den 2003ern ja auch der Fall sein soll.
Wie schon mal gesagt, ich kann dir aber nur über das 9.4 als größte Größe bei Tushingham berichten. Solltest du dir das 10.3 gönnen, kannst du mir ja deine Eindrücke schildern, ich würde mich wirklich freuen.
cheers,
Oliver