Antwort, 21.03.2005 14:34 von Gast
Hallo Rush!
"Immer wieder war zuviel druck auf dem segel, immer wieder hatte ich es mit böen und kleinen Wellen zu tun. Das segel musste ich daher sehr oft fallen lassen. Der Wind schlug mir das segel regelrecht um die Ohren (4.7m)."
Keine Bange, das wird schon. Du mußt Dir nur ein paar Dinge vor Augen führen und daran glauben (und natürlich fleissig weiter üben).
Andere fahren bei 3-4 Bft 9 - mehr-Quadratmeter-gibts-nicht-Segel. Die meisten dieser Surfer sind weit davon entfernt Übermenschen zu sein. 9-10 m² bei diesem Wind (hängt natürlich auch vom Fahrergewicht ab) sind in diesem Windbereich weder eine Mut- noch eine Kraftfrage. Wichtig ist nur gute Technik.
Was also fehlt Dir?
Nun, zuerst müssen sich Dein Bewegungsapparat an die 'neue Tätigkeit' gewöhnen. Muskelkontraktionsketten müssen ausgebildet, Bewegungsmuster müssen eingeschliffen werden. Das erreicht man nur durch Übung und über den ein oder anderen Muskelkater und vielleicht ein paar Blasen an den Händen :)
Weiterhin sind kleine Segel mit kurzem Gabelbaum ganz nett für die ersten Anfänge, die kurze Gabel macht sie aber bockig und für Anfänger bei wenig (und böigem) Wind schlecht kontrollierbar. Wenn Du also einige Male auf dem Brett gestanden bist und mit Wende (vl. auch der Schwachwindhalse) gut zurecht kommst, würde ich - abhängig von Deinem Gewicht - auf ein etwas größeres Segel wechseln (ca. 6-7m², wenn Du weder sehr leicht, noch übermäßig schwer bist). Das Segel sollte möglichst ein leichtes Freeridesegel ohne Camber sein. Der Vorteil der größeren Segelfläche und der längeren Segellängsachse ist, daß das Segel weniger 'zickig' sein wird und nicht so stark ruckelt. Der Zug wird gleichmäßiger und das Fahren dadurch weniger stressig. Dann würde ich mich möglichst schnell an das Trapez rantrauen und danach das Fußschlaufen fahren lernen.
Viele Leute tun sich schwer mit dem Einstieg in die Schlaufen, es ist aber ganz leicht. Beispiel ein 75 Kilofahrer kann auf einem Brett mit etwa 145 Litern mit etwas Übung in die Fußschlaufen ohne Gleitwind zu haben, mehr Volumen ist anfangs sicherlich aber deutlich besser.
Das habe ich mit vielen Bekannten zum Spass bei 2-3 Windstärken gemacht. Natürlich gehen sie dabei baden, aber sie gewöhnen sich an den Einstieg in die Schlaufen. Eine gute Vorübung ist es auch, an Land das Segel am Gabelbaum irgendwo zu befestigen oder von jemandem am Gabelbaum halten zu lassen, sodaß es nicht wegschwingen kann. Dann übst Du, ohne hinzuschauen in die Schlaufen zu steigen und soviel wie möglich Deines Gewichts nach vorne auf den Gabelbaum zu hängen.
So haben das Leute gelernt, die es schon lange Zeit erfolglos versucht und teilweise richtige Blockaden aufgebaut hatten.
Warum sollte Dir das helfen? Dadurch, daß Du es viele Male 'trocken' übst, 'lernt' Dein Körper diese Bewegung (des Einsteigens in die Schlaufen) flüssig auszuführen, er gewöhnt sich an die Entfernung zwischen den Schlaufen und den ungewohnten Stand, der Einstieg wird automatisiert (wenn Du es häufig genug machst).
Hier im Forum wurde schon viel zu diesem Thema geschrieben (teilweise auch ziemlich detailliert). Such mal nach den Begriffen 'Trapez' und 'Fußschlaufen' und lies Dir die Sachen durch. Nicht alle Threads werden passen aber es sind einige dabei, die das schon recht anschaulich erklären.
Wie weit Du fahrtechnisch bist, kann ich nur erahnen, solltest Du aber den Mastfuß beim Fahren noch zwischen den Füßen haben, versuche das unbedingt hinter Dir zu lassen. Nach dem Segelaufholen und dem Anfahren (bzw. beim Anfahren) erst den hinteren Fuß hinter den Gabelbaum, dann folgt der vordere.
Wenn Du soweit bist und die Leichtwindmanöver sitzen, schaff Dir wirklich ein größeres Segel für solche Windbedingungen (2-4 bft) an. Das kann ruhig auch ein gebrauchtes, älteres Segel sein.
Der Zug wird wird durch das Mehr an Fläche größer und Du kannst Dich schon ein wenig ins Segel hängen - mußt also nicht alles mit Muskelkraft halten sondern gleichst den Zug durch kontrollierten Einsatz Deines Körpergewichtes aus.
Wenn das passt, dann Trapez und danach Fußschlaufenfahren angehen und Du bist für deutlich mehr Wind gerüstet.
Halte Dir das Gleiten in den Schlaufen als erstes großes Ziel vor Augen, daß sehr nah ist. Im Gleiten fängt das Surfen erst richtig an Spaß zu machen. Die meisten hier können sich ziemlich sicher noch an ihr 'erstes Mal' erinnern und ich wette, daß alle dabei ein breites Grinsen im Gesicht hatten, das einfach den ganzen Tag anhielt :)
Cheers,
Oliver