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 Windsurf History ::: Der Windsurfboom
Ten Cate Board

Der große Holländische Textilhersteller Ten Cate hörte 1970 vom Windsurfer und wollte an Hoyle Schweitzer Segeltuch verkaufen. Das Geschäft kam nicht zustande. Doch die Vertreter von Ten Cate kamen mit 100 Boards von Schweitzer in die Niederlande zurück, um sie dort zu verkaufen. Im Jahr darauf verzehnfachte sich die Abnahmemenge und wieder ein Jahr später war die Nachfrage noch größer.

Zur selben Zeit engagierte Schweitzer Mike "Thor" Horgan als Händler seiner "Windsurfer" auf Oahu. Aus dieser Zusammenarbeit entstand 1974 Horgans Bussiness "Windsurfing Hawaii". Ende des Jahres verkauft er "Windsurfing Hawaii" an seine Freunde Larry "Stan" Stanley und Ken Kleid. 1975 brachte der Pat Love sein Talent in die Gruppe ein. Jeden Tag war die Truppe auf dem Wasser, direkt vor ihrem Haus und testete und entwickelte neue Techniken.

Diese kleine Gruppe infizierter Windsurfer aus Kailua trieb die Entwicklung des Windsurfsports enorm voran.

O-Ton Larry Stanley: "Innovation was happening daily and we were all helping each other and giving each other ideas, and we'd brainstorm and go out and do this and the next day the guy would do it a little better, you know, that's how all this things came out. I would say a lot of it stemmed from Mike Horgan because, if something didn't work he just rush home and change it or he'd whip put the saw and cut it right there at the beach."

Da die Hersteller mit der Produktion nicht mehr nachkamen, baute Ten Cate in Holland seine eigene Produktionsstätte und übernahm 1973 die Lizenz für die Produktion der Windsurfer in Europa. Mit mehr als 250.000 Stück bekam die Firma weltweit den größten Marktanteil. Ihre Windsurfer wurden durch mehr Volumen im Bugbereich verbessert. Was sich allerdings nicht änderte, waren die ca. 230 l Auftrieb sowie das schwammige Fahrverhalten des Originals. 1978 wurden die geliebten Holzgabelbäume gegen Aluminium-Gabeln ausgewechselt. Im selben Jahr gab es in Europa bereits 10 Firmen, die Boards herstellten.

Als der Windsurfer in Europa seinen Siegeszug anzutreten begann, wollte sich auch die Konkurrenz ihren Anteil am Kuchen sichern. 1975 produzierte Fred Ostermann in Deutschland den Windglider. 1976 begann Mistral in der Schweiz zu produzieren. Darauf folgten die deutschen Firmen HiFly, Sailboard und Dufour in Frankreich.
Diese Firmen überschwemmten bis 1982 den deutschen und französichen Markt mit dem Windglider und begannen daraufhin in die USA zu exportieren.

Doch auch in Amerika wurde fleißig an der Weiterentwicklung der Windsurfer gearbeitet. "Windsurfing Hawaii" erlangte internationale Anerkennung für ihre überdurchschnittlich guten Produkte und vor allem ihre Neuerungen.

  • 1975 entwickleten sie ein Trapez und 1976 Starkwindsegel.
  • 1977 kamen die Fußschlaufen dazu die nun endlich das Springen ermöglichten ohne das Brett zu verlieren. Die Schlaufen waren anfangs Gurtbänder die einfach auf das Brett laminiert wurden.
  • 1979 kamen sie mit den verstellbaren Gabelbäume und 1980 mit den verstellbaren Mastverlängerungen auf den Markt.

Der Sport entwickelte sich nun recht schnell weiter. Die Boards wurden kürzer und leichter. Die Windsurfer selbst wurden besser und surften in immer größeren Wellen. Wave Sailing wurde bei immer größerer Geschwindigkeit praktiziert.

Welt- und Europameisterschaften wurden durch die Herstellerfirmen gesponsert. Ziele Waren unter anderem San Diego, die Bahamas oder auch Sardinien. Immer dort wo es warm war. Zu den ersten Events kamen hunderte von Teilnehmern aus aller Welt.

Die erste Windsurf Weltmeisterschaft wurde 1973 an der Mission Bay in San Diego veranstaltet. Es wurde noch ohne Gewichtsklassen gestartet. Damals waren auch zwei Europäer am Start, Derk Thijs und Ernstfried Prade. Ab der WM 1974 am Lake Ontario, USA und 1975 in Bendor, Frankreich traten die Wettkämpfer in 4 Gewichtsklassen gegeneinander an.

1976 auf den Bahamas verblüffte wohl eines der größten Windsurftalente der Geschichte. Robby Naish gewann damals, erst 13-jährig, seine erste Windsurfweltmeiterschaft. Dieser Sieg machte ihn zum jüngsten Weltmeister der Windsurfgeschichte.

Derk Thijs (7-facher Weltweister) aus Holland war 1975 in Bendor der erste Windsurfer, der während einer Weltmeisterschaft einen Wasserstart praktizierte.

Thijs war es auch, der Weihnachten 1977 als erster einen Sinker baute und surfte. Es dauerte danach einige Jahre bis anderswo Sinker gebaut wurden. Nämlich bis zu dem Tag als Derks Freund Jaap van der Rest 1980 auf Hawaii den Weltrekord im Speedsurfen auf einem Sinker gewann. Die Idee zum Bau seines eigenen Sinkers kam von keinem anderen als Derk Thijs. Im Januar 1978 ließ sich Derk Thijs seinen Entwurf registrieren. Auf dem selben Blatt hatte er auch das Prinzip des Kiteboardens skizziert.

Derk Thijs ist heute bekannt für den Bau seiner Ruderfahrräder.
Skizze von Derk Thijs von 1977
Derk Thijs Boards

Die Informationen über verschiedenste Errungenschaften im Windsurfsport werden mit der Zeit so vielfältig und in manchen Dingen so von einander abweichend dargestellt, dass es immer schwieriger wird die Ereignisse nachzuvollziehen.

So heißt es aus Amerika, dass
Mike Waltze als erste Person ein Shortboard gefahren haben soll. Dieser Versuch bestand darin 1978 (Anmerkung der Red.: ein Jahr nach Derk Thijs) ein Segel auf ein Surfboard zu montieren. Waltze soll auch, zusammen mit Ken Klieg, 1979 als erster auf Maui gesurft sein. Mike Waltze war der erste Surfer in den Wellen von Hookipa. Matt Schweitzer, der Sohn von Hoyle soll ihn, einer anderen Quelle zufolge, dabei begleitet haben.

1982 erfindet Richard Whyte das K
ultmanöver Duck Jibe.

In den
frühen 80ern boomte das Windsurfen immer noch. Selbst Kafferöster wie Eduscho oder Tschibo hatten Boards im Angebot.

Die World Cup Tour der Profiwindsurfer startete 1983. 1984 wurde Windsurfen in Los Angeles eine olympische Disziplin. Erst nur für Männer, 1992 dann auch für Frauen. Bei der ersten Olympiade wählte die IYRU (International Yacht Racing Union) den Windglider als zu fahrendes Board aus, obwohl der Windsurfer das weltweit meist gefahrene Board war. Als Segelgröße wurde 6.5m² gefahren. Ein Trapez war nicht erlaubt. Das Schwert wog um die 4 kg und wurde vom Fahrer, auf Downwind Kurs, auf der Schulter transportiert.

Die Wahl des Boards geschah zum großen Leidwesen Hoyle Schweitzers der nun mitansehen musste wie das Brett eines anderen Herstellers bei den Bewerben vor seiner Haustür gefahren wurde. Die Windglider wurden damals in Ungarn gebaut.

Durch die finanzielle Belastung, die die Entrichtung von Lizenzgebühren an Hoyle Schweitzer darstellte, wurde die Windsurfentwicklung über viele Jahre stark gehemmt. Hersteller waren zur Zahlung an Schweitzer verpflichtet, sobald sie irgend etwas im Zusammenhang mit "Windsurfer" herstellen und vekaufen wollten.

Die Olympischen Spiele in Los Angeles gewann Stephan Van den Berg aus Holland. Der Amerikaner Scott Steel wurde zweiter und Bruce Kendall aus New Zealand dritter. Bruce ist immer noch der jüngste Medaillengewinner einer Olympiade in dieser Sportart (im Olympia Jargon immer noch Boardsailing genannt). Er war damals 20 Jahre.

Die Entscheidung der IYRU leitete den Untergang für den original Windsurfer ein. Er verschwand langsam von der Bildfläche. Die Erinnerung an die Anfänge einer faszinierenden neuen Sportart ließ ihn jedoch zum Mythos werden.

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