Da meine Freundin Eva und Elias' Freundin Corinna nun auch da
sind, machen wir auf kulturell interessierte Surfer und sehen
uns Santiago an. Danach noch ab in die Anden, um in die heißen
Thermen zu springen.
Völlig surfausgehungert entschließen wir uns nach einer Woche
an den Stausee Puclaro zu fahren. Hier gibt es nach chilenischer
Auskunft 95% Windsicherheit, was wir zunächst für Seemannsgarn
halten. Mittlerweile sind wir allerdings selbst davon überzeugt.
Der See erinnert ein bisschen an den Lago, er ist von Bergen umgeben,
die als Düse funktionieren. Der Wind ist der normale See-Land-Wind
und kommt jeden Tag gegen zwei Uhr. Im Gegensatz zum Lago fährt
man hier jedoch maximal ein 4.7er und das bis zum Sonnenuntergang.
Unser Freund Tim bekommt die Windsicherheit auch von den Anwohnern
des Puclaro bestätigt: als er am Telefon eine cabaña mieten will,
verspricht ihm die Vermieterin "wenn's keinen Wind gibt, müßt
ihr auch nicht zahlen". Nach drei Tagen verlassen wir den See
wieder und fahren über La Serena nach Viña del Mar, wo das Viracocha-Team
nach langer Arbeit das Boot endlich ins Wasser lassen will.
Dabei entgeht das Boot und die Crew nur knapp einer Katastrophe.
Nachdem das Boot über eine Schienenkonstruktion ins Wasser gerutscht
war, hatte ein Schiff der chilenischen Marine die Aufgabe, die
Viracocha an einem Seil aufs Meer zu ziehen. Warum das so nicht
passiert ist, kann oder will niemand sagen. Die Viracocha richtete
sich unkontrolliert längs zum Strand aus und war damit dem drei
Meter Shorebreak eine halbe Stunde lang ausgesetzt.
Mit jeder anrollenden Welle neigte sich das Boot weiter und drohte
auseinanderzubrechen oder umzukippen. Ein Teil der Crew sprang
freiwillig über Board, weil es allmählich lebensgefährlich wurde.
Nach 30 Minuten zog die Marine dann endlich an, und brachte das
Schiff über die brechenden Wellen. Die Viracocha hat die Shorebreak-Attacke
fast unversehrt überstanden, die Crew ist jetzt bereits auf dem
Weg nach Australien. Wir hingegen wären gerne noch länger geblieben,
es hätte noch viel zu sehen und zu surfen gegeben und obwohl wir
den Flug schon um eine Woche nach hinten verlegt hatten, fühlten
wir uns wie mitten aus dem Urlaub herausgerissen, als wir wieder
im Flieger saßen.
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