Surfunfall: Strafbefehl - Boot rammt Surfer

Surfunfall: Strafbefehl

Boot rammt Surfer

Es gibt ein Urteil zum schweren Surfunfall, der sich am 7. August 2011 vor Pelzerhaken ereignete. Das war damals passiert: Ein mit 3600 PS motorisiertes, 47,1 Tonnen schweres Motorboot rammte mit etwa 36 Knoten (66,67 km/h) einen 61-jährigen Surfer vor Pelzerhaken. Der Surfer überlebt schwerstverletzt. Zum Zeitpunkt des Unfalls wehte ein 3-4 Beaufort starker Wind.


Während auf hoher See Maschinenfahrzeuge Segelfahrzeugen ausweichpflichtig sind, unterliegt die Küste vor Pelzerhaken als Bereich der SeeSchStrO einer anderen Regelung: "Segelsurfer" als Wassersportgerät sind generell gegenüber anderen Fahrzeugen ausweichpflichtig.

Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) schloss in ihrem Bericht: „Der verunglückte Surfer wäre daher ausweichpflichtig gewesen und die Motoryacht SEEWIND, als Kurshalter, wäre verpflichtet gewesen, Kurs und Geschwindigkeit beizubehalten.“ Allerdings verlangt die SeeSchStrO auch, dass sich die Fahrzeuge mit einer sicheren Geschwindigkeit bewegen.

So bezweifelte die BSU, dass der Surfer überhaupt die Möglichkeit hatte, der Yacht auszuweichen und empfahl im betroffenen Gebiet über eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Boote im ufernahen Bereich nachzudenken.

Die Aussage des Eigners der Yacht, dass der Surfer von hinten mit mehr als 30 Knoten Geschwindigkeit auf die 22 Knoten schnell fahrende Yacht prallte, waren für die BSU nicht nachvollziehbar. Sie schätzte ein, dass der Surfer nicht in Gleitfahrt war und die Yacht ihn von vorn rammte. In ihrem Bericht geht die BSU auch auf die eklatant schlechten Sichtverhältnisse vom Steuerstand der Yacht ein. Der Hersteller der Yacht, Sunseeker focht den Bericht der BSU an und beauftragte Anwälte, um laut "Zeit" die BSU für etwaige Verluste beim Yachtverkauf haftbar zu machen.

Henning Sußebach schrieb in der „Zeit“ vom 16.05.2013 eindringlich über die Folgen des Unfalls für den Surfer: „Er hat jetzt einen linken Fuß aus Plastik, ein Schienbein und ein Knie aus Aluminium und einen halben Oberschenkel aus Glasfaserkunststoff“


Jetzt hat das Amtsgericht Kiel Strafbefehl gegen den 73 Jahre alten Bootsführer erlassen. Das noch nicht rechtskräftige Urteil sieht eine Freiheitsstrafe von 8 Monaten auf Bewährung und eine Bewährungsauflage in Höhe von 10.000 Euro vor. 



Um die Strafe in Perspektive zu setzen: Die gebraucht mehr als zwei Millionen Euro teure Yacht verbrennt bis zu 400 Liter Diesel pro Stunde. Bei Schiffdieselpreisen zwischen 1,5 und 1,65 Euro benötigt ein Schiffseigner etwa 10.000 Euro, um 17 Stunden lang zu fahren.

www.kn-online.de

www.zeit.de

05.07.2013 © DAILY DOSE