Spät in der Winternacht beginnt
die Brandung zu donnern. Unter dem Mondschein steigen gespenstisch
weißen Wellenkämme wie Drachen aus der dunkelblauen Tiefe auf.
Schnauben wütend ihren salzigen Atem landeinwärts. Rollen Felsen
über den Meeresboden. Nebliger Dunst und dumpfes Grollen elektrisieren
die tropisch warme Luft. Das Meer verkündet es mit tosender Stimme,
die Botschafter weit entfernter Stürme sind an Hawaiis Nordufern
angekommen. "Bist du bereit?" schreien sie.
Schon seit Jahrhunderten fordern die gigantischen Winterwellen
legendäre hawaiianische Surfer zum Spiel heraus, mutige Kerle,
die sich in die gewaltigen Brecher wagen. Wenn zwischen November
und März die Nordufer der hawaiianischen Inseln von mächtigen
Wellen heimgesucht werden, setzt die heutige Generation der Wellenreiter
das Erbe fort und verbindet moderne Technologien mit uraltem Wissen.
Dank einer Technik, die sich "Tow-in-Surfen" nennt, werden die
Surfer mittels eines Jetskis in die zwanzig bis dreißig Meter
hohen Wellen gezogen. Der Wellenreiter hält sich an einer Zugleine
fest und wird wie ein Wasserskifahrer vom Jetski-Piloten auf die
Welle gezogen, lange bevor sie bricht. Fußschlaufen, die auf
dem schmalen Brett angebracht sind, sichern den Stand des Surfers.
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