

Die schwierigste Aufgabe hatte ich geschafft: Meinen
Chef zu überzeugen, dass ich im Juli vier Wochen Urlaub benötige.
Da er sich schon seit einiger Zeit mit meiner Surfleidenschaft
abgefunden hat, stimmte er auch diesmal zu und ich konnte planen
- vier Wochen Vargas!
Bereits im letzten Jahr hatte ich dort 14
Tage mit zwei Freundinnen verbracht, eine Kombination aus Sprachunterricht
am Vormittag und Surfen am Nachmittag. Das wollte ich toppen, also
habe ich das ganze Programm noch einmal gebucht: Ein kleines Haus
im kanarischen Stil, gelegen im hübschen Bergstädtchen Agüimes,
plus vier Wochen Spanischkurs.

Jeweils 2,5 Stunden Individualschulung
vormittags und Vokabeln lernen am Abend, dazwischen war genug Zeit
zum Surfen. Damit ich meine Surfsachen bei 7 Windstärken nicht
auf das Dach schnallen musste, gönnte ich mir einen kleinen Minivan,
in den ich alles einfach reinwerfen konnte.
Das schöne an Gran Canaria ist, dass man bereits beim Aussteigen
aus dem Flieger vom Passatwind begrüßt wird... und nach vier Wochen
Dauerbelüftung auch wieder verabschiedet!
Als ich am ersten Morgen
voller Elan die Surfsachen in Vargas auspackte, wurde mir wieder
klar, dass ich in Spanien war: Kein Mensch am Strand oder auf dem
Wasser, einfach zu früh. Egal, die ganze Bucht für mich. Die Ebbe
war auf dem Vormarsch, also perfekte Bedingungen, da die Wellen dann
am besten werden. |
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Ungefähr eine Stunde vor Ebbe gibt es aus meiner
Sicht die schönsten
Wellen, die sich dann wirklich gut abreiten lassen. Aerial-Training
ist dann optimal möglich. Nur wenn bei Tiefstand immer mehr Close
out brechende Wellen die Rundenzahl in der Waschmaschine erhöhen,
wird es etwas mühselig. 
Nach der ersten Surfsession hatte sich
mein Adrenalinpegel ein wenig gelegt, es klappte alles noch und
ich hatte super viel Spaß.
Langsam trudelten die Locals und ein
paar Touristen ein. Kleine Wiedersehensbegrüßungen und ich fühlte
mich wieder voll integriert.
Wenn man als Mädel surftechnisch alleine
unterwegs, ist es schon besser, wenn mal einer nach einem schaut.
Die Locals, echte Canarios, sind super nett und hilfsbereit - Locals
ohne Localism! |
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Zwei sind besonders gut gefahren, Fran und Juan
Carlos, bei denen konnte ich mir das gesamte Manöverprogramm anschauen
und einige Tipps abholen. Marcos Pérez trainiert ebenfalls fast
jeden Tag in Vargas. Viele Mädels auf dem Wasser gab es leider
nicht.

Eine echte Ausnahmeerscheinung ist aber sicher Nayra
Alonso. Als Local fuhr sie jeden Tag unermüdlich und trainierte
für Wettkämpfe. Im Juli wurde sie sogar 4. im Freestyle auf Fuerteventura.
So was spornte mich auch an. Nicht, weil ich Wettkämpfe
gewinnen will, sondern
weil es einfach lustig ist, sich mit anderen Mädels zu pushen. Außerdem ist Nayra
sehr nett und bei allem Ehrgeiz merkt man ihr den Spaß am Surfen einfach an.
Und das ist doch noch immer das Wichtigste! |
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Ende der zweiten Woche habe ich angefangen Backloops
zu üben - für den Frontloop
reicht der Mut noch immer nicht. Unzählige Rückenklatscher waren das Ergebnis.
Den ersten richtigen Erfolg hatte ich in den letzten Tagen meines Aufenthaltes.
Endlich komplett rum, zwar noch nicht gestanden, aber es sah schon nach einem
Backloop aus.

Meine Spanischlehrerin durfte sich dann jeden Morgen
meine neuen
Blessuren anschauen. Mein dünner Shorty war zwar sehr angenehm auf dem Wasser,
aber besonderen Schutz, gerade für die Beine, bietet er nicht.
Blaue Flecken
und Prellungen waren an der Tagesordnung. Aber wenn ich ehrlich bin, erst wenn
man sich abends vor lauter Muskelkater und Mattigkeit nicht mehr vernünftig bewegen
kann, dann war es ein super Surftag! Für Nichtsurfer wohl nicht nachvollziehbar.
Die
Wellen wurden immer höher und der Wind nahm noch mal eine ganze
Ecke zu. Mit meinem 3.5 er war ich oft völlig überpowert. Spaß hat
es trotzdem nochgemacht, vor allem wenn einen der Shorebreak mal
nicht erwischt hat. Leider hat ein Mast dran glauben müssen ansonsten
ist aber alles heil geblieben. |
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Die letzte Surfwoche wurde dann wieder ein bisschen
moderater. Die Wellen waren nicht mehr ganz so hoch und der Wind
konstanter.
Die Bilanz nach vier Wochen Vargas: Jeden Tag Wind,
an zwei Tagen sogar zu viel. Meistens passte das 3.5er oder 4.2er,
nur an zwei Tagen musste ich das 'große' 4.7er aufziehen.

Selbst am letzten Tag - kurz vor dem Abflug - gab es noch eine tolle Surfsession.
Vargas war in jeder Hinsicht wieder ein voller Erfolg: Spanisch gelernt, Land
und Leute kennengelernt und neue Manöver geübt. Das ganze bei rund 27° bis 30° Celsius
und Sonne.
Im nächsten Jahr komme ich wieder. Hoffentlich sind dann noch ein paar Mädels
mehr auf dem Wasser. |
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