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Wenn Hühner eine Reise tun... Ein Trip über die Insel Tiree westlich vor Schottland |
Susanne & Dörte |
Für
die Zeitschrift 'Schöner Essen - Food & Fun' sollte ein Bericht
rund um die kulinarischen Köstlichkeiten der Insel Tiree geschrieben
werden. Da auf der Insel regelmäßig
Windsurfmeisterschaft ausgetragen werden, lag die Idee nahe, zwei Surfer
dorthin zu schicken. So kam es, daß wir beiden Mädels gemeinsam
mit Oli, unserem Koch, nach Tiree geflogen
sind...
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Tiree,
das klang spannend. Vorfreude auf kristallklares Wasser, kilometerlange
schneeweiße Sandstrände, sanfte Buchten, rauhe
Klippen, nie aufhörender Wind und brechende Wellen. Und wo
liegt Surfers-Paradies? Nicht in der Karibik, nicht in Australien, sondern
vor Schottland. Genauer: Tiree ist die westlichste
Insel der Inneren Hebriden. Einsam, still und unbekannt; umgeben vom warmen
Golfstrom des Atlantik.
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Weil wir nur
eine knappe Woche Zeit hatten, haben wir den schnellen und bequemen Weg
durch die Luft gewählt. Ab Hamburg über Glasgow und mit
dem Miniflieger weiter nach Tiree. Da wir nicht wussten, was uns
erwartet, waren wir wahnsinnig gespannt und die 45 Min. Flug ab Glasgow
kamen uns ewig vor. Unter uns lauter kleine, ruppige, ungemütliche,
sturmumtoste Inseln. Und dann das: Bei strahlendem Sonnenschein werfen
wir einen ersten Blick auf Tiree. Ein Traum. Ein Paradies. Eine Fata
Morgana. Wir haben uns gefreut wie Schneekönige.
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Echte Schotten |
Kühe am Strand |
Nach
der Landung fuhren wir sofort zu Wild Diamond
Windsurfing, der Surfstation vor Ort. Die Besitzer, William und Andy, warteten
schon, Wir starteten und fuhren durch ein grünes
Hügellabyrinth zum Homespot der beiden: The Maze - atemberaubend.
So schön, so weit, so wild ...und so windstill. Egal, wir hatten ja
die Bodyboards dabei. Die Wellen waren zwar nicht groß aber kraftvoll
und unendlich lang. Später haben wir unsere Bodyboards gegen Wellenreiter
getauscht. Es hat irren Spaß gemacht. Wie gut, daß Oli
genauso gerne kocht, wie wir surfen. Er war in der Zwischenzeit schon einkaufen
und hat uns abends ein wunderbares Essen gezaubert.
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Am nächsten Morgen
wehte es endlich und nach einem opulenten Frühstück
waren wir bereit für die Balephetrish Bay, eine breite langezogene
Bucht im Norden der Insel. Der Wind war in ufernähe böig und
da wir beiden noch nicht die besten Wasserstarter
sind, trieb es uns nach jedem Sturz - so endet die Halse zwangsläufig
- etliche Meter ab. Aber nach ein paar Versuchen und Wutanfällen fing
die Sache an Spaß zu machen. Da selten mehr als 4 oder 5 Surfer auf
dem Wasser sind, hat man hierfür auch immer reichlich Platz.
Das war ein unglaublicher Tag. Wir haben gesurft, bis die Sonne unterging,
die hier übrigens oft und lange scheint. |
Am nächsten
Morgen hackte der Wind aus Nordwest und machte
uns die Entscheidung einfach: Wir blieben bei unserem Haus in der Balephuil
Bay.
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Es war zwar
etwas mühsam, den Stuff über die Dünen und den meterbreiten
Strand zu tragen, lohnte sich aber. Auch William und Andy kamen mit aufs
Wasser: Alter Schwede - können die Springen!
Im Laufe des Tages frischte es ziemlich auf und die Wellen wurden so groß,
daß an sinnvolles Halsentraining nicht mehr zu denken war. Es ging
richtig ab und wir genossen es, bis wir vom Brett gefallen sind. Oli hat
uns mit viel Lamm und allerlei anderen Köstlichkeiten
vor dem totalen Zusammenklappen gerettet. Wir beschließen nie wieder
ohne eigenen Koch zu verreisen.
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Mit dem Trailer zum Strand |
Jede Menge Wind |
Nachdem
wir an den vorherigen Abenden die Trinkgewohnheiten der Einheimischen näher
kennengelernt hatten - Chilliwodka und Aftershocks,
ein täuschend harmlos aussehendes rosa Gesöff,
das einem den Atem verschlägt und die Tränen in die Augen treibt
- saßen wir auch an diesem Abend wieder zusammen, um Pläne für
den nächsten Tag zu machen. Gegen 5 Uhr morgens war der Whisky leer,
wir voll und William ist auf dem Klo eingeschlafen.
Gerade erst ins Bett gegangen, mussten wir schon wieder hoch - das war hart.
Viel härter aber war der Wind.
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Er hatte über
Nacht mächtig zugelegt und sich bei soliden 9
Beaufort eingespielt. Nicht ungewöhnlich für Tiree. Wir
trafen uns bei The Maze, aber das Schicksal war gegen uns. Meterhohe Wellen,
fettester Wind und wir hatten keine kleinen Segel. Selbst die schweren
Jungs hatten trotz
3.0er richtig zu kämpfen und flogen mit halb
geöffneten Riggs durch die Bucht. An einer windgeschützten
Stelle machten wir es uns gemütlich und teilten Kaffee und Scones
mit Gus, dem Hund. Nachdem auch die Cracks sich den Naturgewalten
geschlagen geben mussten, kehrten wir zurück in unser gemütliches
warmes Cottage. |
Das Krebsessen |
Dort
hatte Oli sich wirklich was besonderes ausgedacht: Wir sollten den Tisch
mit Zeitungspapier decken und Schalen mit Gemüse, Kartoffeln
und Aioli darauf verteilen. Währenddessen hat er fangfrische
Krebse gekocht. Die Krebse haben wir dann mit Steinen geknackt und den
Fingern gegessen. Sensationell! Später, vor dem prasselnden Kaminfeuer,
beschäftigten wir uns mit der Vernichtung der restlichen
Whiskyvorräte. Wir haben unsere selbstgestellte Aufgabe sehr
ernst genommen und gute Arbeit geleistet.
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Zu gute, wie sich am nächsten
Tag herausstellte. Keiner war einsatzfähig. Um ein bißchen auszulüften
fuhren wir nach Gunna Sound. Bei strahlendem Sonnenschein
entdeckten wir eine der schönsten Buchten der Insel. Wow, hat das
Wasser hier eine Farbe. Und die Nachbarinsel scheint nur einen Katzensprung
entfernt. In den Buchten zwischen den Inseln tummeln sich Seehunde
und Delphine. Danach fuhren wir an den Loch Bhasapol, an dem auch
die Surfstation liegt. Der See ist durchgängig stehttief und somit
optimal um Manöver zu üben. |
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Die Hände leiden.... |
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Während
wir geduscht haben, hat Oli wieder das abendliche Verwöhnprogramm
gestartet. In diesem Rhytmus könnte es
ewig weiter gehen. Denn diese Insel ist wirklich einmalig. Auch bei schlechtem
Wetter gibt es hier ganz viel Licht und nichts, was den Blick begrenzt
...und so wunderbar wenig Menschen. Auf Tiree leben nur ca. 800 Insulaner.
Pro Jahr kommen ungefähr 4.500 Touris nach Tiree, das sind weniger
als an einem Wochenende auf Sylt. Die Insel ist also nix
für Nachteulen, Partyschwärmer und Stimmungskanonen. Wer
sich trotzdem, oder gerade deswegen für Tiree entscheidet, wird belohnt
mit viel Ruhe und Entspannung, atemberaubenden Stränden
und Buchten, inseltypischen Köstlichkeiten wie Lamm
und Krebs. Sehr zu empfehlen ist auch die Barbie-Pasta aus dem Supermarkt
in Scarinish, der 'Hauptstadt' der Insel. Und neben dem hier unendlich wehenden
Wind, das wichtigste: Reichlich Wasser ...und versprochen, rund um die ganze
Insel ist alles voll davon. |
Die ganze Geschichte
und Oli's leckere Rezepte findet ihr auch in 'Schöner
Essen Food & Fun' 3/99
Spots:
1. Gott Bay - meistens Fachwasser, sideshore von rechts bei WSW
2. Grossapol Bay - hier kommen schon größere Wellen an, sideshore von rechts bei WSW
3. Balemartine Bay - Flachwasser und sideshore von links bei Nordwind
4. Balephuil Bay - große Wellen bei den meisten Swellrichtungen, der ideale Spot bei NW
5. Barrapol Reefs - einige selten gesurfte Windsurf- und Wellenreit-Breaks
6. The Maze - mittlere bis große Wellen, ideal bei südlichen Winden
7. Hough Bay - Flachwasser und sideshore bei NNO
8. Balevullin Bay - bei Swell große Wellen und am besten mit SSW
9. The Green - meist nur kleine Wellen und ideal bei westlichen Winden
10. Balephetrish Bay - Flachwasser innerhalb und ein großer Reef Break etwas außerhalb der Bucht. Der Break 'Double trouble' ist bei NO der beste der Insel. Der Reef Break funktioniert auch bei anderen Windrichtungen.
11. Vaul Bay - Flachwasser und viele Felsen unter Wasser, kein empfehlenswerter Spot
12. Salum Bay - ähnlich wie Vaul Bay
13. Miodar Point - ein Wellenreit Break, der zwar selten, aber dann perfekt bricht
14. Wild Diamond Center - das Windsurf Center am Loch Bhasapol. Ein flacher Süßwassersee, ideal für Anfänger und Flachwasserfreaks
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Wetter:
Tiree ist der sonnigste und windigste Teil von Großbritannien. Atlantikswells
treffen diese Hebrideninsel fast ungebremst. Am wenigsten Regen fällt zwischen Mai und September.
Anreise:
Fliegen mit British Airways bis Glasgow, dann mit Loganair von Glasgow nach Tiree. Unbedingt eine Übernachtung in Glasgow einplanen. Wir empfehlen das nette und günstige The Albion Hotel, Tel: ++44-141-339 8620 oder Fax: ++44-141-334 81 59. Achtung: Der Loganair-Flieger nimmt
aus Platzgründen kein Surfequipment mit.
Mit der Autofähre:
Fliegen bis Schottland. Dann Wagen mieten und von Oban über Mull und Coll nach Tiree. Fahrtzeit
ca. 4 Std. Caledonian - Oban Office: ++44-1631-562 285 oder direkt mit
dem eigenen Wagen per Fähre erst nach England und dann nachTiree.
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Windsurfstation:
Wild Diamond Windsurfing ++44-1879-220 399 |
Wohnen:
Tiree Lodge Hotel ++44-1879-220 368The Scarinish Hotel ++44-1879-220 730
Privatunterkünfte
und allgemeine Auskünfte:
Tiree Business Centre John Brady ++44-1879-220 520 tireeinfo@aol.com
Autoverleih:
A. MacLennan Motors, Scarinish ++44-1879-220 555Tiree Motor Company, Crossapol
++44-1879-220 46
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Falls
es mal nicht windig oder wellig ist:
gibt es einen Golfplatzkann man sich Ponys oder Mountain Bikes leihenbesichtigt man das Museum, die Standing Stones, den Ringing Stone, das Happy Valley, das Fort, die Töpferei, die Kunsthandwerkstatt, die Bücherhalle... |
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