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Tobago

Seit etlichen Jahren lebe ich auf der venezolanischen Insel Margarita in der Karibik. Dass auch die Nachbarinseln nicht zu verachten sind, davon konnte ich mich teils schon überzeugen, bei weiteren allerdings nur bei Zwischenlandungen erahnen. Die äußerst komplizierten Flugverbindungen hatten bisher verhindert, dass ich die umliegenden Inseln genauer erkunde. Glücklicherweise hat sich die Anbindung verbessert. Die direkten Nachbarn Trinidad, Tobago und Grenada werden nun direkt angeflogen.

Zum ersten Mal wollte ich eines unserer Windsurfcamps auf Tobago abhalten und so konnte ich private Reiselust und Gier nach Neuem mit einem beruflichen Aufenthalt verbinden.

Von Margarita aus sollte es linksherum gegen den Uhrzeigersinn über Trinidad nach Tobago und weiter über Grenada nach Margarita gehen. Bereits beim Kartenstudium wurde klar, dass die Reisezeit keinen allzu großen Teil meines Lebens beanspruchen würde. Dass die jeweiligen Flüge aber so kurz ausfallen würden, war dann doch überraschend.

In nicht einmal 30 Minuten ging es von Margarita an der venezolanischen Küste entlang nach Port of Spain auf Trinidad. Dieser Flug hätte von mir aus deutlich länger ausfallen dürfen, denn die atemberaubende Küstenlandschaft Venezuelas zog mich aus der Vogelperspektive betrachtet sehr in ihren Bann. Kilometerlange Sandstrände mit hereinrollenden Wellenbergen bestimmten das Bild.



Tobago

Beim Landeanflug auf Trinidad wurde mir bewusst, das ich eine Information über Trinidad und Tobago entweder übersehen hatte oder sie nicht angegeben wurde. Auf den Inseln herrscht Linksverkehr. Glücklicherweise müsste ich in dieser Woche kein Fahrzeug steuern, auch wenn das sicherlich eine nette neue Erfahrung hätte sein können. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf Trinidad erreichte ich Tobago.

Was dort auf mich wartete war selbst für mich fast zu viel, denn ich gebe normalerweise einfach nichts auf Klischees. Dennoch wurden alle mir bekannten 'Vorurteile' in zehn Minuten bestätigt. Reggae Parties gab es einfach an jeder Ecke und die auffällig lässigen Rastamen waren sehr relaxed... die dazugehörigen Gerüche waberten bis ins geschlossene Taxi.

Dass dieser Lifestyle eher die Regel als eine Ausnahme ist, davon durfte ich mich in der restlichen Zeit überzeugen. Bereits beim ersten Frühstück in Crown Point, nur wenige Meter vom Flughafen entfernt, dröhnten mir die weltbekannten Reggaeklassiker um die Ohren. Aber nicht nur daran hat es gelegen, dass ich meine Frühstücksbestellung ca. 5 – 10 mal wiederholen musste. Eigentlich war ich mir sicher dass hier Englisch gesprochen wird, aber erst nach einigen Zweifeln - der Dialekt ist wirklich extrem - bestätigte sich, dass es tatsächlich so ist.

Ein durch aufeinanderklebende Zähne herausgegrinstes „Wzz Opp“ dient zur Begrüßung und ich konnte es sogar auf Anhieb als solche zuordnen.



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Tobago

Es war an der Zeit den Ort Crown Point zu erkunden und den Weg zum Pigeon Point, dem Wassersport-Spot der Insel, zu finden. An einem bunten Mix von Hotels, einer Unmenge an Mini Marts, Likörläden, kleinen Restaurants und Wellblechütten vorbei, führte mich der Weg entlang des türkisblauen Wassers Richtung des Heritage Natural Parks.

Hat man die Schranken zum Park passiert, befindet man sich in einer anderen Welt. Eine traumhafte Kulisse mit saftigen Wiesen und von Palmen gesäumten, weißen Sandstränden, vor denen Wellen in türkisem Wasser brechen.

Vorbei an gepflegten, kunterbunten Läden und Restaurants gelangt man an das Fanatic Boarderscenter 'Radical Sports Tobago' am sogenannten Pigeon Point. Eine bessere Lage kann ein Wassersportcenter kaum haben.

Unter Palmen wartet der Betreiber 'Brett' darauf, dass er seinen Gästen Windsurfboards, Kites, Katamarane, SUPs, Surfboards, Kayaks oder was einem auch sonst noch Spass auf dem Wasser bereiten könnte, vermieten kann.

Während der paar Schritte vom Center aufs Board kommt man leicht ins Träumen und fühlt sich als Darsteller einer Bacardi Werbung. Die Lagune wirkt wie ein überdimensionales Aquarium. Selbst bei Wind bleibt das Wasser an den meisten Stellen unglaublich klar. Im Hintergrund ragt der tropisch bewaldete und 576 Meter hohe Pigeon Peak in den Himmel und macht die Szenerie perfekt.

Die Hauptwindrichtung ist Nordost bis Nord, da der Spot wie der Rest der Karibik vom Nordost-Passat belüftet wird. Das beschert dem Revier einen Flachwassertraum im rechten Teil der Lagune, während man im linken Teil beim Riff mit etwas mehr Kabbelwellen und netten Rampen für Chop Hops rechnen darf.

Nordwind kommt am Point auflandig an und sorgt im Großteil der Bucht für etwas kabbeligeres, aber immer noch sehr angenehm zu befahrendes Wasser. Der rechte Teil der Bucht, welche in eine weitere Lagune und Mangrovenlandschaft mündet, bleibt eigentlich immer extrem flach.



Tobago

Tobago hat aber auch einige Wave Spots für Wellenreiter und SUP-Liebhaber zu bieten. Gerade der Nordost- und Nordwest-Teil der Insel wird häufig von Wellenreitern aufgesucht. Die Atlantikswells rollen hier fast ungebremst auf die Küste zu, um sich über die zahlreichen Riffs zu sauberen Right - und Lefthandern zu formieren.

Für Windsurfer und Kiter bieten sich die Spots außerhalb des Buccoo Riffs an. Während das Riff selbst die gesamte Lagune am Pigeon Point vor den Wellenbergen und Strömungen schützt, bremst es gleichzeitig die heranrollenden Swells ab und türmt sie zu oft sehr sauberen Breaks auf.

Allerdings sollte man sich nicht alleine aus der Lagune herausbegeben, da die Windstärke außerhalb der Lagune teils deutlich stärker sein kann und auch die Strömung entlang des Riffs sehr stark werden kann.

Eigentlich ein wahrer Traum für unser Windsurf Camp... eigentlich, denn wäre da nicht die eine Woche Dauerregen gewesen, die unseren Event zwar zu einer feucht fröhlichen Angelegenheit werden ließ, allerdings etwas anders als wir uns das vorgestellt hatten.

Regen in der Karibik bedeutet auch gleichzeitig immer sehr wenig Wind. Neben ein paar Mini-Stürmen vor den jeweiligen Regenschauern bekamen wir aber dann doch noch rechtzeitig zum Ende der Woche ein paar nette Stunden Gleitwind samt Sonnenschein geschenkt.

Nach etlichen karibischen, frittierten Mahlzeiten konnten wir zum Ende also doch noch einige der angesammelten Kalorien verbrennen.



Tobago

Aber nicht nur die typischen in Öl gebrutzelten Hühner, Meeresfrüchte oder Fische kamen auf den Tisch, in einigen Restaurants kamen wir in den Genuss von köstlichen Doraden, Meeresfrüchten oder Tuna Steaks, und das bei Sonnenuntergang direkt am oder gar über dem Meer sitzend.

Sicherlich wurden uns durch den Regen einige tolle Eindrücke verwehrt, aber das macht eine Wiederkehr nach Tobago nur noch interessanter, denn die Insel wird uns sicherlich wiedersehen.

Für mich blieb nur noch der kurze Rückweg über Trinidad und weiter gegen den Uhrzeigersinn über Grenada nach Margarita - zurück in eine andere Welt, denn obwohl Margarita und Trinidad Tobago so dicht beieinander liegen, könnten sie unterschiedlicher nicht sein.



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