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Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Teneriffa ist schon seit Jahren mein Favorit, um der nasskalten Jahreszeit für ein paar Tage zu entfliehen. Die Lage der Insel in der Passatwind-Zone vor der Küste Afrikas sorgt relativ zuverlässig für die richtigen Bedingungen: Wind und Wellen bei Temperaturen deutlich über 20°C und das ganze nur knapp vier Flugstunden von der Heimat entfernt.

Ein ganzer Monat sollte es in diesem Winter sein, nicht nur um meinen alten Surfkollegen André Ludewig beim monatlichen Report abzulösen, sondern auch um selbst mal wieder etwas mehr von der Insel zu sehen, denn neben Windsurfen standen auch Wellenreiten und Mountainbiken auf dem Plan.

Doch aus den Alternativen sollte erst einmal nichts werden. Nach der Ankunft am 3. Februar ging es direkt ab aufs Wasser: Kleine Wellen, aber Wind für's 4,6er waren ein guter Einstieg nach dreimonatiger Windsurf-Abstinenz.
Abends schmerzten die Hände und trotz vorheriger Abhärtung durch regelmäßiges Schneeschippen zeigten sich die ersten Blasen. Baldige Genesung war nicht in Sicht, da waren sich Windfinder und Windguru einig. Die Wettercharts beider Anbieter versprachen windige Zeiten - eigentlich 'zu windige', denn das der Vorhersage nach erforderliche 3.6er lag zu Hause im Keller.

Streng genommen hätte es beim Check-in auch kaum eine Chance auf Beförderung gehabt, denn schon das Boardbag mit 4.6er und 4.0er, zwei Masten, einer Gabel, Board und Wellenreiter wurde am Hamburger Airport direkt am Schalter gewogen und mit knappen 33kg 'gerade so' abgesegnet. Mein Kumpel Matthias musste Federn lassen: 40 Kilogramm waren aus Handlinggründen zuviel für ein Gepäckstück. Sein Wellenreiter und das 3.7er mussten entweder zu Hause bleiben, oder als separates Sportgepäck verpackt und für 100,- EUR zusätzlich auf die Reise geschickt werden. Option 1 wurde gewählt.


Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Bevor wir also unsere zweitkleinsten Segel auf maximale Vorliekspannung bringen mussten, gab es noch einige Tage zum eingewöhnen. Dann nahmen Wind und Welle wie angekündigt zu und bescherten uns bis einschließlich 13. Februar insgesamt 10 deftige Surftage in Cabezo und dem Riff vor der Hafenmole - kein schlechter Start. Dass dies bis zum Ende des Trips bis auf eine Ausnahme die einzigen Windsurftage bei Nordost-Passat bleiben sollten, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Erst 10 Tage später meldet sich der Passatwind wieder in ausreichender Stärke an, um Segel unter 5 Quadratmeter in den Luftraum zu schicken.


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Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Mit größerem Material, das Wind um 4 Beaufort abdeckt, hätte man zwar noch 2-3 Sessions mehr mitnehmen können, aber an diesen Tagen waren wir auf Ausflügen in den Süden oder Nordwesten der Insel unterwegs, um ein paar Wellen zu reiten. Zwischenzeitlicher Tiefdruckeinfluss ließ den Wind am 18. Februar auf Nordwest drehen - diese Richtung belüftet den in Las Americas gelegenen Spot Fitenia mit Wind von rechts - den ausführlichen Bericht zu diesem Tag könnt ihr im zweiten Teil des Teneriffa Specials lesen.


Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Gegen Ende des Monats sollte sich das Wetter dann grundlegend ändern. Südwestwind, dieser weht in El Médano von rechts, kündigte sich erstmals am 26. Februar an.

Aus der Heimat wissen wir: bei Südwest ist der Regen nicht weit, so auch auf Teneriffa. Ein grauer, wolkenverhangener Himmer begleitete die beiden letzten Tage des Monats.
Aber es sollte noch schlimmer kommen, denn eine Unwetterwarnung kündigte Sturmböen bis 48 Knoten (rund 100 Stundenkilometer) an. Frischer Wind aus Südwest kann die Bucht direkt vor El Médano in ein kleines Hawaii mit sideoffshore Wind von rechts verwandeln, was also würde der angekündigte schwere Sturm mit sich bringen? Auch das erfahrt ihr in einem der nächsten Teile.


Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

El Médano
Der spanische Ferienort El Médano hat seinen eigenen Charme, keine typische Touri-Metropole, sondern ein kleiner Ort in dem sich alles in 'zu Fuß' Entfernung abspielt. Vom Surfshop bis zum Supermarkt findet man hier alles, was man zum täglichen Leben braucht - an die startenden Flugzeuge des nahegelegenen Airports gewöhnt man sich schnell. Ein Mietwagen ist also nicht unbedingt erforderlich und kann bei Bedarf im Ort oder am Flughafen gemietet werden. Falls die Apartment-Vermieter keinen Airport Shuttle anbieten, muss man noch ca. 15,- EUR pro Tour fürs Taxi einplanen.



Spot Check Cabezo
Cabezo ist zweifelsohne 'speziell' - sowohl der Spot an sich als auch die Art, wie dort gesurft wird, erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Routine.
Der Spot verändert sein Gesicht mit wechselndem Gezeitenstand extrem. Während bei Niedrigwasser vor dem schmalen Einstieg zwischen Riff und Felsplateau noch eine breite Sandbank liegt, brechen die Wellen bei Hochwasser direkt in die Felswand. Hier mit Wasserstart zu entkommen ist schwierig, denn Luvstau und Backwash verhindern den schnellen Lift aufs Board.

Knackpunkt Nummer zwei ist Godzilla. Hinter diesem Spitznamen verbirgt sich eine Reihe von Felsnasen, die rechts vom Einstieg rechtwinkelig zum Strand ins Meer verläuft. Bei Hochwasser fast komplett überspült und leicht zu umfahren, bei allen anderen Gezeitenständen an einigen Stellen immer nur knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Hier hilft bei jedem Schlag nur Augen auf und mit Abstand umfahren.


Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Knackpunkt Nummer drei ist das Riff. Der Wind weht schräg auflandig und drückt in kurzen Abständen steile, kräftig brechende Wellen herein. Wer in der Brandungszone absteigt steht meist schon in hüft- bis knietiefen Wasser und spürt den Sog der Wellen, der das Material immer weiter auf das freiliegende Riff in Richtung Ufer zieht. Ist das Wasser zu flach, dann ist der Ausstieg übers Riff die bessere Alternative, als bei Startversuchen mit Finne oder Board an den Felsnasen hängen zu bleiben. Über dem Riff immer Füße hoch und flach schwimmen, denn Seeigel warten vor allem in den tieferen Rinnen, besonders bei Niedrigwasser.

Am meisten Aufmerksamkeit sollte man aber auf das Geschehen auf dem Wasser legen, denn die nutzbare Brandungszone ist ziemlich klein. An guten Tagen wird es an diesem Spot schnell eng und die Stimmung hitzig. Zur Rush Hour fliegen einem die Moves dann nur noch um die Ohren.
Und so sieht das Bild auf dem Wasser aus: Auf dem Weg nach Draußen ist der Raumschotkurs das Mittel zum Zweck, so lassen sich die steilsten Rampen am besten anpeilen und hohe Sprünge in den Himmel zimmern. Wer keine Rampe findet, wechselt schnell auf Amwindkurs, um die verbrauchte Höhe mit einem Schlag wieder auszugleichen. Wellenritte sollte man auf dem anschließendem Weg zurück nur ansetzen, wenn die Einflugschneise gerade frei ist, denn der High Speed Verkehr von rechts ist anfangs ziemlich ungewohnt und schwer einzuschätzen.

Weniger geübte Brandungsurfer können sich ein Stück weiter in Luv im linken Teil der Cabezo-Bucht austoben, oder bei Niedrigwasser an der Hafenmole relativ gefahrlos ans Wellenschlitzen herantasten.


Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Spot Check Mole
Dieser Spot ist zwar ebenfalls ein Reefbreak (Lefthander), man kann aber selbst bestimmen, wie weit man nach Luv an den brechenden Teil der Welle heranfährt. Der Wind weht hier sogar einen Tick mehr sideshore als in Cabezo und bei einem Sturz wird man schnell vom Riff weg ins tiefere Wasser gespült.
Bei größeren Windwellen oder Südswell ein richtig guter Spot zum Down the Line Abreiten. Auch bei kleineren Wellen ein Alternative für die überfüllten Spots in Luv und Lee. Der Spot an der Hafenmole lässt sich am besten von Cabezo oder der Médano Bucht aus übers Wasser erreichen. So spart man sich den Einstieg über das Riff direkt vor der Mole.


Teneriffa Special - Teil 1 | Spot Check El Medano

Spot Check Médano Bucht
Entspannter geht es in der sandigen Bucht von El Médano zu. Durch ihre Sichelform schützt sie gegen Abtreiben und der kleine Shorebreak ist nicht allzu schwierig zu meistern. Direkt unter Land ist der Wind etwas böig, aber insgesamt ein guter Spot für Fortgeschrittene, Freerider und Freestyler. Auch bei starkem Wind werden die Wellen nicht größer als 1,5 Meter.

Während der Passatwind weht, ist die Tauglichkeit als Einsteigerspot allerdings eingeschränkt, denn dann wird der stehtiefe Bereich zur Brandungszone. Wellenreit-Kurse und Kitesurf Traffic haben ebenfalls zugenommen, so dass es sich besonders in Strandnähe knubbelt.
Spot Check La Tejita
Südlich hinter der Médano Bucht folgt mit La Tejita ist ein guter Flachwasserspot. Direkt unterhalb des Montana Roja beginnt ein langer, sichelförmiger Sandstrand mit kleinem bis mäßigem Shorebreak. Der NO-Passat weht hier schrägablandig bis sideshore. Ein guter Platz zum Freestylen. Bei Südswell kann der Shorebreak deftig werden.


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