Man wacht morgens auf, zieht den Vorhang beiseite und sieht, dass sich nicht einmal das Wasser kräuselt. Ein paar Tage Flaute erwischt man meist bei jedem Tripp, je nach Großwetterlage kann es aber auch schlimmer kommen. Für solche Fälle habe ich immer eine Alternative im Gepäck: mein Wellenreitboard.
Auf einer Insel mitten im Atlantik ist die Chance, eine reitbare Welle zu finden, ziemlich groß. So war es auch an einer handvoll Tagen in den vier zurückliegenden Wochen. Bajamar und El Socorro im Norden, Las Americas im Süden und sogar El Medano boten shortboardtaugliche Wellen.
Auch Wellenreit-Einsteiger können auf ihre Kosten kommen, mittlerweile sieht man an vielen Spots Wellenreitschulen auf dem Wasser. So z.B. auch in beiden Buchten von El Médano und sogar an den berüchtigten Breaks von Las Americas.
Wellenreitboards und SUPs kann man bei vielen Wassersport-Stationen oder strandnahen Surfshops leihen. In unserer Apartmentanlage hatte sogar der Vermieter eine Auswahl an Leihboards für seine Gäste parat.
Mein Augenmerk hatte ich bei dieser Reise auch auf eine weitere Sportart gelegt: Mountainbiken. Die Region um den 3718 Meter hohen Teide hat da einiges zu bieten, das hatte ich zuvor schon im Internet recherchiert.
Zum Einstieg sollte es erst einmal ein Leihbike sein, um die nahe Umgebung von El Médano zu erkunden. "Einige interessante Trails starten von hier ins Hinterland", hatte mir André schon mehrfach erzählt. Das wollte ich natürlich sehen.
El Socorro, in der Nähe von Puerto de la Cruz gelegen, bietet Sandstrand und Beachbreak. Bei kleinen Wellen entspannt, bei großen Swell starke Strömung!
18,- EUR/Tag kostet ein Leihbike (MTB-Hardtail) beim 'Bike Point El Medano'. Damit ging es dann zusammen mit André los, zunächst bergauf durch die Barrancos oberhalb des Montana Pelada. Der Boden ist ruppig, harter Sandstein gemischt mit losem Geröll und Steinen jeder Größe. Bei steilen Anstiegen verliert das Hinterrad leicht die Traktion.
Oberhalb des Highways TF-1 wird es deutlich grüner. Die Vegetation in dieser Region hat in den letzten feuchten Wintern ziemlich zugenommen, die ehemalige Steinwüste ist gespickt mit grünen Sträuchern und Kakteen. Hier führen viele Anstiege und Abfahrten quer durchs Gelände. Drei Stunden anspruchsvolles Cross Country Biken reichten für den ersten Tag. Dieser Ausritt hat Lust gemacht auf mehr.
Einen Tag später saß ich bereits im Shuttlebus vom Bike Point, der mich zusammen mit Stefan und unserem Tourguide Toni zum Startpunkt für eine Abfahrt entlang der Südostflanke des Teide brachte. 60 Kilometer sollten dabei zusammenkommen, mit Start in 2.300 Meter Höhe am Fuß des Montana Izana, auf dem sich das Teide-Observatorium befindet.
Fast der gesamte Bereich um den Teide herum bis runter auf ca. 1.000 Höhenmeter ist ein Naturschutzgebiet, deshalb ist das Befahren von Wanderwegen dort nicht gestattet. Single Trail Erlebnisse auf schmalen Wegen durften wir also nicht erwarten, dafür schnelles Brettern über steinige Pisten mit einigen technischen Passagen. Geschwindigkeitsrausch, Kurvenlage, driftendes Hinterrad... das machte richtig Spaß.
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60 Kilometer Downhill - diese Tour sollte man bei Flaute auf jeden Fall mal angehen...
Da kein Wind in Sicht war wurde die nächste Tour gebucht. Auch dieses Mal war die Gruppe klein, zusammen mit Andre, Harald und Toni waren wir zu viert unterwegs. Eine Tour von der Nordwestflanke des Pico del Teide durch die Arenas Negras bis hinunter ins Teno Gebirge stand an.
Das Wetter war perfekt, so gut wie keine Wolke am Himmel. Nach einer halben Stunde Fahrt wich die Sonne dem Nebel, Tropfen bildeten sich auf der Brille. Der Wald am Nordhang ist permanent feucht und war entsprechend saftig grün.
Dann wurde die Landschaft wieder vulkanischer, schließlich komplett schwarz. Wir befanden uns mitten in der Arenas Negras, sahen nichts außer schwarzer Lava und Nebel. Auf dem Rest der Strecke begleitete uns dann wieder die Sonne durchs Naturschutzgebiet des Vulkans Chinyero und den Lorbeerwald des Monte del Agua.
Wenig später war das Ziel im Tal erreicht, hinter mir lag definitiv eine der landschaftlich abwechslungsreichsten Touren, die ich bisher gefahren war. Kein hoher Schwierigkeitsgrad, aber in beeindruckender Naturkulisse.
Schwarze Lava und dichter Nebel - die Route führt durch die Arenas Negras
An den folgenden beiden Tagen wehte wieder der Wind, Sonntags sogar in Cabezo passend für Segel unter 5 Quadratmeter. Aber die Vorhersage für die nachfolgende Woche sah schon wieder alles andere als gut aus. Also noch einmal Biken gehen?
Klar, dieses Mal aber im Norden. Zuvor hatte ich mit Ralf von 'MTB Active' Kontakt aufgenommen, der schon seit 13 Jahren Touren auf der Insel anbietet. Eine Single Trail Tour (Biken auf sehr schmalen Wegen mit technisch schwierigen Passagen) im Anaga Gebirge hatte er zum Wochenstart auf dem Programm, da klinkte ich mich ein.
Ausgestattet mit einem federwegreichen Freerider (ein extrem sportliches Bike für härtesten Geländeeinsatz) sowie Knie-, Ellbogen und Rückenprotektoren stürzte ich mich ins Vergnügen.
Zu siebt ging es über steile, felsige Wege nach unten. Spitzkehren, teils rutschiger Boden, schroffe Felsplatten und Absätze, immer nah am Abgrund - selbst für Wanderer kein leichtes Terrain. Auf dem Bike ein absolut anspruchsvoller, adrenalinreicher Ritt.
Auf den Single Trails im Norden geht's ans Eingemachte, keine Tour für Einsteiger...
Die Tour war auch landschaftlich 1a, hinter jeder Ecke wartete eine neue faszinierende Aussicht. Nach einer Mittagspause im Bergrestaurant startete die zweite Abfahrt, zunächst über weiche Waldwege mit flowigen Abschnitten, dann wieder entlang eines steilen Wanderwegs bis hinunter zum Punta del Hidalgo, einem der Big Wave Windsurfspots der Insel, den Dany Bruch schon öfters surfte.
Mit einem Big Mountain Adventure in den Knochen ging es von dort zurück nach El Médano, wo es zumindest für die letzten Tage meines Tripps wieder nach Windsurfen aussah, denn ein starker Sturm hielt Kurs auf die Kanareninsel. Dazu mehr im letzten Teil des Teneriffa Specials.
Leihbikes und Tourangebote für verschiedene Level findet ihr auf Teneriffa beim 'Bike Point' in El Médano (www.medanobike.com), sowie bei 'MTB Active' in Puerto de la Cruz (www.mtb-active.com).