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Moskau
Ralf Simon hat einen Business Trip nach Moskau gemacht. Klar, dass es dabei auch zum Windsurfen ging. Mitten in Hauptstadt auf dem Fluss...

Was macht ein Windsurfer auf einem Business Trip in die Grosstadt Moskau? Na klar, windsurfen! Seit 12 Jahren ziehe ich in der Welt herum mit meinem Windsurfgear und irgendwie aus reiner Routine checke ich den Wind 2 Tage vor Abflug in das mir total unbekannte Russland.

Ooops: Der Windguru verspricht perfekte Luftbewegungen für Freestyle… Aber kann man überhaupt in Moskau Windsurfen? Wird man verhaftet und nach Sibirien verbannt, wenn man einfach aufs Wasser geht ? Ok da haben wir es. Schon wieder ist der Kopf total voll mit Windsurfen und blöden Ideen.

Die Arbeit bleibt liegen, der Koffer wird neu gepackt. Klamotten raus, Neo und Trapez rein... Leider besteht keine Chance diesmal das eigene Material mitzunehmen. Das geht mit diesem Flugticket einfach nicht.

Ich google und finde einen Spot wo es auch Bretter zu mieten geben soll. Perfekt. Zur Sicherheit packe ich auch Finnen ein, falls es zwar Bretter, aber wie immer nur mit viel zu langen Finnen gibt. Die Bilder dazu sehen nicht vielversprechend aus, aber mein innerer Windsurfsensor sagt, das es geht. In Moskau direkt auf der Mockba ein bischen durchdrehen, wie fett wäre das denn bitte?


Moskau

Nach 2 Stunden Flug landen wir auf dem modernen Flughafen Vnukovo und es geht ohne Probleme nach der Einreise ins Taxi und ab nach Moskau Dowtown.Wir fahren mit 100 Sachen ungebremst in das Ende des ersten Verkehrstaus ein. Alexeij zieht im letzten Moment über drei Spuren nach rechts auf den Standstreifen, muss aber ein paar Sekunden später eine Vollbremsung hinlegen weil da ein LKW liegengeblieben ist. Der LKW sieht aus, als ob er da schon 20 Jahre parkt. Alles klar. Wir sind in einer anderen Welt angekommen. Die Aktion war kein Zufall, sondern alle machen es hier so: Ich nehme mir vor, einfach ab jetzt mehr nach vorne zu gucken.

Moskau ist eine einzigartige Mischung aus Prunk und Abgrund, aus Gestern und Heute. Alles hier ist grösser, lauter, stolzer: Die Häuser, die Staus, das Leben auf der Strasse. Mit Englisch kommt man ohne Probleme über die Runden, aber mit ein paar russischen Worten dazwischen werden die Gesichter sofort superfreundlich. Die Mühe lohnt sich wirklich.

Mit der U Bahn zum Windsurfen, das mache ich heute zum erste Mal. Keiner weiss was Windsurfen ist, also bohre ich mir den Weg zur der dem Spot nächstgelegenen Metro Station durch. In der Metro findet das Dakine Trapez an meinem Rucksack einige Bewunderung, naja ok ich passe eh nicht ins Bild. Eingekeilt zwischen supergestylten Girls und Gastarbeitern fahren wir mit viel zu hoher Geschwindigkeit in viel zu alten Waggons unserem Ziel entgegen.

Der Lärm macht jede Unterhaltung unmöglich, und beim Anblick des 40 Jahre alten Feuerlöschers muss ich echt lachen: Wenn es hier unten in 75 Meter Tiefe kracht, kommt eh keiner mehr raus. Von der Station sind es noch 20 Minuten zu Fuss bis an die Mockba und tatsächlich: Wind! Und das erste Segel vor der Skyline im Hintergrund... alles klar, jetzt geht es wirklich los !


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Moskau

Am Ufer ist alles wie immer. Ich fühle mit sofort wie zuhause. Vasili von der Station spricht kein englisch aber das ist kein Problem. Windsurfen ist international: Brett, Segel und Spass auf dem Wasser.

Das Material ist nicht neu aber gut, hmm... Freestyle Brett, oh ja... sowas haben wir hier nicht... aber warte mal… und zack hat er einen privaten Skate aufgetrieben. Das Ding hat ne 32er Finne drin stecken. Wie gut dass ich meine Finnen mitgenommen habe. 20 Minuten später bin ich auf dem Wasser.

Die Session ist einfach großartig, gute Flachwasser-Bedingungen mit 100L und 6.0. Der Wind kommt heute nicht ganz aus der perfekten Richtung und fällt über die riesigen, unzähligen Wohngebäude in Schüben und Böen auf das Wasser. Am besten ist der Wind in der Mitte vom Fluss, das ist natürlich für unsere geplante Fotosession leider etwas ungeeignet. Zusammen mit 10 anderen Windsurfern rippe ich vor der Skyline von Moskau was der Fluss hergibt. Die meisten sind mit Racegear unterwegs. Alle Altersklassen sind dabei.


Moskau

Reiner Bildungsurlaub übrigens, denn in wenigen Minuten lerne ich die neuesten russischen Schimpfwörter, wenn die Jungs im Schleudersturz abgehen. Nach einer halben Stunde habe ich mich auf mein Material eingefahren und merke erst jetzt was für eine coole Aktion das ganze eigentlich ist.

In den Windpausen sauge ich den Anblick der Stadt in mich auf, in den Windschüben sind die Bedingen tatsächlich erstklassig für Freestyle und ich vergesse dass es Herbst in Russland ist.

Der Winter meldet sich am nächsten Tag an. Das Thermometer ist um 10 Grad gefallen, es regnet und die Moskauer sagen dass es jetzt kalt wird. Ich habe tatsächlich den letzten Sommertag mitten in dieser grossartigen Stadt auf dem Wasser verbracht und dabei ein paar neue Freunde kennengelernt.

Und ich weiss ganz genau, dass ich nie mehr ohne Neopren im Koffer verreise, egal wo es hingeht.
Coole Sessions finden nicht immer in der blauesten Lagune statt :-)


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