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Madeira & Porto Santo

Der Worldcup Fuerteventura ist dieses Jahr für die Girls kurzfristig abgesagt worden, und wie die anderen Teilnehmer auch, sind Heike ( G545 ) und ich auf den Tickets (mit extra teuren Surfgepäckreservierungen) sitzengeblieben. Damit die Tickets unseres Sponsors AlohaShop.de nicht verfallen, rufen wir Condor an und fragen was wir machen können. Umbuchen geht zum kleinen Preis, nur wohin? Condor hätte da noch Agypten und Madeira im Angebot. Ägypten kennt jeder, wir auch, also buchen wir Madeira. Ganz besonders interessant finden wir, das es keine Surfinfos über Madeira gibt, auch Google kennt keinen Reisebericht. Los geht’s eine neue Insel zu bereisen, neue Spots zu finden.

Die Anreise von Fehmarn nach Hamburg wird fast zur Katastrophe, denn die A1 ist gesperrt, und wir sind eigentlich schon zu spät. Wir schaffen es Dank dunkelgelber Ampelphase und 200% der erlaubten Höchstgeschwindigkeit fast genau zum Schalterschluss, mit dem ganzen Surfgepäck und hängenden Zungen. Unser Auto parkt jemand anders, dafür ist absolut keine Zeit mehr.

Der Flug ist mit 4 Stunden wirklich kurz, die Kabinencrew kennt unsere Fehmarn Beltquerungs-Aktion auf dem 8er Surfbrett vom Sommer irgendwo her und schon backen wir mit den Stewards privat Fischstäbchen in der Küche vom Airbus A320, weil das Essen in der Touristenklasse zu wenig war und erzählen uns gegenseitig abgefahrene Geschichten.

Auf Madeira geht es genauso weiter: Mietwagen abholen und vor den Augen der Polizei total mit Windsurfgepäck ohne Dachgepäckträger überlanden - nichts passiert. Vor unserer Unterkunft am Northshore in Sao Jorge singt noch ein Madeiraner lauthals für Heike ein komplettes Lied mitten auf der Strasse.

Unser Hotel besteht aus einer Ansammlung runder Mini-Bungalows die wie Pilze direkt am Cliff inmitten einer saftig bunten Landschaft sitzen und perfekten Meerblick aus 400m Höhe bieten.

Wir bereisen die Insel in den ersten zwei Tagen vollständig, und checken dabei jede Bucht aus. Madeira besteht fast ausschliesslich aus Steilküste, mit sehr wenigen Buchten im Norden, und ein paar mehr davon im Süden. Die meisten Buchten sind zu Fuss nicht erreichbar, alle anderen bestehen aus grossen runden Steinen, wir finden nur einen einzigen natürlichen Strand. Die sehr bäuerlichen kleinen Dörfer mit Ihren mediterran anmutenden Häusern kleben an den Cliffs und sind untereinander mit scheinbar endlosen Serpentinen verbunden, die Dich im Norden durch einen saftig bunten Dschungel und im Süden an ewigen Bananenplantagen vorbeiführen. Die Natur ist auf jeden Fall atemberaubend. Wir fühlen uns oft an Hawaii erinnert: die rote Erde, der Urwald, die saftig grünen Cliffs mit Ihren Wasserfällen, die türkisblaue Farbe der Lagunen.

Fast so üppig wie die Natur ist die Anzahl der Cafes, Tabernas und Churrascerias. Offene Grills und kleine ehrliche Preise laden gerade in kleinen Dörfern dazu ein, Land, Leute und Ihre deftigen Leckereien kennenzulernen.

Auf unserer Rundreise treffen wir am Northshore in San Vincente auf den Surfer Ricardo. Wir haben eigentlich angehalten, weil wir vom Berg aus schon die Welle gesehen haben. Trotz fehlendem Swell kann man schon das Potential dieses Spots erkennen: Schulterhoch, gut für vier Turns. Und das ganz ohne echten Swell! Wir halten also an und sehen sofort einen Bus mit Windsurfmaterial und fragen den Besitzer aus.

Ricardo ist von Madeira, und wie sich herausstellt Ex Profi und auch ein Freund von Nayra (Alonso) . Die Welt ist klein, wir freuen uns. Er malt uns alle Windsurfspots in unsere Karte ein. Die sind alle am Southshore, denn im Norden kann sich kein Wind vor den 400m hohen Cliffs aufbauen. San Vincente ist also ein purer Wellenreitspot.




Madeira & Porto Santo


Am nächsten Tag geht’s für uns also ab nach Canico de Baixo im Süden in der Nähe des Airports. Der Wind ist NO gemeldet, hier soll es gehen. Und tatsächlich, wir sehen die ersten 5 Windsurfer! Ricardo hat uns gestern gesagt, es gibt nur ca. 20 Windsurfer auf Madeira, wenn ein Viertel also schon hier ist, können wir ja nicht falsch liegen. Der Wind ist hart an der Grenze für 5.8 und unsere Tabou Freestyler, die Locals zögern noch, aber egal, wir riggen auf. Unser Material wird diskret beäugt, ganz besonders Heikes knallbuntes Hot Sails Maui Superfreak. So richtig reden will mit uns keiner, alle sind freundlich zurückhaltend. Wir gehen aufs Wasser und wissen dann auch warum die Locals zögern.

Nach 5 Metern ist der Wind total weg, oder dreht wie in einem Mixer. Abgang. Ok, gute Show, immerhin 5 Meter weit vor den Augen der Locals und den Zuschauern der Cafebar gekommen. Jetzt aufgeben oder rausschwimmen ist eigentlich keine Frage, also schwimmen. Nach 40 Meter gegen den Strom werden wir dann mit 1.5 Stunden prima Freestyleconditions belohnt. Weils aber choppy ist, legen wir uns auch ordentlich auf die Nase, was am Strand für uns das Eis bricht. Als wir wiederkommen sind alle supernett und bieten uns einen Lagerplatz für unser Material direkt in einem Strandhaus an. Die Locals auf Madeira sind in erster Linie auf Formula, bzw. Wave eingerichtet, Freestyler haben wir nicht getroffen.


Schon bei unserer Reisevorbereitung sind wir von der Nachbarinsel Porto Santo fasziniert, die man nur mit der Fähre erreichen kann. Unsere neuen Freunde von Madeira waren selber dort noch nicht windsurfen, und kennen auch niemanden der wirklich schon mal dort war. Jetzt sind wir uns ganz sicher: Genau da müssen wir hin. Tropische Strände soll es da geben, das haben wir bei Google Earth gesehen, und wir sind uns sicher, dass die seltene Windrichtung NO perfekt passt.

Und unser Surferauge hat uns nicht getäuscht. Nach 2.5 Stunden Überfahrt für EUR 220 kommen wir auf dieser Insel an, die praktisch aus einem 8km langen Sandstrand und einem trockenen, bergigen Hinterland besteht. Gegen Mittag nimmt der Wind zu, und wir können es kaum glauben. Goldgelber Sand für uns ganz alleine. Blauer Himmel, und türkisfarbenes Wasser, das so warm ist, dass wir nur in Boarshorts ohne Lycra fahren, und das im November! Der Wind ist mal wieder an der Grenze, aber er reicht aus um alles aus den flachen Stellen zum Freestylen rauszuholen. Und es gibt einem Shorebreak den man tatsächlich rippen kann. Nach 2 Stunden hört der Wind auf, wir liegen am Strand und haben das Gefühl irgendwo im Pazifik zu sein, aber nicht nördlicher als die Kanaren! Die Fähre fährt leider nicht jeden Tag, also müssen wir heute wieder zurück nach Madeira, sonst verpassen wir unseren Flug zurück nach Deutschland.

 

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Madeira & Porto Santo


An unserem vorletzten Tag auf Madeira ist nur schwacher Wind gemeldet und wir rufen mittags Ricardo an, denn er will uns mit seinem Boot auf ein Outer Reef mitnehmen. Als er rangeht höre ich schon den Wind in seinem Handy rauschen und er erklärt uns dass er leider arbeiten muss, aber in Funchal am Southshore hat es 20kts!

Am Telefon gibt er uns noch Instruktionen, wie wir den besten Spot Praixa Formosa finden und wünscht uns eine gute Session. Auf dem Weg schauen wir noch einmal in Canico vorbei, der Wind kommt hier aber nicht richtig rein, und die Locals stehen unschlüssig am Strand. 20 Minuten später stehen wir in Praixa Formosa am (einzigen) Strand der Insel, und trauen unseren Augen kaum: perfekte Freestyle Conditions für 5.3 und weit uns breit kein Windsurfer. Nach 3 Stunden liegen wir platt am schwarzen Strand und stellen fest, das der Wind heute am besten war. Und den Sonnenuntergang kann man hier auch gleich noch prima beim Abendessen geniessen, ohne wie ein Tourist abgezogen zu werden.

Am letzten Tag sitzen wir wieder am schwarzen Strand Praixa Formosa und überlegen was uns am besten gefallen hat. Maderia ist einfach zu bereisen, preiswert, und eine natürliche Insel ohne auffallend nervigen Tourismus. Es gibt mit Sicherheit einfachere Surfreviere, aber du wirst mit einer sagenhaften Natur, superfreundlichen Menschen und fantastischem Ausblick beim Windsurfen belohnt.

Die Schwesterinsel Porto Santo ist einfach die unerwartete Kirsche auf der Sahnetorte, aber die Windrichtung muss stimmen, sonst kommt ihr nicht vom Strand weg. Auf beiden Inseln kann man übrigens auch tauchen wenn mal der Wind nicht da ist, allerdings solltet ihr euch Euer Material dafür selber mitbringen.

Wir sind uns sicher, dass wir nie ohne Windsurf Material oder Wellenreiter nach Madeira reisen würden. Wir sagen 4 von 5 Daumen nach oben für diesen einmalig anderen Windsurftrip.



Madeira & Porto Santo