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Es ist 7 Uhr in der Früh als
mich die Stewardess auf meinem Platz im Flieger weckt, um mir
mein portioniertes Frühstück zu reichen. Mann - hab
ich schlecht geträumt! Neben mir liegt, noch aufgeschlagen, der Bericht über den Big Wave Spot One-Eye aus der Surfers.
Nachdem ich langsam wieder zu mir finde, kann sich jedoch die
Vorfreude nicht mehr halten, denn ich befinde mich im elfstündigen
Direktflug von Frankfurt nach Mauritius. Und ich werde dort
die kommenden drei Monate verbringen. Yes!
Am Flughafen angekommen gab es jedoch schon den ersten Stress!
Da ich momentan zwischen der abgeschlossenen Ausbildung und
dem Studium stehe und daher in Deutschland keiner festen Beschäftigung
unterliege und mein Aufenthalt die zeitliche Grenze eines normalen
Urlaubs übersteigt, hat mich das Flughafenpersonal vorerst
für einen Immigranten gehalten. Die Einreise- und Zollbestimmungen
in Mauritius sind sehr streng. Die Einfuhr von Obst, Gemüse,
Fleisch, Pflanzen und pornografischen Filmen und Bildern sind
verboten. Auf Drogen steht die Todesstrafe! Das größte
Problem war jedoch, dass das Flughafenpersonal sehr schlechtes
Englisch und ich überhaupt kein Französisch spreche.
Lost in Translation. Über die italienische Art konnten
wir die Angelegenheit letztendlich klären und ich habe
für den kompletten Aufenthalt ein Visum bekommen.
Mark Twain schrieb vor gut 100 Jahren: „Zuerst wurde Mauritius
geschaffen, dann das Paradies. Aber das Paradies war nur eine
Kopie von Mauritius". Der berühmte Schriftsteller
hat sich nicht getäuscht. Bizarre Bergspitzen, palmengesäumte
Traumstrände, farbenprächtige Korallenriffe, türkis
schimmernde Lagunen und dazu Wind das ganze Jahr!
Meine Unterkunft befindet sich in einem kleinen Dorf Namens
La Gaulette im Südwesten der Insel. Von hier aus sind es
mit dem Auto ca. 10 Minuten zum Surfspot Le Morne.
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Der Spot Le Morne ist meiner Meinung
einer der vielseitigsten Spots auf der Welt. Durch Tiefdrucktätigkeit
am Kap kommen im Winter (also unserem Sommer) immer wieder mächtige
Swells an die Riffs der Le Morne Halbinsel gerauscht. Die Lagune,
die komplett vom Riff abgedeckt wird, bleibt zum größten
Teil von den Wellen unberührt und ist daher perfekt für
Freestyle. Das ca. 400m entfernte Little Reef ist perfekt zum
Springen und ideal zum Wellenabreiten wenn die Wellen an den
Außenriffen einem zu groß werden.
Außerhalb des Innenriffs befinden sich zwei verschiedene
Wellen. Zur linken liegt Manawa. Ein perfekter Lefthander an
dem an guten Tagen die Wellen eine Höhe von 6 Metern und
mehr erreichen können. Die Welle ist jedoch technisch sehr
einfach abzureiten. An ganz großen Tagen bricht etwas
weiter rechts von Manawa eine Welle, die die Locals Little Jaws
nennen. Da das Riff an dieser Stelle sehr tief ist, brechen
hier nur die richtig fetten Sets. Wenn einen so ein Set beim
Aussteigen von Manawa überrascht hat man ein richtig großes
Problem. Bis jetzt war der Kanal, den man um nach Manawa zu
kommen überqueren muss, zwei mal komplett dicht, so dass
die Rettungsboote der Surfstation keine Möglichkeit haben,
in Seenot geratene zu retten.
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Vor dem Hotel am Innenriff liegt der
bekannteste und gefährlichste Spot One Eye. Der Wind weht
hier fast komplett Offshore und die Wellen rasen mit einer unglaublichen
Geschwindigkeit auf das messerscharfe Riff. Bei Ebbe liegt das
Riff an manchen Stellen nur 30cm unter der Wasseroberfläche.
Um nicht in den Fleischwolf zu geraten, muss man daher schnellst
möglich, bevor die Welle dicht macht die Flucht ergreifen
und aussteigen. An manchen Tagen bricht die Welle auf 100m komplett
Close Out. Wer den Bericht im Surfersmag mit Nik Baker und den
Moreno Twins gelesen hat der weiß wovon ich spreche.
Den einzigen, den ich in One Eye bis jetzt hab fahren sehen,
war Caesar Cantagalli. Am Ende der Session musste der Erfinder
des Frontloops mit einem völlig schrotten Segel aus den Fluten
geholt werden. Da jedoch das ganze Team von Roberto Ricci für
10 Tage für einen Videodreh vor Ort war und Aufnahmen vom
Heli aus gemacht hat, war das kein Problem.
Bislang war die Windausbeute nicht ganz so rosig. An nur zwei
Tage reichte der Wind fürs 4,7er. Ansonsten ging nur das
5,3er oder nichts. Hauptsächlicher Grund hierfür ist
der Wechsel der Jahreszeiten. Während des mauretanischen
Winters fallen die Temperaturen lt. Statistiken von ca. 30 Grad
auf 25 Grad. Die Wassertemperaturen verändern sich dagegen
kaum. Fast jede Nacht ist regnet es. Die wellenreichste Zeit ist
von Juni bis September.
In meinem nächsten Bericht wird es daher hoffentlich ordentlich
Wellen zu sehen geben... |
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