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 Sardinien - Ostern 2005
Ostern 2005 - Vincent, Thomas und Chris touren nach Sardinien
UPS und DHL gaben sich Anfang März die Klinke in die Hand und lieferten im Akkord das neue Material an, blieb die Frage wohin damit? Während unsere Teamkollegen Denis und Klaus Südfrankreich die Treue halten wollten, war relativ schnell eine gute Alternative gefunden: Sardinien, zusammen mit Vincent und Thomas.

Definitiv auch ein Trip für Nostalgiker, denn hinter Mailand zeigt sich Italien seit Jahrzehnten unverändert. Auf dem Weg durch die Berge zum Mittelmeer finden sich nach wie vor dieselben, liebevoll eingerichteten Baustellen, die schon vor 10 Jahren die Streckenführung bereicherten und keine Langeweile aufkommen lassen.

Leider hatten die Fährpreise etwas angezogen und so fanden wir uns auf einer relativ leeren Fähre wieder, lediglich ein Reisebus mit deutschen Rentnern geriet beim Einlaufen in den Golfo di Aranci vor Olbia bei jeder kleinen Insel in Verzückung, weil sie eben jede noch so kleine Insel für Korsika hielten...

Perfekte Bedingungen für das Race-Training
Korsika selbst war tatsächlich vom Norden Sardinien aus bei dem strahlenden Sonnenschein gut zu erkennen, insbesondere auch der Schnee, der dort noch auf den Bergen lag. Anfang Januar war der Verkehr auf Sardinien völlig zum Erliegen gekommen, nachdem es sogar bis an die Strände Schnee gegeben hatte. Deswegen hatten wir uns auch auf relativ frische Temperaturen eingestellt, und das Wasser war auch durchaus belebend. Allerdings gab es bei unserer Ankunft auf der Insel Postkartenwetter, strahlend blauer Himmel ohne jede Wolke, mit Temperaturen für Shorts und T-Shirt - jedenfalls tagsüber.

Erster Anlaufpunkt war für uns Porto Pollo im Norden, bzw. der am westlichen Ende der Bucht gelegene Porto Liscia. Pünktlich zu unserer Ankunft setzte auch der Wind ein, und mit 10,9er gut angeblasen ging es dann hinter Lotsen Vincent kreuz und quer durch die Buchten und Inselwelt der Galura, quasi zum Warmfahren...

Thomas fügte sich inzwischen auf seiner Vespa in das italienische Inselleben ein und war bemüht, den Respekt und Anerkennung der örtlichen Dorfeinwohner von San Pasquale wiederzugewinnen, der nur Langzeiturlaubern, die quasi schon fast eingebürgert werden durch nicht mehr als ein Kopfnicken des Wirtes beim Bestellen des Cappuccinos entgegengebracht wird.

Der Wind nimmt zu
Dem Inselrhythmus hatten wir uns schnell angepasst, was bedeutete, sich an der Sonne zu orientieren, Also Aufstehen bei Sonnenaufgang gegen halb 7, und Schlafenszeit gegen spätestens 20:00 Uhr. Das 11er Segel passte im Zweifelsfall immer, während die Freestyler meist im Stop und Go Verkehr unterwegs waren. Für uns perfekt, um verschiedene Finnen und Trimmmöglichkeiten zu testen.

Der erste Flautentag war daher nicht weiter schlimm, strahlte doch weiterhin die Sonne am wolkenlosen Himmel genug Möglichkeiten, die Landschaft im Hinterland zu erkunden. Die beeindruckenden Felsformationen bei Palau, mit einem traumhaften Blick über das Magdalena Archipel, oder die Tombi di Giganti, die Gigantengräber im gebirgigen Hinterland, die nur über eng verwundene Serpentinenstrassen zu erreichen sind, und an denen man sich bei Sonnenuntergang in der Stille der Landschaft in der Zeit zurück versetzt fühlt.

Müllsammeln am Strand von Porto Liscia ist eine weitere Alternative. Unglaublich wie achtlos vermutlich auch die Einheimischen, dem Müll nach zu urteilen, mit ihrer Landschaft umgehen, und traurig zu sehen, wie wenig die Leute sich bemühen, mit ein wenig Aufwand, alles so zu hinterlassen wie sie es vorgefunden haben.

Die Crew
Mehr als einen Tag Flaute im Norden wollten wir uns nicht geben und machten uns klammheimlich auf in Richtung Südosten. Nach 1,5h Fahrt zeigten Schaumkronen an einem einsamen Strand südlich von San Theodoro, dass unsere Entscheidung richtig war. Ziemlich ruppige Bedingungen vor dem mit Pinien bewachsenen Strand für die Kursrennboards, auf traumhaften Wasserfarben im Wechselspiel von Sonne und Wolken. Wir hatten die Bucht für uns allein, also wäre SOS funken sinnlos gewesen, so blieb nur, hinter Vincent herzufahren und halbwegs den Kurs zu halten.

Nach einem ziemlich anstrengenden Tag kam dann der nicht ganz einfache Versuch, eine offene Pizzeria zu finden. Irgendwie hatte man den Eindruck, Sardinien wäre eine Woche vor Ostern noch komplett chiuso, geschlossen... Letztlich verhalfen aber die Ortskenntnisse von Thomas uns einen Ort weiter zu einem kleinen Laden direkt am Strand, und als einzige Gäste des Abends sorgten wir für gewaltige Umsatzsteigerungen. Insbesondere Vincent zeigte, dass er nicht nur auf dem Wasser fix unterwegs ist, auch seine Zeiten beim Pizza vertilgen dürften rekordverdächtig sein.

Chia
Auch am nächsten Tag blieb die Bucht unser alleiniger Spielplatz, allerdings mit noch mehr Wind, der für viele lustige Abgänge beim Freestyle sorgte. Trotz eines langen Tages auf dem Wasser starteten wir erneut den Versuch, im nahe gelegenen Ort eine Pizzeria zu finden. Auch hier zeigten die Italiener kein Erbarmen mit unseren knurrenden Mägen sondern wiesen auf die - für unsere Verhältnisse - späten Öffnungszeiten hin, was für uns eine halbe Stunde Wartezeit bedeutete.

Thomas wurde von seinem unfehlbaren Spürsinn zum kleinen Metzger und Lebensmittelladen des Dörfchens geleitet. Der war so begeistert über die unerwartete Gesellschaft, das er über alle Sprachbarrieren hinweg gleich den Hauswein und kurz darauf auch den selbstgebrannten Grappa hinter der Theke hervorzauberte um mit uns Brüderschaft zu trinken. Das nennen wir Kundenservice!

Die kurzzeitig eingetretene Flaute - trotz komplett leer geputzter Teller, nutzen Vincent und ich als Flautenkönige für einen Touritrip zu einer der beeindruckenden Grotten an der Küste, immer der nicht vorhandenen Beschilderung nach... und quer durch die Pampa wieder zurück.

Da trotz aller Beschwörungen dennoch kein Wind einsetzen wollte, trennten sich kurzzeitig unsere Wege, Vincent fuhr in Richtung Norden, wo er seine neuen Racesegel direkt an den Strand geliefert bekam. Ich vertraute auf der Suche nach Wellen in die Prognosen der lokalen Surfer, die es in Richtung Südwesten zog. Über den bekannten Wavespot Capo Manu, das allerdings flach wie ein Ententeich dalag, ging es nach einem langen Abend mit Sarden, die ich von früheren Aufenthalten kannte, in die äußerste Südspitze Sardiniens, nach Chia... immer den mit Surfboards beladenen Autos mit einheimischen Kennzeichen hinterher.

Wave und Freestyle-Bedingungen
Auf den Brackwasserseen von Cagliari waren die dort überwinternden Flamingos durch den zunehmenden Wind stark gefährdet, weggeblasen zu werden. Und auch die Sonne strahlte mit den Surfern um die Wette, so dass sich sogar die Einheimischen im Windschatten der Dünen in Shorts an den Strand wagten.

Wobei an dieser Stelle kurz darauf hinzuweisen wäre, dass der Unterschied zwischen einheimischen und "nordeuropäischen" Surfern stets auf den ersten Blick zu erkennen ist; während unsereins schon entspannt im Kurzarm auf dem Board steht, ist der sardische Surfer immer noch damit beschäftigt, sich in die 3te Schicht Neopreneanzug zwängen, meist noch mit einer Sturmhaube komplettiert...

Aber in Chia gab es sogar Sarden im Kurzarm auf dem Wasser zu sehen, und mit unglaublichen Wasserfarben und traumhafter Kulisse war 5.3 mehr als ausreichend groß für sportliche Betätigung, während Vinc aus dem Norden zunächst viel Regen und wenig Wind, und danach noch mehr Regen mit viel Wind vermeldete.

Der einzige Haken am Trip nach Chia war der Rückweg quer über die Insel, die Streckenführung auf Sardinien wird nur noch von der (fehlenden) Beschilderung übertroffen, muss man erlebt haben, sonst glaubt man es nicht... Allen Widrigkeiten und Schafherden auf der Autobahn zum Trotz war Rena Maiore, im Nordwesten der Insel unser Treffpunkt und Spielplatz für den nächsten Tag. Nette Weißwasserwalzen, dazu schräg auflandiger Wind und, um den Schwierigkeitsgrad nochmals zu erhöhen, üppig Felsen entlang des Strandes, also eher suboptimale Bedingungen, die außer uns auch nur wenige in Angriff nahmen.

Good bye
Zudem wurde unsere Verlustliste täglich länger. Am Wohnmobil von Thomas hatte bereits in Budoni die Markise ihren Dienst quittiert, auf dem Weg nach Rena Maiore ereilte die Trittstufe ein ähnliches Schicksal, wie auch die Bordbatterien. Das Waveboard von Vincent wurde von einem fröhlich über den Strand fliegenden italienischen Segel als Landesplatz auserkoren und das Unterwasserschiff neu gestaltet, was auch unsere Session in Rena Maiore beendete. Dazu nahm auch der Verbrauch an Voltaren erheblich zu, Knie bei Vincent, Arm bei mir, was uns aber nicht davon abhielt, uns am Nachmittag noch in Porto Liscia mit dem Freestyler bis zur Dämmerung weitere Blessuren zuzufügen.

Da war der nächste sonnige Tag schon fast ruhig, nur Kursrenner mit dem 11er Segel, etwas böig, aber immer noch gut genug, um stundenlang durch die Buchten zu fahren und dabei das neue Material einzustellen, was besonders Vincent scheinbar ganz gut gelang, jedenfalls fuhr er eindeutig die besten Rundenzeiten des Tages. Gegen Ende des Trips gab auch Sardinien noch mal wettertechnisch alles und verabschiedete uns mit grandiosen Sonnenuntergängen... und entgegen unserer Befürchtungen drehte auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Fähre nicht bei, als der Papst starb. Entsprechend leer und ruhig war Italien auf dem Rückweg.

Bis bald auf heimischen Gewässer! Vincent & Chris

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