Surfurlaub zu zweit...
dieses 'Problem' kennt wohl jeder Windsurfer, egal ob
weiblich
oder männlich, der einen gar nicht oder deutlich schlechter surfenden
Partner hat.
Wohin geht's im Urlaub? Wie werden beide glücklich,
ohne dass Interessenkonflikte für dicke Luft in der Beziehung
sorgen?
Leider sind die meisten richtig guten Surfspots für wenig wassersportbegeisterte
Begleiter kaum geeignet. Oft gibt es keine echten Beschäftigungsalternativen
oder die Bedingungen sind zu anspruchsvoll für Anfänger und Aufsteiger. Hinzu
kommt noch, dass es meistens am Strand nicht so richtig gemütlich ist, wenn der
Wind ballert.
So sieht man an vielen Spots immer wieder den einen Partner (meist
die Freundin) mehr oder weniger gelangweilt im Auto sitzen, während sich der
andere in den Wellen vergnügt. Resultat: Langeweile bei dem einen und ein schlechtes
Gewissen bei dem anderen.
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Kompromisse sind gefragt:
Dazu gehört sicherlich auch,
ein Reiseziel für den gemeinsamen Urlaub auszusuchen, an dem man gute Windsurfbedingungen
und gleichzeitig
noch ausreichend andere Möglichkeiten hat, sich gemeinsam die Zeit zu vertreiben.
Ein
perfekt auf diese Ziele passender Urlaubsort habe ich auf meiner letzen Reise
entdeckt. Die Location liegt östlich vom Sinai, etwa eine Taxistunde nördlich
von Sharm El Sheik, gegenüber der Küste Saudi-Arabiens.
Der Name: Dahab - sicher
kein Geheimtipp mehr für die windsurfende Welt, aber vielleicht auch ein guter
Tipp für den weniger windsurfbegeisterten Partner.
Das nordöstliche Ägypten unterscheidet sich deutlich von dem touristisch
weit
besser
erschlossenen Westufer des Roten Meeres. |
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Zunächst einmal gibt
es in Dahab nicht die aus Orten wie Hurghada bekannten Zäune
um die Touristen-Hotels - man kann sich prinzipiell vollkommen
frei bewegen. Auch sieht
man nicht an jeder Ecke die meist schwer bewaffnete
Polizei. Das ist auch absolut nicht nötig.
In Dahab und dem angrenzenden
Ort Masbat, in dem man normalerweise wohnt und wo sich das Nachtleben
abspielt, fühlt man sich nie unsicher oder bedroht. Es gibt keine
großen Hotelburgen, die potenzielle Angriffsziele für Terroristen
sein könnten. Die Ägypter sind allesamt freundlich, oftmals
sehr aufgeschlossen und 'kontaktfreudig'.
Die letztere Eigenschaft
kann zwar durchaus ab und zu mal etwas anstrengend werden (mehr
als drei mal an einem Abend kann man wohl kaum eine Einladung
zum Tee annehmen, oder gleich in allen Restaurants essen gehen,
auch wenn das manchmal etwas schwer zu vermitteln ist und auf
Unverständnis stößt), aber die extrem aufdringlich Art, wie
man sie von Berichten über arabische Basare in Hurghada oder ähnlichen
Orten kennt, ist den Ägyptern in Masbat fremd.
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Ein weiterer großer Vorteil
Dahabs ist das für Europäer fantastische Preisniveau. Wohnen
für 10 EUR p.P. im Doppelzimmer in guten Unterkünften (wenn man
keine Luxushotel-Ansprüche hat, z.B. www.mirage.com.eg) inklusive
Frühstück sind genauso wenig ein Problem wie abends für 2-3 EUR
je Nase (inkl. Getränke) Essen zu gehen, für 1 EUR
mit 8 Personen zehn Kilometer Taxi zu fahren oder Tauchgänge
unter 20 EUR zu machen.
Ach
ja, Tauchgänge: Dahab ist ein absolutes Scuba- und Schnorchel-Paradies
mit etwa 25 Diving Sites in der direkten Umgebung, die fast alle
vom Land aus erreichbar sind - eine Bootfahrt ist nicht notwendig.
Direkt in Masbat gibt es bereits 5 gute Spots,
an denen man schon mit dem Schnorchel alles sehen kann, was das
Rote Meer zu bieten hat - von Muränen über Rochen bis hin zu
Schildkröten und jede Menge kleiner Nemos.
Dicht an den Windsurfstationen
liegt das Napoleon Reef, eines der fantastischsten Schnorchel-Gebiete
in ganz Ägypten. Das 0,5 m bis 1 m flache Riff beginnt etwa 5
m vom Strand entfernt und ist wirklich für jeden zu erreichen.
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Sehr bekannt und auf
jeden Fall einen Tauch- oder Schnorchel-Trip wert ist das 'Blue
Hole' - ein gut 100m tiefer Krater direkt an der Küste, der
unter Tauchern berühmt und berüchtigt ist - einerseits wegen
des fantastischen 'Marine Lifes' und der unglaublichen Wasserfarben,
andererseits auch wegen des Nervenkitzels, denn kaum eine andere
Diving Site hat bis zu einer Tiefe von 100 m keinen Boden...
Touristisch
hat Dahab zugegebenermaßen nicht ganz so viel zu bieten, wie
andere und größere Orte. Die Strandpromenade mit den Restaurants
kann nach zwei Wochen schon etwas eintönig und langweilig werden,
andererseits findet man so schnell sein persönliches Lieblingsrestaurant.
Als
Tagestouren bieten sich Ausflüge in die Wüste oder zum Berg
Sinai an. Hier ist es die größte sportliche Herausforderung,
nachts zwischen 23 und 5 Uhr morgens den Berg zu erklimmen und
den Sonnenaufgang zu erleben. Ein absolut faszinierendes
Erlebnis, aber man muss schon einigermaßen gut zu Fuß sein für
den 4-stündigen und steilen Aufstieg.
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Wem die Tour zu anstrengend
ist, der kann sich auch auf den Rücken eines Kamels
setzen und sich den Berg hinauf tragen lassen. Es lohnt sich
in jedem Fall!
Auch eine Nacht in einer
der Oasen in der näheren Umgebung Dahabs mit Beduinen-Dinner
sollte man sich nicht entgehen lassen - besonders wegen des unglaublichen
Sternenhimmels. Jeder dieser Ausflüge kostet zwischen 10 und
15 EUR pro Person - wirklich verkraftbar...
Und dann ist da noch
etwas... das Windsurfen: Die beste Windzeit in Dahab ist unser
Sommer. Aber auch in der Nebensaison kann man locker eine Ausbeute
von 60 bis 70 Prozent erreichen. Dabei ist von 4 bis 9 Beaufort
alles drin.
Die Bucht von Dahab ist mittlerweile von Windsurfstationen äußerst
gut erschlossen. Alle namhaften Firmen sind vertreten und bieten
alles erdenkliche und auf dem Markt vorhandene Material an -
allerdings zu 'normalen' europäischen Preisen.
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Innerhalb der Lagune
ist der ablandige Wind ein wenig böig, dafür gibt es auf dem
Wasser nur kleinste Unebenheiten.
Zudem fühlt man sich
sehr sicher, da die Bucht fast komplett durch die vorgelagerte
Landzunge abgeschlossen ist. In Ufernähe ist das Wasser immer
nur stehtief, so dass man jederzeit eine kleine Pause einlegen
und etwas Kraft tanken kann. Steine gibt es übrigens kaum, und
wenn man sich von den markierten Gebieten fern hält, hat man
auch mit Korallen und Seeigeln kein Problem.
Zusätzlich stehen
2 Foto- und Schulungstürme bereit, die von jedem genutzt werden
können. Für absolute Anfänger ist das Revier wegen des ablandigen
Windes nicht ganz optimal, aber dafür kann man auch bei 6 Bft.
noch entspannt am Strand in der Sonne liegen.
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Fährt man um die Landzunge
herum nach Lee, gelangt man in das 'Speedy' genannte Revier.
Hier wird der Wind deutlich konstanter und meist auch etwas stärker.
Je weiter man nach Lee fährt, desto größer wird auch der Chop,
so dass man vom Spock bis zum Frontloop perfekte Trainingsbedingungen
findet.
Zudem ist es im Speedy
immer deutlich leerer als in der Bucht, so dass man auch in der
Hauptsaison Platz findet, um entspannt surfen zu können.
Aus
dem Speedy führt ein kleiner Channel durch das Napoleon Reef
in das offene Rote Meer, in den Golf von Aquaba. Hier findet
man an guten Tagen eine runde Dünungswelle mit beachtlicher Höhe
- eine ganz nette Abwechslung, wenn man mal vom Flachwasser genug
hat. Einen 'echten' Wavespot gibt es allerdings nicht in Dahab.
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Das absolute Highlight
ist die 'Baby Bay' - diese liegt vom Speedy aus ein kleines bisschen
in Luv. Die Baby Bay ist eine traumhafte kleine Bucht mit türkisem
Wasser, die übrigens auch zum Schnorcheln einlädt.
Der Wind weht
direkt ablandig, wird aber durch nichts aufgehalten, so dass
er recht konstant ankommt. Das Wasser wird auf wenigen Metern
sehr tief, so dass man fast mit einer Hand im Sand am Strand
entlang knallen kann und in absolutem Flachwasser Trainingsbedingungen
wie im Labor vorfindet. Ein absoluter Freeride- und Freestyle-Traum!
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Und sonst noch? Das Wetter
am Sinai ist ein Traum, die Ägypter freundlich und aufgeschlossen
und die ganze Atmosphäre ist extrem 'laid back' und relaxed -
perfekt für jeden, der nicht auf Massentourismus steht und im
Urlaub das Windsurfen und einen weniger wassersportbegeisterten
Partner unter einen Hut bringen will. Und das nur 4 Stunden
von Deutschland entfernt.
Eine Story von Flo (G-783) powered by:
Hifly, Sailloft Hamburg, Alien Riders, Pro Limit, Tekknosport,
Windsurfingclub Dümmersee
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