Und so saß ich nur wenige Tage nach einer meiner besten Windsurfsessions auf Fehmarn bei allerdings schon verdammt kaltem Wetter (die Bewegungsmöglichkeiten waren wegen zwei übereinander gezogenen Neos doch recht eingeschränkt) im Flieger nach Hawaii – und vor mir lag ein halbes Jahr Hochsommer, Windsurfen bis zum Umfallen und… nun ja, zwischendurch mal ein bisschen Arbeiten.
Als Au Pair würde ich mich um die beiden Kinder der bekannten französischen Windsurfer Carine Camboulives und Manu Bouvet kümmern. Neben der Arbeit und dem von nun an fast täglichem Windsurfen (vielleicht sollte ich eher „wöchentlichem Windsurfen“ sagen, denn wenn eine Woche lang Wind war, war ich selbstverständlich jeden Tag auf dem Wasser und in der darauf folgenden Flautenwoche hatte ich einfach zu viel Zeit), habe ich angefangen Jason Diffin, dem Segelmacher von Goya Sails etwas über die Schulter zu schauen, um meinem Traum, später einmal selbst Windsurfsegel zu entwickeln, schon mal einen Schritt näher zu kommen.
Wie überall und für alle Windsurfer waren die Flauten schwer zu ertragen, und ich musste eine Lösung für diese Zeiten finden. Also stürzte ich mich schon bald bei allen Bedingungen in die Wellen in Hookipa oder anderen Bays, ließ das Segel bei Windmangel also am Strand und versuchte mich im Wellenreiten.
Und bei allen Bedingungen bedeutete auch wirklich bei allen. Diese Einstellung sollte mir noch einige Wasserverbots-Tage bescheren. Während vorher also in erster Linie die Schaumkronen mein Herz haben höher schlagen lassen, habe ich angefangen ähnlich begeistert auf Wellen zu reagieren, die wie am Lineal gezogen in die Bucht rollen.
|
|
Wenn zu große Wellen dafür sorgen, dass Hookipa unsurfbar wird, sollte jemand, der erst ein paar Wochen zuvor mit dem Surfen angefangen hat, eigentlich das Brett zu Hause lassen und sich eine andere Beschäftigung suchen. Leider hat das bei mir nicht geklappt. Ich bin bloß ein paar Buchten weiter gefahren, in der die Wellen auf einem Outer Reef brechen und anschließend noch einmal weiter drinnen, wodurch sie dort trotzdem surfbar sind.
Auf meinem großen Plastik-Anfängerboard bin ich fröhlich vor mich hingepaddelt, habe ein paar Wellen nicht bekommen, war dadurch recht nah an den Felsen, habe mich noch umgedreht und mir beim Anblick der nächsten Welle bloß gedacht: „Ach du scheiße, die ist zu groß!“ und sie direkt auf meinen Kopf bekommen. Ich wurde also gepackt, habe mich irgendwo in der Luft, zwischen Wellenkamm und Wellental wieder gefunden, bin geflogen (ein unbeschreibliches Gefühl, ein Moment in dem erst einmal gar nichts zu passieren scheint), wurde gewaschen, und während ich noch am Überlegen war, wo denn oben und unten sein müsste, spürte ich schon ein Riff an den Füßen.
Von einem Schmerz verfolgt, habe die Oberfläche und die Luft aber doch wiedergefunden, schließlich auch das Board, und bin dann gepaddelt, was das Zeug hielt, um aus der Brandungszone rauszukommen, den etwas doller schmerzenden Fuß schön in die Luft haltend.
|