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Boa Vista

Die Kapverden sind ein günstiges Windparadies für Winterflüchtlinge. Die Reise in ein so armes Land zwingt zum Nachdenken...
Frühjahr 2009 – aufgrund der Wirtschaftskrise ist die ganze Welt von Pessimismus erfasst. Die ganze Welt? Nein! Unweit der Westküste Afrikas hört ein kleiner unabhängiger Staat nicht auf, der negativen Stimmung Widerstand zu leisten. Ob man es glaubt oder nicht, es gibt tatsächlich noch Orte auf der Welt, an dem man ungebremsten Optimismus erleben kann und an dem die Bewohner in einer ansteckenden Art und Weise gute Laune versprühen. Und das, obwohl sie eigentlich viel mehr Grund für Pessimismus hätten, als viele andere Menschen…

Vor Ihrer Entdeckung durch portugiesische Seefahrer in der Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Kapverdischen Inseln unbewohnt. Der Mix der Kulturen, der heute als „kreolisch“ bezeichnet wird kam nicht zuletzt durch den Sklaven- und Salzhandel im 19. Jahrhundert zustande. Ansonsten haben die Inseln aber wenig zu bieten – arm an Rohstoffen und bedingt durch das trockene Klima, welches die Landwirtschaft sehr erschwert, hat ein anhaltender wirtschaftlicher Aufschwung bis heute auf sich warten lassen. Ganz im Gegenteil wurden die Kapverden immer wieder von Hungersnöten heimgesucht, die Auswanderungswellen auslösten und die Bevölkerung dezimierten.
Waren die Kapverdischen Inseln unter der Vorherrschaft Portugals schon von der wirtschaftlichen Entwicklung des Restes der Welt mehr oder weniger isoliert, sind sie nach dem Ausrufen der Unabhängigkeit im Jahr 1975 und der damit verbundenen Abspaltung von Portugal scheinbar noch um einiges weiter vom Festland abgedriftet.

Doch auch die wirtschaftlichen Krisen und wechselhafte Geschichte der Inseln haben den Optimismus der wild durchmischten einheimischen Bevölkerung nicht brechen können. Läuft man durch die kleinen Orte, wird man häufig angesprochen mit den Worten: "Do you want to have a look at my business?" Wer auf Boa Vista bei dieser Frage jetzt mit einer Visitenkarte oder einem stilvoll eingerichteten Ladenlokal rechnet, wird enttäuscht werden. Tatsächlich umschreibt der große Begriff „Business“ meist mehr oder weniger geschmackvolle Sandbildchen oder ähnliche Souvenirs. Denn das große Geschäft, das wahrhaftige „Big Business“, wird auf Boa Vista nicht von den Einheimischen, sondern den ausländischen Investoren gemacht.

 
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