Tarifa

Tarifa - Ein winterliches Windsurfmenü

Bei Familie Kümpel gab es in der Weihnachtszeit das Windsurf-Lieblingsmenü: Gut belüftetet Salzwasser bei Temperaturen um 20 Grad...

Weihnachten ist die Zeit der kreativen Rezepte. Da wird zuckerlos Kuchen gebacken, die Gans vegetarisch gebraten. Was aber ist das richtige Rezept für eine perfekte Surfreise? Zwei Zutaten müssen für mich unbedingt dabei sein: Sonne und Wind.

Als gutes Gewürz dürfen Freunde und Wellen nicht fehlen? Was sagen die Surfkochbücher dazu? Die neuen bieten klimaneutrales Surfen am örtlichen Baggersee bei zwei Grad und wenig Sonne an oder propagieren in der Surfmolekularküche den Flug nach Australien.

Aber wie ist es mit den Rezepten auch den 80iger Jahren? Da war doch was? Das Surfrezept überhaupt: Tarifa!? Nicht Teneriffa. Teneriffa, da ist das TWS Wintertraining, perfekt durchorganisiert, Laborbedingungen, Wind aus immer einer Richtung, die Dichte an PWA Slalomfahrern ist höher als beim PWA Slalom auf Sylt. Tarifa? Sind da nicht nur noch Kiter? Viele Kiter? Extrem viele Kiter? Mal sehen.

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Wie komme ich dahin? Flug? Einfach. Kostet mit Glück 50,-€ nach Malaga. Leicht pervers. Aber mein ganzes Material soll mit für ein perfektes Surfmenu. Wir fahren also mit dem Auto. Mein Sohn Mario, inzwischen Surfprofi und mit seinem Modelabel „Jibe Ware“ wird gleich für ein paar Monate unten bleiben. Das ist dann auch ökologisch vielleicht nicht ganz so bedenklich.

33 Stunden nonstop hat die Autoanfahrt gedauert. Komisch, in der Weihnachtszeit in Richtung Süden zu fahren. Aber eine nächtliche Autofahrt hat auch etwas sehr Besinnliches. Ich folge meinen Gedanken und bin unfassbar dankbar für das Leben dass wir führen dürfen.

Dann ist es da: Das TARIFA Schild. Die Straßen sind mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt. Die erste Zutat ist schon mal reichlich da: Es ist warm und die Sonne scheint. Es wird die ganzen 14 Tage immer über 20 Grad sein und an jedem Tag scheint die Sonne. Wir haben eine kleine Ferienwohnung am Rande der Stadt, hier wird in ein paar Wochen auch der DWC und PWA Fahrer Nico Prien den Winter verbringen.

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Die Sonne geht auf und die Palme vor dem Zimmer biegt sich schon. Das wird ein gutes Gericht. An jedem Tag wird der Wind da sein, ohne eine Unterbrechung, teilweise an der Grenze der Fahrbarkeit. Dieser Geruch, eine Mischung aus Pinien und aufgewirbelten Meerwasser, wunderbar. Ab geht es zum Arte Vita. Dieser Spot ist so etwas wie die zentrale Kochplatte. Es gibt ein Hotel dort und eine tolles Restaurant mit guter Küche und Ausblick auf den Surfspot. Der Spot ist nicht immer optimal. Mal sind die Wellen woanders höher oder der Wind konstanter, aber hier geht immer etwas. Und siehe da wer steht da in voller Pracht? Die Maschine: Deutschlands schnellster Windsurfer, Gunnar Asmussen. Eine Legende der super schnellen Küche.

Es stürmt. Es wird noch 10 Tage mit 30-45 Knoten stürmen. Kiter? Ja, es gibt sie. Im Sommer sollen sehr, sehr viele hier sein, aber im Winter hält es sich die Waage. Es gibt extrem viele Deutsche mit ihren großen Wohnwagen, die hier sehr günstig überwintern. Das denen nicht ihre großen weißen Schränke im Stum umkippen, erstaunlich.

Wir beschließen die Slalomboards rauszuholen und die 5.0er Segel. Gunnar hat neue Finnen dabei. „NOLO“ Finnen. Das steht für Gunter Lorch und Nordmann. Wer weiß das Carpenter-Finnen das Maß aller Dinge im World Cup sind, wird sich wundern. Die NOLO-Teile haben auf dem Kanal in Lüderitz und auch bei PWA Rennen bewiesen das sie durchaus schneller sein können. Ich darf testen. Wahnsinn, was gute Finnen für einen Unterschied im Slalom machen können. Locker ziehe ich an Gunnar vorbei, mein GPS zeigt 110 km/h an, ganz locker... Moment, ich wache auf, ist nur ein Traum, aber die Finnen sind unglaublich, das ist nicht nur ein Traum.

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Die nächsten Tage nimmt der Wind noch zu. Wir gehen an andere Spots. Besonders Bolonia gefällt uns sehr gut. Hier geht die einheimische Surfgemeinde in die Wellenwaschküche. Man kommt mit dem Auto sehr nah an das Wasser, Aufbau auf einer Wiese und ab geht es. - Hilfe. Es ist an der Grenze zur Unfahrbarkeit für mich mit Wavezeug. Mir fliegt mein 4.2er um die Ohren, auch Gunnar schafft heute keinen Doppelloop. Aber was ist das? Frauen über Frauen auf dem Wasser. An diesem Spot sind mehr Wavepilotinnen draußen als Männer und mit welchem Können? Irre. Uns fallen fast die Augen in die Suppe. Doch als wilde Stiere Gunnars roten Bus bedrohen, kehren wir heim.

In den nächsten Tagen tauchen immer mehr deutsche DWC-Piloten auf. Da ist die Familie Richter. Sie rippen die Wellen, da haben es die Fische schwer unter Wasser, Sebastian Kördel scheint in diesem Jahr in absoluter Topform, das Foil scheint mit ihm verwachsen. Neid. Er lebt die ganze Winterzeit hier in Tarifa. Dann kommen noch Lars Paustian und Julian Pockrandt. Hilfe, sind auch die gut. Julian Pockrandt ist nicht nur ein toller DWC Pilot, sondern auch ein begnadeter Musiker. Und dann natürlich ist noch mein Sohn Mario alias Surfzyzz, der hier alles für seinen Youtube Kanal festhält. Soviele Köche mit ganz unterschiedlichen Rezepten. Der Strand liegt voller Segeln.

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Nach 10 Tagen Sturm beginnt die Foil-Zeit. Jeder hier steht seine Foil Halsen in der Luft und der Speed ist unglaublich. Alle trainieren für eine neue Disziplin. Foil Slalom. Das wird in der PWA kommen und auch im DWC erwartet. Wir haben einen Test gemacht und auch mal einen Slalomfahrer gegen die Foil Piloten antreten lassen. Irre, er wurde bei 16 Knoten einfach versägt. Foilen kommt und kommt. Dazu passt, das es olympisch geworden ist. Viele Fahrer hier bereiten sich darauf vor. Bei einigen ist es geheim bis jetzt, andere heben die Ringe öffentlich.

Die Bilanz unserer ganz eigenen kulinarischen Reise: Tarifa liefert. 100% Wind und 100% Sonne in 14 Tagen. Mein Surfbauch ist voll. Im Februar kommt der zweite Teil meiner Tarifa Reise. Dann mit erweitertem Team und spannenden aufblasbaren Foil Boards... Wer alle paar Tage ein Update haben will, über das, was in Tarifa passiert, kann hier schauen: www.youtube.com/user/MakerTheFilm

Guten Appetit!

08.01.2020 © DAILY DOSE  |  Text: Philipp Kümpel  |  Fotos/Grafiken: Philipp Kümpel

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