Windsurfen vor St. Malo

Saint Malo

Retro Story von 1997

Der zweite Reisebericht unserer Retro-Reihe lässt eine Story aus 1997 über Saint Malo in Frankreich wieder aufleben.

Die französische Hafenstadt Saint Malo scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Wuchtig klemmen die alten Gebäude hinter Granitfelsen. Alte Großsegler ziehen voll aufgetakelt ihre Bahn. Wer die Stadt vom Meer aus sieht, wähnt sich im 18. Jahrhundert.

Legendäre Piraten wie Surcouf und René Dugay-Trouin prägten im 18. und 19. Jahrhundert die Stadt und sorgte für viel Kleinholz in der Bucht von St. Malo. Heute sind die Zeiten ruhiger. Der Charme der alten Zeiten kann in Kombination mit dem Frieden der heutigen Zeit wirken.

St. Malo

Allerdings, richtig alt ist nur ein Teil der Stadt. St. Malo wurde 1944 zu 80 Prozent zerstört und wurde dann vieler aus den Originalfragmenten aufgebaut.

Heute wie damals wechseln sich weiße, flach abfallende Sangstrände mit schroffen Steilküsten ab. Die beiden Windsurfer, stammen dagegen eindeutig aus der Moderne. Steve Huppert und Bruno André trainieren in der Bucht regelmäßig für die Regatten des französischen Funboard Cups. Dazu muss vor St. Malo nicht einmal eine Boje gewassert werden. Der Kurs kann ressourcenschonend um die vielen Inseln in der Bucht gelegt werden.

St. Malo

Im Sommer zieht der Stadtrand Plage du Sillon scharenweise Sonnenanbeter an. Gegen Mittag wird es im Sommer aber oft frisch. Eine Thermik fegt dann den Strand wieder frei und Menschen in Neopren bekommen ihren Auftritt. Damit die Thermik funktioniert, sollte morgens kein Wind aus westlichen oder südlichen Richtungen wehen. Zusätzlich sollte der Temperaturunterschied zwischen dem Meer und der Luft möglichst hoch sein.

St. Malo

Starkwind erzeugt diese Thermik nicht. Etwa vier Windstärken sind drin. Meist sind die Bedingungen ideal für Freerider und Slalompiloten. Sollte jedoch ein Sommer-Swell in die Bucht drücken, kann die entstehende Welle auch mit dem Waveboard richtig Freude bereiten.

Der Thermikwind weht schräg auflandig, das ist ideal für Ausflüge zur Insel Cézembre.

St. Malo

Im Winter sieht die Szenerie anders aus. Viel Tiefdruckwind und hohe Wellen sind an der Tagesordnung. In acht nehmen sollte man sich bei Flut. Die Wellen brechen teilweise direkt an der Stadtmauer und ein Luvstau sorgt dann für zu wenig Druck, um noch die Flucht ergreifen zu können.

Dreht der Wind während des Durchzugs eines Tiefs auf Nord, ziehen die Windsurfer von St. Malo einige hundert Meter weiter nach Westen. Der Strand biegt sich dort und der Wind kommt dann wieder sideshore.

St. Malo

Ein wenig hinter St. Malo, in der Nähe des Dorfes Rothéneuf, befindet sich der Campingplatz Le Nicet (Achtung der Artikel ist von 1997). Er liegt direkt auf einem Plateau an der Steilküste und bietet direkt vom Stellplatz wunderbare Ausblicke auf kitschig-schöne Sonnenuntergänge.

Wenn dann noch eines der historischen Schiffe in der Bucht kreuzt, ist sie wieder da: Die Illusion der guten alten Zeit.

06.04.2020 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Christian Tillmanns

St. Malo