Ebro Delta

Ebro Delta

Windsurf Auslandssemester in Spanien - Teil 2

Philipp Grzybowski verbringt ein Auslandssemester in Spanien. Nach dem ersten Abschnitt in Tarifa hat er sich jetzt das Ebro Delta angesehen.

Nachdem ich den Januar komplett in Tarifa verbracht habe, hat im Februar mein Auslandssemster in Vilanova i la Geltrú in der Region Barcelona begonnen. Ich wohne in Calafell, Tarragona. Von hier aus erreiche ich die Universität innerhalb von 15 Minuten mit der Bahn. Beide Städte liegen unmittelbar am Mittelmeer und von meinem Apartment aus sind es ca. 100 Meter bis an den Strand. Ideale Windsurfvoraussetzungen könnte man meinen. Leider sind hier Windgeschwindigkeiten mit mehr als vierzehn Knoten selten.


Das Ebro Delta
Nach einem missglückten Trip bei Dauerregen und einstelligen Temperaturen nach Roses im Norden Kataloniens, fokussiere ich mich lieber auf das Ebro Delta, ein 20 km großes Flussdelta südlich von Tarragona an der Costa Daurada. Laut einem älteren Spotguide mit handskizzierten Landkarten, den ich in den Tiefen des Internets finden konnte, soll es drei optimale Surfspots am Ebro Delta geben. Oberhalb und unterhalb des Rio Ebro in l’Ampolla bzw. Trabucador bilden sich zwei große Lagunen, die zum Windsurfen geeignet sind. Etwas westlich der Flußmündung ist zusätzlich der Spot Riumar zu finden.

Ebro Delta

Der Hauptspot ist Trabucador und überzeugt direkt bei meinem ersten Besuch. Außerdem ist es der einzige Spot, an dem ich andere Surfer antreffe. Am einfachsten erreicht man den Spot, indem man, egal ob von Barcelona oder Valencia aus kommend, die Ausfahrt Amposta nimmt. Fährt man von Barcelona aus eine Ausfahrt früher ab, muss man sich mühsam quer durch das Delta kämpfen. Dies ist erfahrungsgemäß keine gute Idee. Von Barcelona aus empfehle ich die kostenlose A7 und anschließend die N340 zu nehmen. Die Strecke ist nicht wesentlich länger als die Mautstraße AP7, allerdings auf 100 km/h beschränkt. Wen das nicht stört, kann hier gut 20€ sparen.

Das Delta selbst ist Natur pur. Etwa ein Drittel des Deltas ist als Naturpark ausgewiesen und ist Brut- und Rastgebiet vieler Vogelarten. Bleibt der Wind mal aus, kann man hier von einer der vielen Aussichtsplattformen aus Flamingos und andere seltene Vogelarten beobachten.

Nachdem man das Delta durchquert hat, erreicht man den Strand. Spätestens jetzt sollte man die alte „Smokie“-Kassette griffbereit haben, um in feinster Ralf Bauer und Hardy Krüger Jr. Manier direkt am Strand zum Spot zu düsen. Spoileralarm für alle die "Gegen den Wind nicht kennen".

Ebro Delta

Am Spot angekommen, erstreckt sich an der rechten Seite eine circa fünfzig Quadratkilometer große Lagune und zur linken das Mittelmeer. Direkt am Anfang der Landzunge findet man einen großen Parkplatz mit Sitzmöglichkeiten und etwas weiter eine Kiteschule inkl. Café. Wer Gesellschaft mag, geht hier aufs Wasser. Zum Aufbauen findet man etwas Dünengras und die Überdachungen spenden an besonders warmen Tagen etwas Schatten. Wer lieber für sich bleiben möchte, sucht sich auf den weiteren sieben Kilometern einen Platz zum Parken.

Die Lagune erinnert an den Ringkobingfjord, hat allerdings etwas mehr Chop. Stehen kann man nur im rechten Teil, von der Kiteschule aus gesehen. Da wird es dann aber auch, je nach Tide, schnell sehr flach. Wer mit Finnen größer als 30 cm unterwegs ist, sollte sich lieber von dort fern halten. Freestylern hingegen ist der rechte Teil sehr zu empfehlen, da die Lagune dort schmaler ist, wodurch das Wasser schön glatt wird. Zu beachten ist aber, dass der rechte Teil auch für die Schüler der Kiteschule reserviert ist. Rücksichtnahme ist hier das Zauberwort. Links von der Kiteschule gibt es dann ordentlich Chop zum Springen und jeder der Bump'n'Jump mag, kommt hier auf sein Kosten.

Ebro Delta

In neunzig Prozent der Fälle weht hier der Tramontana oder wie man in Katalonien sagt, Tramuntana. Der meist starke Nordwind kommt auflandig bis schräg auflandig von rechts. Auf der Mittelmeerseite also ablandig. Das wäre sicher mal eine Session wert, wenn man nicht alleine unterwegs ist.

Das Campen ist hier offiziell verboten. Gegen ein gemütliches Aftersurfgrillen ist nichts einzuwenden, sofern man seinen Müll ordnungsgemäß entsorgt. Für die Übernachtung gibt es zwei Campingplätze in der Umgebung. Auch kann man in Pensionen oder Hotels unterkommen. Mit der passenden App sollte im Umkreis von 15 km für jedes Budget etwas zu finden sein.

Wer auf der Durchreise in Richtung Andalusien unterwegs ist oder, wie ich, längere Zeit in Barcelona oder Valencia wohnt, sollte es nicht verpassen dem Ebro Delta einen Besuch abzustatten. Es wäre schön, hier in Zukunft ein paar mehr Windsurfer anzutreffen.

25.06.2018 © DAILY DOSE  |  Text: Philipp Grzybowski  |  Fotos/Grafiken: Philipp Grzybowski