Weihnachtliche Wut: Ich - will - jetzt - aufs - Wasser!
Ich schütze meine Hände mit einem Handtuch und beginne die Finnen in den Kasten zu schlagen. Zeitweise nutze ich die Pumpe als Hammer. Mir ist klar, dass es noch mehr Mühe kosten wird, die Finnen wieder zu entfernen. Aber Scheiß drauf! Und wenn ich die Finnen hinterher absägen muss, um es heimzubringen.
Unter den interessierten Blicken der erfreulich wenigen anderen Strandbesucher liege ich fast auf dem Board und versuche die Finnen in die Slots zu pressen. 95 Kilo menschliches Lebendgewicht rutschen schweißnass und stöhnend auf dem teuer erkauften Board herum.
Eine kleine Ewigkeit später stecken nach zahllosen Schlägen aufs Material zwei Finnen zu 50% in den Kästen und die Center Finne zu 90%. Ich wollte doch nur am Weihnachtstag mit einem Premiumprodukt für knappe 1000 Euro paddeln und jetzt bringt mich dieser Zustand um meine wertvolle Freizeit. Ich fahre nicht häufig in Urlaub und bin jetzt sauer und traurig.
Flucht aufs Wasser
Nachdem ich eingesehen hatte, dass die Finnen nicht vollständig montierbar sind, gehe ich mit halb herausstehenden Spurhaltern aufs Wasser.
Das Meer ist so klar, dass ich jedes Detail am Grund erkennen kann, vollkommen mühelos bewege ich das Board über das Meer. Ich steuere eine Insel an, Kormorane tauchen um mich herum. Die Ruhe ist vollkommen. Das ist das Erlebnis, dass ich haben wollte.
Nach dem Paddeln holt mich das Problem leider wieder ein. Es gelingt mir einfach nicht, die Finnen wieder aus den Kästen zu schieben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Finnen naturgemäß hinten scharf sind und genau hier muss angesetzt werden, um sie bei diesem System zu entfernen.
Richtig zusammenrollen lässt sich das Board mit montierten Finnen nicht mehr und selbstverständlich passt es so auch nicht mehr in den Transportsack. Ich schultere also das halb zusammengerollte unhandlich schlaffe Board, das Ende mit den Finnen liegt auf meinem Rücken. Wir hatten nicht direkt am Wasser geparkt, da das Board im Rucksack ja so gut transportierbar ist. Das Board jetzt als unhandlichen Klumpen den weiten Weg zu schleppen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Als ich das Strandcafé passiere wird gekichert. Ein schlaffes Surfboard sieht scheinbar lustig aus. Ja, aus dem Ding ist die Luft raus, das kann ich bestätigen.
Heiße Nummer
Ich schreibe eine E-Mail an den Shop und bemühe mich um einen sachlichen Ton. Die Antwort kommt am ersten Arbeitstag nach Weihnachten. Dem Shop tut es tierisch leid, hätten wir doch ausprobiert die Finnen zu testen, denn bei einem Demoboard war es zu demselben Problem gekommen.
Damit ich die Finnen wieder lösen kann, soll ich mit einem Fön die Kästen so stark erwärmen, dass man sie kaum noch anfassen kann. Auch bei durch Lagerung verbogenen Kästen soll die Heißluftnummer helfen. Mit viel Kraft, einem Holzhammer und materialstrapazierendem Gezerre kann ich die Finnen schließlich lösen und das Board kann im Rucksack wieder nach Hause gebracht werden. Die Centerfinne ist so weich, dass sie sich durch die Aktion verbogen hat. Der Shop will die Finnen jetzt so bearbeiten, dass sie passen.
Fazit:
Ich finde die Aufblas-Boards als Konzept immer noch großartig und auch an den Fahreigenschaften eines luftgefüllten Boards gab es keine Kritik. Im Idealfall sollten sich solche Probleme sicherlich durch eine entsprechende Endkontrolle des Herstellers vermeiden lassen.
Ausreißer sind aber dennoch immer möglich, dazu sind die Fehlerursachen zu vielfältig. Eine Sichtkontrolle durch den Kunden (wie in diesem Fall) reicht nicht aus. Auch wenn es lästig sein kann und Zeit kostet, kann eine komplette Prüfung des Artikels vor dem Kauf helfen Ärger zu vermeiden.
Wer das beachtet, kann entspannt in einen Urlaub ohne Überraschungen starten. |