RDM-Masten ::: Vorteil oder Nachteil? |
Durchmesser im Vergleich |
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Nach vielen Jahren der 'Entwicklungsenthaltsamkeit'
der Surfindustrie gibt es seit einiger Zeit endlich mal wieder etwas
neues für den 'Wellen- und Freistilmarkt'.
Eine neue Mastengeneration wird in den Katalogen der Hersteller
angekündigt. Die Rede ist von 'Skinny-' (engl.: mager, dünn)
oder 'RDM-' Masten. Hinter RDM verbirgt sich nicht etwa eine neue
Boygroup, sondern es handelt sich um die englische Bezeichnung:
Reduced Diameter
Mast = Mast mit reduziertem Durchmesser.
Diese Masten zeichnen sich durch einen verkleinerten Radius aus.
Ein herkömmlicher Mast hat im Bereich der Base etwa einen Durchmesser
von 4,8 cm, der RDM-Mast kommt mit etwa 3,2 cm aus. Dafür ist
die Wandstärke deutlich erhöht.
Die neuste Generation der RDM-Masten hat die erste überholt,
bisher gab es Probleme bei der Gewichtsabstimmung und Haltbarkeit. |
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Jetzt können wir auf Masten zugreifen, die mit
dem Gewicht konventioneller Masten gleichziehen, aber äquivalent
dazu mehr Haltbarkeit bieten. Im Regelfall haben die meisten Hersteller
einen Mast mit teurem, aber sehr leichten 100% Carbonanteil und
einen mit einem Anteil um die 60% Prozent (etwas schwerer, aber
deutlich preiswerter sind) im Programm.
Mit den serienmäßig beigelegten Mastmanschetten (Adapter)
schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen gleicht
man die Distanz zwischen reduziertem Mastdurchmesser und Frontstück
der Gabel aus, zum anderen schützt man den Mast wesentlich
besser vor Beschädigungen im Gabelbereich, da es sich bei den
Adaptern um eine zähe aber weiche und extrem belastbare Kunststoffmischung
handelt, die Torsion und Druck sehr gut aufnehmen kann. |
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Mastadapter aus robuster Kunststoffmischung |
Starkwindtrimm: RDM (l.) und normalen Mast
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Weitere Vorteile der Masten sind die höhere
Bruchfestigkeit durch die dickere Wandstärke und ein aus dem
geringeren Umfang des Mastes resultierendes tieferes Segelprofil,
das den Einsatzbereich des Segel vergrößert.
Die meisten aktuellen Segel sind sowohl für herkömmliche
Masten als auch für RDM geschnitten. Die modernen Masten weisen
ohnehin seit einigen Jahren im oberen Bereich einen kleineren Durchmesser
auf (z.B.: North Sails 'Drop Shape'), so dass die Unterschiede im
Trimm nicht mehr so extrem sind.
Claudio Koch: 'Ich habe in letzter Zeit viele Kombinationen ausprobieren
können, zum Beispiel bin ich Segel gefahren, von denen die
Hersteller behaupten, dass diese nicht mit RDM funktionieren. In
der Tat braucht man viel Zeit um den optimalen Trimm für diese
Segel herauszufinden, doch das Ergebnis war positiv, das Segel hat
mit dem Skinny einen größeren Einsatzbereich bekommen.
Es glitt durch das verbesserte Profil viel früher an. So konnte
ich effektiv kleinere Segel mit fast gleicher Leistung fahren.'
Das bessere Handling durch einen dünnen Mast ist an dieser
Stelle auch noch hervorzuheben. Wasserstarts oder Manöver,
bei denen man den Mast umgreift, fallen deutlich leichter, das Einführen
des Mastes in die Masttasche geht ohne Probleme. |
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Natürlich gibt es auch die 'Kehrseite der Medaille'.
Zunächst muss man sich nicht nur einen neuen Mast anschaffen,
sondern auch gleich die passende Verlängerung.
Viele 'Skinny-Pioniere', wie Peter Garzke (G-6), designten sich
ihre herkömmlichen 'dicken' Verlängerungen um. Der mit
Gewebeklebeband verstärkte Mast wurde einfach in die Verlängerung
gesteckt. Peter hat sich die damalige Not: '...es gab keine dünnen
Verlängerungen, die in die Masten passten...' zur Tugend gemacht
und schwört weiterhin auf diese für ihn: '...versandungsunanfällige
Customversion...'.
Mittlerweile bekommt man aber sehr gute Produkte um die 30 Euro
angeboten, meistens auch als preiswertes Kombinationsangebot mit
Mast. Alle Hersteller haben sich auf ein genormtes Maß eingestellt,
jede Verlängerung passt zu jedem Mast.
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Spezielle Verlängerungen erforderlich |
Abweichungen von Herstellerangaben |
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Vor der Anschaffung der neuen Riggkomponenten, also
Mast und Mastfuß, sollte man jedoch bedenken, dass sich hinsichtlich
des Trimms und der Fahreigenschaften einiges verändert. An
den auf den meisten Segeln angegebenen Vorlieks- und Gabellängen
kann man sich nicht mehr orientieren.
Der Mast muss je nach Segelhersteller um einige Zentimeter mehr
verlängert werden als bisher. Die Gabelbaumlänge verändert
sich ebenfalls.
Nehmen wir ein Beispiel: Das Segel hat eine angegebene Vorliekslänge
von 4,26 m und eine Gabelbaumlänge von 1,83 m. Der Segelhersteller
empfiehlt für die Biegekurve einen 4-Meter-Mast. In diesem
Fall muss man mit einem RDM ungefähr mit mindestens 5 Zentimeter
mehr Vorliekspannung rechnen. Je nach Windstärke auch mehr.
Die Gabelbaumlänge verändert sich resultierend daraus
ebenfalls um 2 bis 5 Zentimeter. |
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Hier ein paar Tipps zum aufriggen:
- Das Vorliek bis ungefähr 1 cm vor der Belegung spannen, dann
zum Feintrimm übergehen.
- Die Segelöse oder das Flaschenzugsystem sollte nach dem Spannen
immer so nah wie möglich an der Belegung der Verlängerung
sitzen.
- Bei moderaten Windverhältnissen solltest Du das Vorliek so
stark durchsetzen, dass es bis zur dritten Latte von oben 'flattert'.
Zur Überprüfung sollte das Segel auf dem Boden liegen,
ein geübtes Auge erkennt es aber auch in aufrechter Stellung.
- Bei starkem Wind beherzt durchziehen, das Achterliek sollte bis
zur vierten Latte lose, also 'schlabberig' sein.
- Die Masttasche sollte in jedem Fall mindestens an der zweiten
oberen Latte gespannt sein.
- Mit der Gabelbaumeinstellung steuert man die folgenden Eigenschaften,
die dritte Latte von oben sollte gerade so am Mast vorbei rutschen
können, ab der vierten sollte alles frei sein. Mehr Körpergewicht,
weniger Schothornspannung. Weniger Körpergewicht, mehr Schothornspannung.
Wenig Wind – wenig Schothornspannung. Für mehr Kontrolle,
z.B. in sehr hohen Wellen, empfiehlt sich eine starke Spannung am
Schothorn.
- Das Segel soll sich anfühlen, wie ein guter Rotwein schmeckt,
ausbalanciert und weich, und kräftig. Zu viel Power ist auf
einen Trimmfehler zurückzuführen, zu wenig Twist ebenfalls.
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Trimmtipps für die Praxis |
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Mein Fazit: Skinny muss sein! In der Welle und beim
Freeride/Freestyle gibt es bis in den 6-Quadratmeter-Bereich, bei
einer maximalen Mastlänge von 4,30 m, keine Alternative mehr.
Dieses progressive Riggzubehör sollte in jeder Masttasche stecken.
Wenn der Kauf eines neuen Mastes geplant ist, sollte man nicht lange
zögern, ob man sich den haltbareren Skinny zulegt.
Masthersteller der 'Generation RDM':
Techno Limits, Gun Sails, Nautix, Gaastra, No Limitz, Fiberspar,
Tushingham, Got, Radz Hawaii, ...
RDM-Verlängerungen gibt's von: Tecno Limits, Gun Sails,
Nautix, Tekknosport, Fiberspar, Pat Love, Streamlined, Radz Hawaii,
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