
Tom Blake mit seinen Hollow Boards |
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Jahre
der Veränderung
In der Zeit zwischen dem Ersten und den Zweiten Weltkrieg gab es die
ersten Änderungen im Bereich Technik und Design seit der Entwicklung
des traditionell hawaiianischen Wellenreitbretts. Tom Blake experimentierte
mit den "Hollow Boards", Chuck Allen mit "Balsa/Redwood Boards", John
Kelly und Wally Froiseth mit den "V Tail Boards". Gegen 1928 kopierte
Tom Blake ein altes ca. 60 kg schweres OLO-Board. Mit der Idee es
vollständig zu trocknen, bohrte er hunderte von Löchern hinein. Danach
laminierte er die Ober- und Unterseite mit Sperrholz. Fertig war sein
5.3m langes Brett. Durch die veränderte Bauweise waren die Bretter
etwas leichter geworden und ermöglichten es nun viel mehr Menschen
damit umzugehen. 1930 ließ sich Tom Blake die Hollow-Bauweise patentieren.
Die Bretter wurden bald noch länger, noch leichter und noch schmäler,
bis sie 10 Jahre später wieder von Redwood-Brettern abgelöst wurden.
Sie verschwanden aber nicht vollständig. Noch heute zählen sie
zur Standardausrüstung eines Lebensretters.
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Zeitungen berichten über die
Ankunft der U.S. Lebensretter in Australien |
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Australische
Wellenreit-Clubs
In Kalifornien wurde 1928 die erste Meisterschaft im Wellenreiten veranstaltet.
Auf Hawaii waren Wettkämpfe seit Anbeginn ein Teil der lange zurückreichenden
Tradition. Auch Australien war Nordamerika in dieser Beziehung voraus,
obwohl ihre Veranstaltungen eine andere Bedeutung hatten. Immer wurden
sie in Verbindung mit Lebensrettung gesehen. Von 1919 bis 1950 wurde
sowohl in Australien als auch in Neuseeland das Wellenreiten von den
Lifeguards dominiert. Fast jeder Wellenreiter war aktives Mitglied eines
Lebensrettungs-Clubs. In Amerika gab es nur professionell arbeitende
Lebensretter. Das Wellenreiten diente einzig und allein dem Privatvergnügen.
Die Sly Brüder begannen noch vor dem Wellenreitboom die Lebensrettung
mit normalen Fischerbooten. Walter Biddell war der erste, der die Boote
für Rettungszwecke umgestaltete. Erst 1915 brachte Duke die Kunst des
Wellenreitens in ihr Land. Claude West war Australiens erster Wellenreitmeister
und oft mit seinem Wellenreitbrett zur Stelle, um Ertrinkende zu retten.
Obwohl die Wellenreit-Lebensretter-Gemeinschaft erst vor Rettungsaktionen
mit Boards warnte, wurden diese nach der Erfindung der Hollow Boards
zum gängigsten Hilfsmittel. Zwischen 1939 und 1940 zählte die Wellenreit-Lebensretter-Gemeinschaft
10.000 Mitglieder.
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Pete Peterson
mit einem Blake Board |
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Südkalifornische
Wellenreitmeisterschaften, 1928-41
1928, im Jahr des großen Börsenzusammenbruchs, wurde die erste Wellenreitmeisterschaft
in großem Rahmen ausgetragen. Eingeladen waren die größten der Großen
wie Duke Kahanamoku, Tom Blake, Gerrard und Art Vultee, Rusty Williams,
und viele mehr. Die Zuschauerbegeisterung war grenzenlos. Tom Blake stellte
hier erstmals sein Hollow Board vor, welches mit über 5 m länger und mit
ca. 60 kg größer, aber zugleich leichter war, als all die anderen. Sein
neuer Boardshape "Blakes Zigarre" wurde erst belächelt. Doch er gewann
spielend und holte sich die Trophäe. Die leichteren Blake-Style Bretter
lösten einen neuen Trend aus. Nach 1930 gelang es Blake mit 35 bis 50
kg noch leichtere Bretter herzustellen. Problematisch waren allerdings
noch die Steuerung sowie die Stabilität der Bretter, die immer noch vorne
und hinten ausbrachen und zudem sehr schwerfällig reagierten. Tom Blake
fand eine Lösung. 1934 fixierte er an einem Brett eine Finne. Diese machte
das Brett manövrierfähiger und gab gleichzeitig Stabilität. Nun konnte
man mittels Kantenbelastung, ohne den Fuß ins Wasser zu stecken, das Brett
steuern. Zur damaligen Zeit konnte man sich ein "Ultraleichtbrett" zu
einem Materialwert von $ 5 bauen.
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Pete und Whitey (Peterson und Lorrin
Harrison) |
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Florida, 1932-36
Gauldin Reed und Dudley und Bill Whitman waren 1932 die ersten Wellenreiter
in Florida; damals aber noch mit einer Art Bodyboard. Als John Smith
und Babe Braithwait aus Virginia Beach mit ihren 3,3m Redwood Brettern
auftauchten, sorgten sie für Staunen. Bill baute in Florida sogleich
das erste Brett nach hawaiianischem Vorbild aus Pinienholz. Sein Bruder
Dudley baute mit 14 Jahren, als erster in Florida, ein Hollow Board.
Er rundete allerdings die Ecken stärker ab, s o dass sie dem heutigen
Shape viel ähnlicher wurden. Zusammengehalten wurde das Brett durch
kleine Holzpflöcke, während alle anderen Nägel verwendeten.
Später wurden die Whitman-Brüder Mitglieder im Outrigger Canoe Club
und ließen sich ihre Unterwasserkamera patentieren.
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Bud Browne in Makaha Beach, 1962 |
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Bud Browne & Doc
Ball
Beide zählen zu den Pionieren, die das Wellenreiten auf Bildern oder Filmen
festgehalten haben. Schon 1935 publizierte der National Geographic ausgezeichnete
Aufnahmen von Wellenreitern in Waikiki, aufgenommen von "Doc" John Ball.
Er selbst publizierte 1946 erstmals eine Fotokollektion des Wellenreitens
und drehte als erster einen 16mm Film "California Surfriders". Mit einer
Kodak Autographic Kamera paddelte er aufs Meer und machte Nahaufnahmen.
Er war der Ansel Adams der Wellenreit-Fotografie. Sein Fotomaterial reicht
aus, um die Zeit ab ca. 1930 zu dokumentieren. Bud Browne vermarktete
seine "Hawaiian Surfing Movies" ab 1953.
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San Onofre, Kaliforniens Wellenreitmekka |
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San Onofre
Das Auto hatte seinen Vormarsch angetreten. Vielen Wellenreitern war
es jetzt möglich neue Strände zu erkunden. Zugleich war dies auch die
Ära der Big Bands. Die Kultband "The Beach Boys" begeisterte ihre Fans
mit dem Album "Surfin' Safari". Wellenreiter entdeckten neue Reviere,
tanzten begeistert zu Big Band Klängen und schliefen am Strand, jederzeit
bereit weiterzuziehen. San Onofre wurde das Wellenreitmekka Südkaliforniens.
Freitag und Samstag Nacht wurde gefeiert und getanzt; es wurden Drogen
genommen und viel getrunken. Doch kaum ging Sonntags die Sonne auf,
waren die Wellenreiter auf dem Wasser. Bill Muller sagte einmal: "Zu
unserer Zeit gab es nocht nichts Vergleichbares wie Wetsuites. Wenn
es richtig kalt war zogen wir wollene Navy Unterwäsche an. Wenn man
draußen auf dem Brett saß und es richtig kalt wurde, zog man das Oberteil
aus, drückte das Wasser raus und zog es wieder an. So wurde einem gleich
wieder warm. Fiel man allerdings ins Wasser meinte man ertrinken zu
müssen, da die vollgesogene Wolle sehr schwer wurde und in die Tiefe
zog. Bis zu einer Stunde konnte man so auf dem Wasser bleiben, kam dann
an Land und wärmte sich am Feuer wieder auf".
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Die "Hot Curl Crew" in
Makaha |
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"Hot Curl"
1934 waren John Kelly, Fran Heath und Wally Froiseth, nach mißratenen
Ritten in Brown´s Surf (gegenüber Diamond Head) auf die Idee gekommen,
die Tails Ihrer Bretter abzuschneiden. Das Ergebnis war unglaublich.
Es konnten einfache Turns gefahren werden, ohne dass das Brett unkontrolliert
rutschte. Es wurde "hot curl" genannt weil es radikaleres und schnelleres
Wellenreiten ermöglichte.
Wally Froiseth versuchte
Jahre später bei seinem Balsa/Redwood Tandem ein V in das Pintail
zu schneiden. Dieses Experiment war aber nicht zufriedenstellend,
da das Heck noch zu dick war. Es hatte zu viel Auftrieb und war dadurch
nur schwer zu steuern.
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Im nächsten
Teil:
"Stoked"
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