SURFWORLD Werne
Der Maßstab der 16 Hektar großen Anlage ist gewaltig. Das größere Becken, in der Zeichnung links, ist 250 Meter lang und 95 Meter breit. In einem Online-Bürgerforum wurden Planungsdetails vorgestellt.

Bürgerforum zum Bau des weltgrößten Surfparks in Werne

Win-Win für Wissenschaft, Surfer und Stadtentwicklung?

In der nordrhein-westfälischen Stadt Werne soll auf einem ehemaligen Zechengelände der größte Surfpark der Welt entstehen. Die Surf-Pools sollen in einer dualen Nutzung betrieben werden. Das Projekt will in den wärmeren Monaten Surferinnen und Surfern auf Knopfdruck die perfekte Wellen bieten. In den kälteren Monaten spielt laut Konzept eine Nutzung der Anlage für die maritime und hydrodynamische Forschung eine große Rolle.

Großprojekte können an vielen Gründen scheitern, deshalb gab es nicht nur Begeisterung sondern auch viel Skepsis gegenüber den enormen Planungsdimensionen. Der Bürgermeister der Stadt Werne nannte das Projekt im Bürgerforum "eine verrückt geniale Idee". Wie langwierig aber selbst gut geplante kleine Projekte sein können, zeigt das Projekt "Leinewelle" in Hannover, das wir auf DAILY DOSE seit 2013 redaktionell begleitet haben. Bei der Leinewelle hat es bis zum Baubeginn etwa acht Jahre gedauert.

Im Mai gab es zum SURFWRLD-Projekt in Werne ein Bürgerforum, denn es geht in dem Mammutprojekt um ein insgesamt 16 Hektar großes, seit etwa 40 Jahren brach liegendes Gebiet. Damit wird auch die Frage "Warum Werne ?" beantwortet. Die mit knapp 30.000 Einwohnern relativ kleine Stadt hat den nötigen Platz und liegt verkehrsgünstig in einer besonders dicht besiedelten Region (Ruhrgebiet).

In der Informationsveranstaltung stellten Wissenschaftler, Planer und Offizielle der Stadt Werne das Projekt vor. Die Stadt Werne erwartet sich durch das Projekt unter anderem eine hohe wirtschaftliche überregionale Strahlkraft. Kreis und Verwaltung zeigten sich in der Veranstaltung von dem Projekt überzeugt und setzen hier auch darauf, Gelder für das Projekt aus Strukturförderungsfonds zu bekommen. Bei diesem Projekt scheinen Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft an einem Strang zu ziehen.

surfwrld in werne
o.l., u.l. Das Areal der früheren Zeche ist seit 40 Jahren Industriebrache.
o.r. Erste Architekturplanung der SURFWRLD Gebäude.
u.r. Marktplatz der Stadt Werne. Bild: Vincent van Zeijst CC BY-SA 4.0, Link

Die surfrelevante Seite des Projektes soll neben zwei Wellenbecken und einer Rapid Surf Anlage (Stehende Welle) aus einer Surfschule, Verleih, Surf-Shop, Gastronomie (Fast Food bis gehobene Küche) und einer Tribüne bestehen. Zusätzlich hat die Anlage nach aktuellem Planungsstand mehrere Eventbereiche und einen Wohnmobilstellplatz. Insgesamt erwarten die Planer in der ersten Ausbaustufe mit einem Surfpool bis zu 200.000 Gäste bei 40.000 aktiven Surfern pro Jahr.

In den kalten Monaten soll sich das Nutzungsszenario in Richtung Wissenschaft verschieben. Hier soll eine Forschungseinrichtung zur Wellendynamik, in die unter anderem die RWTH Aachen involviert ist, Zugang zur Anlage erhalten. Prof. Dr. Holger Schüttrumpf von der RWTH Aachen nannte im Forum den Klimawandel als einen Grund für die steigende Wichtigkeit von wasserbaulichen Experimenten in großem Maßstab. Keine der momentan in Deutschland vorhandenen wissenschaftlichen Anlagen decken die gewünschten räumlichen Dimensionen ab, erklärte der Wissenschaftler. Konkret geht es unter anderem um den Küstenschutz.

Das Bürgerforum mit politischer und wissenschaftlicher Beteiligung hinterließ vor allem den Eindruck, dass das Projekt mehr ist als eine fixe Idee. Die Anlage scheint von vielen Seiten wirklich gewollt zu sein.

Link:
www.werne.de/de/wirtschaft/projekte/surfwrld/interaktives-buergerforum.php

16.06.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: SW GmbH & Co. KG