Surfhandschuhe

Welche Surfhandschuhe eignen sich für den frühen Start in die Saison?

Vier Handschuh-Varianten für Windsurfer im Vergleich. Wo liegen die Vor- und Nachteile?

Größter Knackpunkt dabei: die Hände. Während sich Körper, Kopf und Füße mit dickem Neopren gut isolieren lassen, muss man beim Schutz der Hände mit dem altbekannten Kompromiss leben: Wärme oder Grip.

Im Kern gibt es zwei Möglichkeiten:

Offene Fäustlinge
(+) direkter Kontakt zum Gabelbaum
(-) kaltes Wasser gelangt in den Handschuh

Geschlossene Handschuhe
(+) Wärmeisolation
(-) Material zwischen Handinnenfläche und Gabelbaum

Windsurfen mit Handschuhen
Im Winter geht es nicht ohne - Surfen mit Handschuhen ist Pflicht. Aber welches Modell?

Offene Fäustlinge eignen sich für die Übergangszeit
Der große Vorteil von offenen Fäustlingen ist, dass man den Gabelbaum ohne eine dazwischenliegende Materialschicht greifen kann. Die Handoberseite ist durch Neopren vor Windchill geschützt. Ermüdungsfreies Zugreifen wie im Sommer ist mit diesen Handschuhen möglich.

Limitierender Faktor ist hier die schnelle Auskühlung, denn die offene Bauweise schützt nicht vor Kälte. Bei jedem Sturz hat die Hand Kontakt mit kaltem Wasser und kühlt schnell aus. Gegen kalte Finger hilft hier nur regelmäßiges Aufwärmen am Strand. Offene Surfhandschuhe eignen sich deshalb nur für die Übergangszeit (Temperaturen >8°C), sind dann aber eine gute Wahl, da man den Fäustling zwischendurch von den Fingern abstreifen kann.

Offene Fäustline aus Neopren
Offene Fäustlinge - perfekter Grip, aber nichts für sehr kalte Temperaturen

Bei geschlossenen Handschuhen kommt es auf die Bauform an. Die vier Vorgaben lauten:
(1) wasserdicht (kein direkter Kontakt der Hand mit Wasser)
(2) Wärmeisolation (gegen Auskühlung bei kalten Temperaturen)
(3) flexibles Material (verhindert Ermüdung beim Krümmen der Finger)
(4) dünnes & stabiles Material mit hoher Griffigkeit auf der Handinnenseite (Verhindert die Ermüdung der Unterarme beim Zugreifen)

Erstaunlich ist, dass es bisher kein Hersteller geschafft hat, den wirklich perfekten Winterhandschuh zu konstruieren. Wasserdicht, warm und flexibel funktioniert bei vielen unterschiedlichen Modellen. Aber in Kombination mit Punkt (4) gibt es keine 100%ig funktionierende Lösung.

Schauen wir aber kurz auf den Einsatzbereich. Geradeausfahrten im Trapez und Halsen zum Richtungswechsel stellen kaum Anforderungen an einen Winterhandschuh (im Bezug auf Punkt 4). Hier ist man mit vielen Modellen gut bedient.

Küchenhandschuh vs. Windsurfhandschuh
Vier Varianten im Vergleich

Wer zur kalten Jahreszeit viel Griffarbeit leistet, also z.B. in der Welle fährt, Freestylen geht oder Manöver übt, der benötigt eine Konstruktion, die die Muskulatur nicht ermüdet. Neopren auf der Handinnenseite ist da die denkbar schlechteste Lösung, denn beim Greifen muss die Hand den Widerstand des flexiblen Material für einen festen Griff überwinden. Da hilft auch eine rutschfeste Beschichtung nicht viel, denn der zu überwindende Widerstand beim Schließen der Hand ist das entscheidende Kriterium.

Viele Hersteller haben unterschiedliche Modelle im Programm, die der idealen Lösung nahe kommen.

Ein geschlossener Fingerhandschuh mit vorgekrümmten Fingern (wie hier von GUNSAILS) ist bei Konstruktion mit verklebten Blindstichnähten nahezu wasserdicht. Wasser gelangt nur bei einem Sturz in den Handschuh, wenn dieses dabei in den Neoprenärmel schießt und über den kurzen Bund eindringt. Die Vorkrümmung reduziert effektiv den Widerstand beim Schließen der Hand. Bei Sessions mit viel Griffarbeit merkt man aber immer noch das Neoprenmaterial der Handinnenfläche, trotz guter Wärmeisolation ermüdet dann die Muskulatur.

Surfhandschhmodelle im Vergleich
Die Modelle von GUNSAILS und Prolimit im Vergleich mit der Küchenhandschuh-Variante

Dieser Effekt wird deutlich reduziert, wenn die Handinnenfläche aus dünnem und nicht elastischen Material besteht, wie es Prolimit in seinen vorgekrümmten Fäustlingen einsetzt. Die Vorkrümmung und der relativ direkte Kontakt zur Gabel machen hier ein ermüdungsfreies Greifen möglich.

Das Neoprenmaterial des Fäustlings ist zwar blindstichvernäht und verklebt, trotzdem gelangt Wasser in den Handschuh. Und zwar nicht über den Bund, der zusätzlich durch ein elastisches Klettband abgedichtet wird, sondern über die nicht abgedichteten Nähte, mit denen das Pad der Handinnenseite eingenäht ist. Und so steht hier schnell immer etwas Wasser im Handschuh, dass sich aber schnell erwärmt. Unterm Strich ist dies der beste bisher getestete Serienhandschuh.

Windsurfen im Winter - ohne Handschuhe geht das nicht
Sicher beim Zupacken und Surfen ohne lahme Unterarme - aber leider auffällig gelb

Aber es geht besser. Zwar mit deutlichen Abstrichen in Punkto Anziehkomfort, Langlebigkeit und Design, aber bisher unschlagbar bei Beweglichkeit und Griff. Die Kombination aus sehr flexiblem Unterhandschuh (Arbeits- oder MTB-Handschuh) und wasserdichtem Küchenhandschuh ist wasserdicht, warm, flexibel und dünn. Das Zwiebelschichtprinzip sorgt trotz der beiden dünnen Lagen für eine gute Wärmeisolation. Der lange Bund der Küchenhandschuhe bildet eine große Überlappung mit dem Neoprenärmel und schütz so relativ gut vor eindringendem Wasser. Beim Anziehen muss der Ärmel des Neoprenanzugs allerdings sehr weit hochgerollt werden, um eine saubere Überlappung zu erreichen.

Idealer Spülhandschuh ist 'Der Griffige' von Vileda, da dessen Oberfläche eine extrem rutschfeste Struktur besitzt (andere Spülhandschuhmodelle waren im Test deutlich schlechter). Wichtig ist die ausreichende Größe des Küchenhandschuhs, dieser darf beim Überziehen über den Unterhandschuh die Hand nicht einengen. Gelb ist leider die Farbe der Wahl und die Lebensdauer des Spülhandschuhs auf ca. 3 Surftage begrenzt, wer aber den ultimativen Grip sucht, kommt nicht an dieser warmen und wasserdichten Kombination vorbei.

Mehr zum Thema Handschuhe für den Wintereinsatz findet ihr in diesem Artikel.

03.03.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall