Yulex / Patagonia
Patagonia hat in Zusammenarbeit mit Yulex eine Neoprenvariante aus Naturkautschuk entwickelt. Fotos: T. Davies

Neoprenanzüge aus Müll und Naturstoffen

Aus Naturkautschuk, Autoreifen, Fischernetzen, Muschelschalen und wasserbasiertem Kleber entstehen neue Neos.

Herkömmliches Neopren wird aus dem Erdölderivat Buthadien hergestellt. Das Rezept für das aufgeschäumte Isolationsmaterial wurde in den 1930iger Jahren vom Chemieriesen Dupont erfunden. Heute wird diese Rezeptur immer mehr hinterfragt, da klassisches Neopren wenig nachhaltig ist. Mittlerweile bieten mehrere Firmen moderne Alternativen an, um umweltfreundlichere Produkte herstellen zu können. Dabei gibt es verschiedene Ansätze.

Das US-Unternehmen Patagonia setzt auf nachwachsende Rohstoffe: Hier wird der Isolationsschaum in einer Kooperation mit der im Jahr 2000 gegründeten Firma Yulex aus etwa 85 % Naturkautschuk und 15 % synthetischem Kautschuk hergestellt. Bei der Produktion sollen laut Hersteller 80 % weniger CO2 anfallen, da die Kautschukbäume selbst CO2 wandeln bzw. binden. Der Hersteller sieht sich allerdings in der Verantwortung nur den Kautschuk von Plantagen zu nutzen, für den kein Regenwald abgeholzt wurde. Die Anzüge sind wegen des nachhaltigen Anbaus FSC® zertifiziert und tragen ein Fair Trade Siegel.

Das Material von Yulex wird jetzt auch von anderen Marken wie zum Beispiel Billabong, Srface aus den Niederlanden oder needessentialseu.com mit Sitz in Gibraltar verwendet. Starboard nutzt Yulex zum Beispiel in Fußschlaufen und Leashs.

Picture Organic Clothing Wetsuit
Äußerlich sieht man dem Anzug seine Herkunft nicht an. Picture Organic Clothing setzt auf recycelte Autoreifen und Fischernetze. Foto (Reifen): David Edelstein / unsplash

Picture Organic Clothing setzt auf Recycling und nutzt in den Anzügen EicoPrene. Das Material wird aus recycelten Autoreifen sowie Kalk aus Austernschalen gewonnen. Die Kaschierung besteht aus recyceltem Polyamid. Ein Kleber auf Wasserbasis verbindet die einzelnen Neoprenpanels auf Stoß. Für jeden Anzug gibt die französische Firma detailliert an, welches Recyclingmaterial in welchem Anteil verwendet wurde. Einen Haken hat EicoPrene allerdings: Der Energieaufwand für das Recycling der Reifen ist höher als der für die Herstellung von herkömmlichem Neopren.

Die französische Firma SOÖRUZ geht einen ähnlichen Weg. Hier wird der Isolationsschaum aus Naturkautschuk in Kombination mit Austernschalen, Zuckerrohrabfällen und Pflanzenöl gewonnen. Das Pflanzenöl stammt nicht aus der Nahrungsmittelproduktion und ist laut Hersteller zu 60% Bio-zertifiziert.

Bei der Suche nach einem umweltfreundlichen Neo sollte man in den Herstellerangaben genau hinsehen. Nicht alle Anzüge aller vorgestellten Marken sind umweltfreundlich hergestellt. Erst der Blick in die technischen Details des spezifischen Anzugs offenbart dies.

Artikel zu den Gefahren der Neoprenherstellung (Krebsrisiko): www.dailydose.de/story-krebsrisiko-bei-neoprenherstellung-us-justizministerium-klage-20230307.htm

11.05.2022 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns