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Vor gut drei Jahren stand
Yolanda Freites de Brendt, kurz Yoli de Brendt, noch in einer
venezuelanischen Bank und beriet Großkunden, bevor sie zum
ersten Mal seit ihrer Kindheit den Strand von El Yaque besuchte
und Jungs wie Ricardo Campello und Remko de Weerd auf dem Wasser
wirbeln sah. Dieser Tag sollte ihr Leben schlagartig ändern.
Immer mehr Zeit verbrachte sie in El Yaque, mit einem Ziel, es
ihren männlichen Vorbildern gleich zu tun.
Sie kaufte sich am CNS Windsurfcenter altes, ausgemustertes Windsurfequipment
und begann das Boebachtete selbst zu erlernen, mit einem großen
Handicap: Sie konnte nicht schwimmen. So lernte sie zuerst den
Wasserstart und verließ in den ersten beiden Windsurfjahren
den großen Stehbereich nie. Das ist wahrscheinlich auch
einer der Gründe, weshalb sie unglaublich viele Gleit- und
Segelmanöver in kürzester Zeit erlernte. Ein weiterer
Grund ist ihr absoluter Ehrgeiz. Schon vor ihrer Windsurfkarriere
konnte man sich davon überzeugen, als sie bei einem Überlebensmarathon
auf der Wüsteninsel Cubagua als Zweitplatzierte gesund ins
Ziel kam. |
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Ansporn für ihren
aktuellen Ehrgeiz ist der Freestyle Worldcup der Frauen. Allerdings
misst sie sich auf dem Wasser in El Yaque nur mit den Jungs
und möchte dort nicht hinten anstehen, auch wenn das in
Trainingsessions mit Gollito Estredo, Cheo Diaz, Ricardo Campello
und co. nicht wirklich aussichtsreich erscheint.
Angetan von ihrem Talent, Ehrgeiz und wohl auch von ihrer immer
freundlichen und positiven Art, wurde sie dann im Mai 2004 beim
Surffestival am Gardasee ins internationale Team von Fanatic
aufgenommen und reichlich Unterstützung von North Sails
war ihr von nun an auch sicher. Als Gegenleistung nahm sie,
ein Jahr früher als geplant, an ihrem ersten Contest Teil.
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Es war gleich der PWA
Freestyle Worldcup auf Fuerteventura, in dem sie sich der vielfachen
Weltmeisterin Karin Jaggi in ihrem ersten Heat des Lebens gegenüber
sah. Meganervös brachte sie keinen einzigen vernünftigen
Move zustande, aber schon ab der Loosersround der Doubleelimination
sollte sich das ändern. Yoli gewann einen Heat nach dem
anderen in beiden Doubleeliminations, und konnte so den Contest,
mit Switchstance Sprüngen und sauberen Airjibes, als fünfte
overall abschließen.
Ein Riesenerfolg gleich beim ersten Worldcup. Der Job in der
Bank wurde gekündigt, um sich nur noch dem Windsurfen zu
widmen. Es sollte noch effektiver trainiert werden, und das
nicht nur auf dem Wasser. Leider spielte der Wind nicht ganz
mit und eine Handgelenksverletzung warf sie zudem etwas aus
der Bahn, aber rechtzeitig zur PWA Saison 2005 war sie wieder
fit.
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Als erstes stand Bonaire
auf dem Programm, gemeinsam mit El Yaque das Freestyle Paradies
schlechthin. Leider ließ der Windgott genau während
der Worldcupwoche die Organisatoren und Windsurfer im Stich
und so musste sie ohne Ergebnis und ohne weitere Erfahrungen
wieder zurück auf die Isla Margarita.
Es war klar das die nächsten Events wesentlich schwieriger
werden würden, mit Pozo auf Gran Canaria als einem der
extremsten Spots weltweit und Lanzarote, das im Vorjahr ebenfalls
mit mächtigen Wellen aufwartete.
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Pozo kam wie erwartet,
mit Welle und mächtig viel Wind, Bedingungen, die von allen
Fahrern alles abverlangten. Als Flachwasser Freestylerin musste
sich Yoli gehörig durchbeißen und kam so in der Welle
auf den neunten Platz und im Freestyle wurde sie siebte. Für
ihren ersten Pozo Event sollte das eigentlich zufrieden stellend
sein, aber wer sie kennt, weiß das sie diese Platzierungen
alles andere als zufrieden stellen.
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Lanzarote war das nächste
Ziel, hier sollte das Ergebnis verbessert werden und so liefen
die ersten Tage auch gut an, bis eine Grippe sie zu sehr schwächte
und keine vernünftige Performance auf dem Wasser mehr zuließ.
Immerhin reichte es noch zu einem achten Platz in der Freestyle
Jahreswertung.
Für die ehrgeizige Yoli heißt das aber, noch mehr trainieren
um endlich auf noch bessere Plätze vorzustoßen. Klar
dass ihr auch dabei das Lächeln nicht vergehen wird - und
schwimmen hat sie mittlerweile auch gelernt. |
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