Pio Marasco

Pio Marasco

Für Pio Marasco macht eine gute Finne 50% der Fahreigenschaften eines Boards aus. Der gebürtige Italiener leitet den Finnenhersteller Maui Fin Company und erzählt im Interview wie er als 18-jähriger seinen Traum verwirklichte.

Wo kommst du her und was war dein erster Kontakt mit Wassersport?
Ich komme aus Neapel und bin mit 18, also 1989 nach Hawaii gekommen. Mit Windsurfen bin ich schon als kleines Kind in Kontakt gekommen und habe davon geträumt eines Tages nach Hawaii zu ziehen. Ich bin also meinem Traum gefolgt und bin ziemlich froh, dass ich das gemacht habe. Jetzt bin ich seit fast 27 Jahren hier.

Wann hast du angefangen, dich für Finnenbau zu interessieren?
Einer meiner Freunde auf Maui hat Produkte von Maui Fin Company nach Italien importiert. Er hat mich dem Besitzer vorgestellt und dann habe ich angefangen mich zu informieren, zu lernen und fing an mich wirklich für Finnendesigns und Shapes zu interessieren. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Ich konnte meine Kreativität voll ausleben.

Maui Fin Company wurde 1986 gegründet, ich habe die Jungs 1989 kennengelernt und bekam 1993 mein Arbeitsvisum und stieg mit 50% in die Firma ein. Das Business Visum war eine Notwendigkeit und wenn du es korrekt anstellst, dann funktioniert das Arbeiten hier auch. Es war gar nicht so schwer es zu bekommen, aber du misst dich an die Regeln halten.

Ich habe angefangen mit Josh Stone, Jason Polakow und den besten Windsurfern und Wellenreitern zu arbeiten. Maui ist das perfekte Hauptquartier. Du kannst fast jeden Tag aufs Wasser und kannst deine Ideen schnell umsetzen. Und wenn dein Büro hier ist, kannst du selbst jeden Tag entspannen und den Ozean genießen.

Pio Marasco

Wie ging es weiter?
Die Firma entwickelte sich unglaublich weiter, nachdem ich eingestiegen bin. Ganz am Anfang waren wir 1991 die ersten mit einer CNC Maschine, wir stellten Finnen für Fahrer wie Björn Dunkerbeck, Anders Bringdal, Robby Seeger her. Ich fühlte mich wie ein Kind im Süßwarenladen. Während dieser Zeit stellten wir 50 bis 70 Finnen pro Tag her, in einer Kombination aus CNC Fräse und Handarbeit.

1996 begannen wir für Fanatic zu arbeiten und viele andere Marken wie Mistral und RRD folgten. Das war die Zeit, als wir die Produktion teilweise nach Thailand auslagerten, weil wir den Bedarf nicht mehr über die Firma auf Maui decken konnten. 2001 entwickelten wir eine Prepreg Technik und von 2001 bis 2006 stellten wir Finnen für einen der größten Hersteller von Wellenreitboards her. - Ich bin mir nicht sicher wie viele Finnen wir heute herstellen ;-) aber es ist definitiv eine Zahl mit 5 Nullen. 2017 haben wir auch ein Büro in Europa, das sich um den europäischen Markt kümmert.

Wie gehst du ein Design an?
Ich denke darüber nach und dann stellen wir einen Prototypen her und testen direkt anschließend. Meiner Ansicht nach gibt es zwei Typen von Finnendesigns: 1. Designs für ganz bestimmte Bedingungen für einen spezifischen Fahrer 2. Designs für die breite Masse, die mit vielen Boards und unterschiedlichsten Bedingungen funtkionieren müssen.

Die erste Variante ist sehr direkt und wir arbeiten dazu mit Athleten wie Kai Lenny, Levi Siver oder Victor Fernandez. Das ist sehr unkompliziert aber sehr spezifisch und technisch. Wir bekommen erstzunehmendes Feedback von den Fahrern, die genau wissen was sie wollen. Wir stellen Prototypen her und nähern uns Stück für Stück dem bestmöglichen Resultat. Es ist aber auch eine nie endende Entwicklung. Im Wave Freestyle und Racing schaffen es dann einige der Finnen in die Serienproduktion

Beim Freeride und Freewave ist das ganz anders. Das ist viel schwieriger. Wir probieren verschiedene Profile, gleichzeitig sollen die Finnen schneller werden, früher angleiten, besser Höhe laufen und leicht zu beherrschen sein. Diese Finnen müssen dann auch noch mit unterschiedlichsten Boards funktionieren und das ist eine große Herausforderung. Aber das ist auch gleichzeitig das, was den Spaß ausmacht. Ohne die Herausforderung wären wir nicht hier. Wir machen also alle Prototypen auf Maui und dann geben wir die Shapes und Technologie zur Produktion frei.

Pio Marasco

Was ist der Unterschied zwischen MFC und anderen Marken?
Es gibt sehr viele Unterschiede, aber das merken die meisten Surfer nicht. Oft ist es „nur eine Finne“, die du mit vollem Speed in den Sand fährst. Aber Finnen machen 50% der Performance eines Boards aus, das ist wie die Reifen eines Rennautos. Mit einer schlechten Finne fährt ein Board nicht gut. So einfach ist das.

Viele neue Finnenfirmen tauchen in letzter Zeit auf dem Markt auf und das hat mit der Verfügbarkeit von 3D Programmen, Auftragsproduzenten in China und dem Onlinemarkt zu tun.

Für uns war der Start ganz anders. Wir haben mit der Flex angefangen und uns richtig dreckig gemacht. Es war reine Handarbeit. Der Hauptunterschied für uns ist unsere Entwicklungsarbeit, die Material Entwicklung und die Athleten mit denen wir arbeiten. Wir arbeiten ständig an neuen Herstellungsverfahren. G10 eignet sich zwar für schnelle Prototypenherstellung aber du kannst die Torsion und den Flex nicht unabhängig von der Materialstärke einstellen. Mit einer in der Form laminierten Finne kannst Du über bestimmte Materiallayer Torsion, Flex und Gewicht genau einstellen. Wir probieren ständig neue Harze aus, da jedes Harz verschiedene Eigenschaften hat, wir setzen verschiedene Fasern genau nach Anforderung ein. Wir testen hier auf dem Wasser und in Thailand wird die Haltbarkeit und geprüft. Wir schauen da unter anderem, wie lange die Finne in der Lage ist, nach Belastung wieder in die ursprüngliche Form zurückzufedern.

Pio Marasco

Wo siehst du Verbesserungen im Finnendesign?
Boards ändern sich ständig und da die Finnen fundamental für die maximale Performance ist, muss sie sich ebenfalls ändern Es gibt so viel Arbeit an den Multifin Setups. Und Slalom und Freeride, und Konstruktiontechnologien wollen verbessert werden… Es gibt viele interessante Projekte, von den wir in Zukunft hören werden, im Wellenreiten probieren wir viele Sachen, über die wir noch nicht reden können. Und das neue Hydrofoil Projekt mit Kai Lenny ist ein sehr herausforderndes Projekt für uns. Windsurf Hydrofoils, verschiedene Materialien und Shapes für unsere Windsurfing, Surfing und SUP Finnen halten uns ziemlich auf Trab.

20.02.2017 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Privat / MFC