Der Profi Windsurfer Flo Jung protestiert gegen Shearwater GeoServices und Shell vor Südafrika
Der Profi-Windsurfer Flo Jung protestiert gegen Shearwater GeoServices und Shell vor Südafrika

Flo Jung protestiert gegen schädliche Öl- und Gas-Exploration

Vor Südafrika sollen über Monate seismische Messungen durchgeführt werden. Umweltschützer befürchten starke Eingriffe in die Natur.

Wer in den letzten Tagen die "Bilder des Tages" auf tagesschau.de angesehen hat, konnte einen Stand-Up-Paddler sehen, der vor einem riesigen Schiff die Arme hebt. Bei dem Stand-Up-Paddler handelt es sich um den Profi-Windsurfer Florian Jung aus Saarbrücken. Das Schiff gehört Shearwater GeoServices und ist laut südafrikanischen Medienberichten im Auftrag von Shell unterwegs.

Flo setzt sich seit Jahren für den Schutz der Meere ein. Als Umweltschutzaktivist, will er auf die zukünftige Exploration von Öl- und Gasvorkommen durch Shearwater GeoServices in südafrikanischen Gewässern aufmerksam machen.

Flo erklärt: "Ich wollte etwas bewegen und habe mir mit meinen Sohn einen Fisch gebastelt und mir den auf den Rücken geschnallt und bin morgen um sechs Uhr auf Meer rausgefahren und habe das Schiff vor der Hafeneinfahrt 'Willkommen' geheißen, um auf die Ausmaße dieses Test aufmerksam zu machen. Im Ganzen Land gab es Demonstrationen und vor allem viele Surfer sind hier geschlossen auf die Strasse gegangen."

Um was geht es?
Die Proteste richten sich gegen die Exploration des Meeresgrundes. Shearwater GeoServices ist eine Firma, die im Kundenauftrag ein dreidimensionales Bild des Meeresgrundes erzeugen kann. Um dabei auch tiefere Schichten darstellen zu können, wird flapsig ausgedrückt jede Menge Lärm gemacht und das Echo gemessen. Airguns erzeugen dabei über Monate alle 10 bis 12 Sekunden Schallwellen, die sich unter Wasser wie Explosionen anhören. Diese Maximalbeschallung findet bei solchen Explorationen normalerweise 24 Stunden am Tag statt.

Der Profi Windsurfer Flo Jung protestiert gegen Shearwater und Shell vor Südafrika
Flo Jung

Shearwater GeoServices spricht selbst von einem "major 3D seismic exploration project", das auf vier Monate Dauer angelegt ist und bei dem eine Fläche von 6000 Quadratkilometern vermessen werden soll. Zum Vergleich: Das Saarland hat eine Fläche von 2571 Quadratkilometern.

Die Aktivisten erläutern, dass die Messungen über 200 Dezibel laut sind. Dass das besonders für Meeressäuger, die auf Schall zur Kommunikation und Ortung angewiesen sind, schädlich ist, kann man sich leicht vorstellen. Ein Düsenflugzeug wird mit etwa 120 dB gemessen, eine Ohrfeige direkt auf Ohr ist etwa 160 dB laut. Allerdings sind Dezibel im Wasser und Dezibel in der Luft nicht gut vergleichbar. Ein Blauwal erreicht laut der US-Behörde NOAA 165 dB, ein Supertanker 190 dB. An Land entspricht das Geräusch des Supertankers laut NOAA 128 dB. Beachten sollte man bei der Beurteilung der Lärmbelastung auch, dass Schall im Wasser mit etwa 1500 m/s sehr schnell unterwegs ist. In der Luft sind es nur 343 m/s. Tiefe Töne breiten sich im Wasser über sehr große Bereiche aus. Geräusche sind viele Kilometer weit zu hören. Die Umweltschützer führen an, dass die Schallwellen auch zu direkten Schäden führen können.

Die Schäden schlagen sich auch in den Fangmengen der Fischer nieder. Das "Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences" berichtet, dass die Fisch-Fangquoten auf einer Fläche von mehreren tausend Quadratkilometern im Umkreis von seismischen Messungen um 40 bis 80 % sinkt.

Ab dem 1. Dezember sollen die seismischen Messungen zwischen Morgan's Bay und Port St. Johns vor der Wild Coast durchgeführt werden.

24.11.2021 © DAILY DOSE  |  Text: Christian Tillmanns  |  Fotos/Grafiken: Nic/Oceancollective