Backside 360

Backside 360

Coole Rotation beim Wellenritt

Dany Bruch zeigt uns den Backside 360. Dieser Move lässt sich beim Abreiten einer Welle nach Luv ins Weißwasser zirkeln. Wer den Shaka schon beherrscht hat ein leichtes Spiel mit der 360-Grad-Rotation in der Brandung. Zumindest Backside Cutbacks, bessern noch Backside Aerials, sollte man beherrschen. Aber auch ohne dieses Fahrkönnen könnt ihr euch an den Move herantasten.

Perfekt zum Lernen sind die Bedingungen, die an europäischen Brandungsspots vorherrschen: schrägauflandiger Wind. In unseren Bildern und Videos haben wir die Ansicht gespiegelt, damit ihr den Bewegungsablauf für beide Seiten genau nachvollziehen könnt. Zuerst aber ein Blick auf zwei Vorübungen, die ein Gefühl für die Riggsteuerung vermitteln.

Vorübung Nr. 1
Rigg ohne Board bei leichtem Wind auf eine Wiese stellen. Anluven und Mast durch den Wind führen, so dass das Rigg back steht. Versucht das Segel in dieser Stellung länger zu halten: Mast zum Wind neigen und Schothorn nach Lee öffnen reduziert den Druck im Segel - es fällt nach Luv. Schothorn in den Wind drücken - das Rigg richtet sich auf. Dann die 360-Grad-Drehung beenden: die Masthand führt den Mast schräg vom Körper Weg nach Luv. Jetzt gleichzeitig das Schothorn mit der Segelhand kräftig in den Wind drücken und die Masthand zum Körper heranziehen - das Schothorn schwingt durch den Wind. Diese Drehung macht ihr einfach mit, in einem kleinen Sprung wechselt ihr die Standposition um den Mast herum.

Der Backside 360 bei Wind von rechts

Vorübung Nr. 2
Jetzt wird das ganze aufs Wasser verlagert. Zum Üben sind voluminöse Boards und kleine Segel bei leichtem Wind ideal, es funktioniert aber auch bei Gleitwind mit kleinen Waveboards. Anluven, Segel back drücken, backstehend in Lee surfen, dabei abfallen und das Segel über das Schothorn wieder von der richtigen Seite anströmen lassen. Druck aufs Heck dirigiert das Board wieder in die alte Fahrtrichtung. Dieser Upwind 360 wird auch Donut genannt.

Jetzt geht's an die Umsetzung in der Brandung. Das Weißwasser einer gerade gebrochenen Welle ist ideal zum Üben. Stellt euch zunächst vor ihr wollt eine schnelle Wende in die Welle hinein fahren. Rigg nach hinten und Luvkante impulsartig belasten - so leitet ihr einerseits den Turn ein, hebt gleichzeitig aber auch die Boardnase kräftig an, um gegen das brodelnde Weißwasser die Welle hinauf zu schießen. Dabei wird der Körper nach vorne über das nun relativ flach geneigte Rigg bewegt.

Wie dynamisch ihr diese Bewegung ausführt ist entscheidend für den Erfolg des Moves. Ein langsamer Turn gegen die Wellen wird nicht ausreichen, um auf das Weißwasser zu gelangen. Wer den Absprung wie bei einen Backside Aerial oder Shaka schafft, hat gute Karten die Drehung zu beenden.

Ist das Weißwasser sehr hoch und kräftig oder die Welle erst kurz vorm Brechen, dann muss die Einleitung zwangsläufig als Sprung erfolgen.

Der Backside 360 bei Wind von links

Dany schießt aufs Weißwasser, hält das Segel sehr flach gegen den Wind (es wird nur leicht von unten angeströmt) und bringt seinen Körperschwerpunkt über das Board. In dieser Phase wird die Boarddrehung von der Welle unterstützt, die gegen die Fahrtrichtung läuft. Dosierte Fußsteuerung bring die Boardnase durch den Wind, bis zu diesem Zeitpunkt hält man das Segel sehr neutral - aber immer mit genügend Druck von unten.

Die 180-Grad-Drehung des Boards ist fast geschafft. Die Füße müssen jetzt die wellenzugewandte Seite des Boards belasten, das Segel wird mit der Masthand nach vorne gezogen und backgehalten. Der Segeldruck ist in diesem Moment gering, da man sich mit der laufenden Welle vom Wind weg bewegt. Diesen Moment nutzt man, um das Schothorn durch den Wind zu schwingen, der dabei entstehende Segeldruck wird über Körperspannung auf das Heck das Boards übertragen, es rutsch im Weißwasser durch den Wind.

Diese Rotation fängt man ab, indem das Rigg nach vorne in Richtung Bug gedrückt wird. Der Segeldruck bremst die Drehung und stabilisiert den neuen Kurs. Geschafft.

Die entscheidenden Tipps von Dany Bruch: "Timing ist beim Backside 360 sehr wichtig. Vor der Welle gibt es oft kabbelige Stellen, die sich gut für einen Absprung eigenen. Versucht dort einen Backside Aerial anzusetzen, der euch auf die Wellen bringt, und verlagert euer Gewicht dann nach vorne über das Material. Auf der Welle hilft euch der Druck des Segels, um die Rotation zu beenden."

02.07.2012 © DAILY DOSE  |  Text: Jürgen Schall  |  Fotos/Grafiken: Jürgen Schall