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Lüderitz Speed - Namibia 2018
Rekordjäger im Kanal

Lüderitz Speed Challenge 2018

Das Rezept für die Lüderitz Speed Challenge klingt simpel. Man nehme einen äußerst windsicheren Ort, baggere eine Rinne im richtigen Winkel zum Wind und lasse darin die Crème de la Crème der windgetriebenen Wassersportler antreten.

Was nach Poolurlaub für Wassersportler klingt, birgt bei genauem Hinsehen ein gewisses Ausmaß an Wahnsinn. Der Run ist zwar schmal, aber über 500 Meter lang. Der Boden musste für den künstlichen Kanal um zigtausend Kubikmeter Aushub erleichtert werden.

Dazu gesellt sich das Ambiente einer Schmirgelpapierabteilung. Der Sand ist überall und der Wind sorgt dafür, dass die Körner garantiert auch dort hinkommen, wo sie nicht sein sollen. Würden Semmelbrösel anstelle des Sandes durch die Gegend fliegen, könnte man dort den Weltverbrauch an Wiener Schnitzeln in wenigen Stunden panieren. Garantiert.
Lüderitz Speed - Namibia 2018
Vorbereitungen zum Speedrun
Trotzdem reizt der Ort die Spezies der Speedsurfer durch seine inneren Werte, nämlich extrem flaches Wasser in Kombination mit nur maulwurfzahnhoher Welle, plus höllisch viel Wind: Die Windsurfer flutschen die Rinne runter wie Zäpfchen mit Atomantrieb. Und das sieht für nicht dem Wassersport verbundene Mitbürger eher nach vom Lemming abgeschauten Suizidversuch aus.

Einer nach dem anderen fluppt mit Spitzengeschwindigkeiten um 100 km/h bei geringer Wassertiefe und in Schleudersturzentfernung zum Ufer auf das Ende der Strecke zu. Zum großen Erstaunen vieler gelingt dann aber (meist) in einem eleganten Schlenker die Vollbremsung und schon kommt ein PickUp Truck, holt die wunderbar lebensfrohen Lemminge ab und die Sause geht nach kurzen Autotransport von neuem los.
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Lüderitz Speed - Namibia 2018
Mehr als 100 km/h Spitze wurde gemessen
Über all dem wacht der WSSRC Comissioner Michael Ellison. Als Gesandter des World Speed Sailing Record Council (WSSRC) stellt er sicher, dass die Zeitmessung stimmt und der richtige Fahrer die richtige Wertung bekommt. Der Herr der Zeiten ist ein Brite durch und durch. Die Augen leicht zusammengekniffen, steht, sitzt und starrt er sich stoisch durch sein Leben als Commissioner.

Über ein Jahr hat er zusammengerechnet alleine bei Events auf Fuerteventura im Wind gestanden. Nur hin und wieder kommmt Abwechslung in seinen Job: Dann gibt es entweder einen Weltrekord (selten) oder er misst die Strömung (häufiger). Gerne wirft er dazu eine Orange ins kühle Nass und schaut ihr nachdenklich nach. Michael macht den Job schon immer, hundert Jahre mindestens. Egal wo ein Rekordversuch gestartet wird, irgendwo an der Strecke wird man die hagere Gestalt des Briten im Dunst erblicken können. Viele sind sich sicher, dass das auch immer so bleiben wird.
Lüderitz Speed - Namibia 2018
Sehmänner: Björn Dunkerbeck (mitte) - WSSRC Comissioner Michael Ellison (rechts)
2018 konnte Ellison keine neuen Weltrekorde notieren, auch wenn zwischenzeitlich die Finnen mit mehr als 100 km/h durchs Wasser pflügten. Zehn nationale Rekorde wurden aber aufgestellt. Gunnar Asmussen loggte hinter Hans Kreisel aus den Niederlanden mit 96,14 km/h im Durchschnitt den zweiten Platz der Veranstaltung ein und ist jetzt schnellster Deutscher auf dem Windsurfboard. Andy Laufer kam auf Platz fünf.

Sonstige nationale Rekorde:
Pep Bonnet (ESP) 93,49 km/h
Steve Allen (AUS) 93 km/h
Oisin van Gelderen (IRE) 88,84 km/h
Morten Knutsen (NOR) 80,56 km/h
Pierre Pilon (CAN) 61,69 km/h
Miriam Rasmussen (NOR) 79,73 km/h
Karo van Tonder (RSA) 76,39 km/h
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Der Kanal ist schmal und flach
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Der PickUp Truck macht seinem Namen Ehre
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Asmussen und Laufer am Start