Mistral One-Design WM Cesme 2004 |
Olympiaqualifikation für Toni Wilhelm
Bei der Mistral
One-Design Weltmeisterschaft im türkischen Cesme überraschte der
deutsche Youngster Toni Wilhelm (GER-319) vom WSC Überlingen nicht
nur Bundestrainer Diederik Bakker, sondern auch die gesamte Surfelite,
die im olympischen
Jahr angetreten
war, um sich die letzten Tickets für Athen zu sichern.
Mit einer
sauberen und konstanten Leistung (Plätze: 10,3,5,8,4,6,10,11,6)
ersurfte sich Wilhelm insgesamt den 8. Platz und erfüllte damit
die Qualifikationskriterien des Nationalen Olympischen Komitees
(NOK) für Deutschland.
International
war Toni Wilhem erstmalig mir dem 2. Platz bei Eurolymp-Regatta
im olympischen One-Design am Gardasee Ende März 2004, also kurz
vor den WM, in Erscheinung getreten. Daher räumte sich der 21-jährige
Toni Wilhelm im Vorfeld der Weltmeisterschaft wenig Chancen gegenüber
dem starken Feld und dem ehemaligen deutschen Olympioniken von
Sydney 2000 Alexander Baronjan (GER-7) ein, zumal
er eigentlich
seine erste ernsthafte Olympiakampagne für 2008 in Peking angesetzt
hatte.
Es kam jedoch alles anders, denn bereits zur Halbzeit hatte
Wilhelm eine tadellose Leistung auf dem Wasser geboten und platzierte
sich in der Goldgruppe unter den Top Ten, hingegen der amtierende
Deutsche Meister Baronjan die Vorrunde verpatzte und somit in der
Silbergruppe nicht mehr in den Kampf um das Olympiaticket eingreifen
konnte.
Beinahe wäre es noch zu einer innerdeutschen Ausscheidung
gekommen, da Moritz Martin (GER-5) mit seinem hervorragenden 14.
Platz das NOK-Kriterium (Top 12)
denkbar knapp verpasste.
Bei den Männern gewann der amtierende Europameister Julien
Bontemps (FRA-6) knapp vor dem 2003er Weltmeister Przemyslaw Miarczynski
(POL-126) und seinem Landsmann und Erzrivalen Nicolas Huguet (FRA-8). Huguet
hatte
die WM
bis
zur 9. Wettfahrt angeführt und konnte am letzten Renntag, aufgrund einer
Kollision
mit dem Neuseeländer Jon-Paul Tobin (NZL-1) in der 10. Wettfahrt,
in den letzten beiden Rennen nicht mehr die volle Leistung bringen, die Bronzemedaille
jedoch verteidigen.
Zurück in Deutschland lässt Toni die WM Revue passieren:
"Da ich vor
der WM nicht so richtig viel Leichtwindpraxis hatte und ich wusste, dass ich
bei viel Wind doch eher größere Chancen habe ein gutes Ergebnis zu fahren, war
es eigentlich von Anfang an ein riesen Gebange, ob denn nun Wind kommt oder nicht.
Als es dann aber gleich am Anfang schon bei wenig Wind ganz gut geklappt hatte,
fiel mir echt ein riesiger Stein vom Herzen! Zusätzlich ist es ja dann auch noch
richtig windig geworden, so dass ich meinen guten Speed voll ausspielen konnte.
Große Fehler habe ich bis auf einen Lauf praktisch auch keine gemacht, so dass
ich am Ende sehr konstante Ergebnisse hatte.
Ich hatte aber bei dieser WM auch
einen riesigen Vorteil - ich hatte wirklich überhaupt keinen Druck, keiner hat
was von mir erwartet und das kam mir echt zugute! Ich war jeden Abend nach den
Rennen sooo happy! Das war unglaublich! Es war auch ein so super Gefühl, weil
sich wirklich jeder mit mir gefreut hat - ein Kompliment von dem, eins von dem
usw. - das war klasse und hat mich so krass für jeden neuen Tag motiviert, dass
es eigentlich gar nicht mehr schief gehen konnte. Als der Event dann zu Ende
war, konnte ich es überhaupt nicht fassen!!! Ich hab mich gefreut wie ein kleiner
Junge. Auch jetzt ist noch alles so schwammig, irgendwie noch überhaupt nicht
greifbar für mich. Denn eigentlich war das große Ziel für mich ja Peking 2008
und nicht Athen 2004. Sicher habe ich super hart trainiert, um vielleicht doch
noch die Überraschung zu schaffen, aber dass es dann wirklich klappt, dass hätte
ich nie gedacht!!!
Leid tut es mir aber dennoch auch für Alex! Denn er hat sich
sooo weit unter
Wert geschlagen, ich weiß nicht was mit ihm los war. Echt schade!"
Auch Wilhelm's
schweizer Trainingspartner Richard Stauffacher (SUI-31) konnte seine NOK-Kriterien
(Top 19 Nationen) erfüllen und sicherte sich ebenfalls die Olympiateilnahme für
Athen. Das hochmotivierte, seit über einem Jahr eingespielte Team kündigte an,
jetzt erst richtig angreifen zu wollen und sich gegenseitig bis zu den Spielen
im August zu pushen. Daher ist einer der ersten Schritte von Wilhelm zurück in
Deutschland, einen Urlaubssemesterantrag an der Uni Kiel einzureichen und das
Studium Diplom Sportwissenschaft vorerst auf Eis zu legen, um die letzten Monate
bis Olympia maximal nutzen zu können.
Bei den Frauen dominierte von Anfang bis
Ende die Italienerin und Grande Dame des Windsurfens Alessandra Sensini (ITA-25),
die bereits zwei Rennen vor Schluss und mit beachtlichen 36 Punkten Vorsprung
zur
zweitplatzierten Neuseeländerin Barbara Kendall (NZL-62) und 50 Punkten Vorsprung
zur drittplazierten Französin Faustine Merret (FRA-9) den Weltmeistertitel gewann.
Aus deutscher Sicht rutschte bei den Frauen die Berlinerin Romy Kinzl (GER-61)
unverschuldet
und buchstäblich in letzter Sekunde von Platz 12 auf 13 ab, womit sie das
ersehnte Top 12 NOK-Kriterium verpasste. Grund war die Französin Jeanne Mailhos
(FRA-35), welche am vorletzten Regattatag nach einem Zusammenstoß mit der Schweizer
Surferin Anja Kaeser (SUI-1) im 9. Rennen einen Antrag auf Wiedergutmachung gestellt
hatte. Obwohl Mailhos auch das 10. Rennen im Anschluss komplett absolviert hatte, überzeugte
sie die Jury mit ihrem Bericht, nach dem Zusammenprall körperlich nicht mehr
fit gewesen zu sein. Für beide Rennen erhielt die Französin einen Mittelwert,
wodurch sie vom 13. auf den 10. Platz sprang und somit die Berlinerin vom entscheidenden
zwölften verdrängte.
Auch Silbemedaillengewinnerin aus Sydney Amelie Lux (GER-82)
hatte Probleme und enttäuschte mit einer mageren Leistung im Gesamtklassement
auf Platz 34. Zwar erfüllte Lux letzte Saison zweimal die NOK-Kriterien (5.
Platz bei der Europameisterschaft in Mondello, Sizilien und 5. Platz bei den
Pre-Olympics in Athen), jedoch muss sie in diesem Jahr in einem international
hochkarätigen Feld ihren Olympiastatus bestätigen. Somit wird die entgültige
Entscheidung um die Vergabe des Olympiatickets bei den Frauen nach der Europameisterschaft
Anfang Juni im polnischen Sopot erwartet.
Ergebnisse
Herren:
1. J. Bontemps (FRA, 21P.)
2. P. Miarczynski (POL, 27P.)
3. N. Huguet (FRA, 36P.)
...
8. T. Wilhem (GER, 63P.)
14. M. Martin (GER, 93P.)
22. N. Auriol (GER, 145P.)
35. R. Stauffacher (SUI, 201P.)
51. A. Baronjan (GER,
331P.)
85. A. Sandrieser (AUT, 489P.)
Ergebnisse Damen:
1. A. Sensini (ITA,
14P.)
2. B. Kendall (NZL,
50P.)
3. F. Merret (FRA, 64P.)
...
13. R. Kinzl (GER, 136P.)
23. A. Kaeser (SUI, 180P.)
34. A. Lux (GER,
263P.)
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